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Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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nicht weit vom Wasserwerk. Fangt gleich mit dem Kartoffelgraben an! Wir kommen dann nach und helfen euch.«
    »Jawohl!«, erwiderte Karl Benz. »Vorwärts, marsch!«, kommandierte er und setzte sich an die Spitze seiner Mannschaft. Sie marschierten ab und verschwanden um die Ecke der Langengasse.
    »Warum geht ihr nicht gleich mit?«, fragte Max Pfauser.
    »Wir können doch die Kartoffeln nicht in der Hosentasche zurückbringen«, sagte Thomas.
    Max Pfauser machte ein dummes Gesicht. »Herrje!«, rief er. »Das stimmt! Was wollt ihr aber tun?«
    »Das wirst du gleich erleben«, erwiderte Thomas. »Komm mit! Du kannst uns helfen.«
    Max Pfauser war mächtig neugierig. Dicht beim Gendarmerieamt liegt Frau Weißmüllers Geschäft. Wir schlossen auf und gingen durch den Laden zur Hintertür. Von dort gelangten wir auf den Hof. Neben dem Stall befindet sich ein kleiner offener Wellblechschuppen; dort ist das Auto untergebracht. Es ist ein kleiner altmodischer »Apollo« mit einem Kastenbau für die Milchkannen. Die Schaltung und die Handbremse sind außen am Führersitz. Einen Anlasser hat der Wagen nicht. Man muss vorne an der Kurbel drehen, wenn man den Motor anwerfen will.
    »Schieben wir den Wagen erst einmal auf den Geißmarkt«, schlug Thomas vor.
    Max Pfauser riss die Augen auf. »Ihr wollt mit dem Auto fahren?«, fragte er kopfschüttelnd.
    Marianne nickte ihm zu: »Warum denn nicht!«, erwiderte sie. »Wir müssen uns doch aus der Klemme ziehen.«
    »Steh nicht so dumm da, sondern pack mit an!«, schrie Thomas Max Pfauser an.
    Wir wollten den Wagen aus dem Schuppen herausschieben, aber er rührte sich nicht vom Fleck.
    »Der ist festgenagelt«, seufzte der dicke Paul.
    »Vielleicht ist irgendwo ein Sicherungshebel«, meinte Otto Rabe.
    »Halt!«, rief ich aus. »Die Handbremse ist angezogen!« Ich löste sie rasch.
    Jetzt kam der Wagen gleich ins Rollen. Wir dirigierten ihn zum Hoftor. Ich hatte mich ans Steuer gesetzt. Die andern schoben hinten. Max Pfauser riegelte das Tor auf, und wir fuhren das Auto glücklich auf den Geißmarkt. Als wir es auf den Platz gerollt hatten, entstand sofort ein großes Geschrei bei den Schutztruppmannschaften vor den Gebäuden. Sie kamen von allen Seiten herbeigestürzt. Alle wollten mitfahren. Aber Thomas brüllte sie zornig an:
    »Zurück auf eure Plätze! Wir können euch jetzt gar nicht gebrauchen!« Die Jungen zogen enttäuscht wieder ab.
    Ich sprang vom Fahrersitz herunter und lief an die Rückseite des Autos. »Hoffentlich ist Benzin drinnen«, sagte ich. Ich schraubte die Verschlussklappe des Benzinbehälters ab und guckte hinein.
    »Hurra!«, rief ich. »Massenhaft Benzin!« Der Benzintank war halbvoll.
    »Dann fahr los!«, sagte Thomas.
    »Ich muss mir die Geschichte erst genau anschauen«, erwiderte ich und nahm meine Brille ab, um sie sorgfältig zu putzen. Ich hatte ehrlich gesagt wenig Ahnung, wie man so ein Auto kutschiert.
    »Otto!«, bat ich. »Hol mir doch bitte rasch mein Buch: ›Das moderne Verkehrswesen‹ aus meinem Bücherschrank. Es ist der dritte Band links oben. In dem Buch sind genaue Abbildungen eines Kraftwagens.« Otto Rabe sauste los.
    Ich setzte mich wieder ans Steuer und guckte mir die verschiedenen Fußpedale und Handhebel an. Thomas, Marianne, Heinz und Max Pfauser gaben mir gute Ratschläge.
    Thomas sagte: »Zuerst musst du den Motor in Schwung bringen!«
    »Sehr schlau!«, sagte ich. »Aber wie?«
    »Man dreht hier vorne an der Kurbel«, rief Heinz Himmel eifrig.
    »Das weiß ich, du Schafskopf«, erwiderte ich gereizt. »Aber vorher muss man die Zündung anstellen.«
    »Die ist bestimmt am Armaturenbrett«, meinte Thomas.
    »Weiß ich auch«, sagte ich. Ich studierte das Armaturenbrett. Da waren der Tachometer, eine Uhr und zwei andere komische Messinstrumente mit Zeigern. »Wahrscheinlich für Öl und Benzin«, dachte ich mir. Dann gab es noch eine kleine runde schwarze Schalterdose mit einem Hebel. Ich probierte daran herum und schaltete den Hebel nach rechts hinüber. »Paul, dreh mal an der Kurbel!«, rief ich.
    »Warum ich?«, erwiderte der dicke Paul erschrocken. »Das soll gefährlich sein, wenn die Kurbel zurückschlägt.«
    »Feigling!«, sagte Max Pfauser und schob ihn beiseite. Er drehte mit Aufbietung aller Kräfte die Kurbel mehrere Male herum. »Uff!«, stöhnte er, »das geht aber verteufelt schwer!«
    Thomas löste ihn ab und drehte wie ein Wilder. Er wurde ganz rot im Gesicht vor Anstrengung, aber der Motor sagte nicht einmal

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