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Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Pieps. Wir waren ratlos. Die anderen stellten sich wieder zu mir und schauten ins Innere des Autos.
    »Was sind denn das für zwei Fußpedale da unten?«, fragte Max Pfauser. Er zeigte auf die beiden Pedale unten, neben dem Steuer.
    »Das ist die Fußbremse!«, schrie der dicke Paul. »Das linke Pedal bremst die linken Räder, das rechte die rechten!«
    »Idiot!«, fuhr ich ihn an. »Nur eins ist die Fußbremse. Das andere ist zum Auskuppeln!«
    »Welches denn?«, fragte Marianne und machte neugierige Augen. »Das werde ich schon merken«, erwiderte ich.
    »Zum Gasgeben dient der Blechknopf da unten«, sagte Thomas. Ich nickte zustimmend.
    »Das ist alles in Butter«, brummte ich. »Aber zuerst muss man den Motor in Gang bringen.«
    »Versuchen wir es noch mal!«, seufzte Max Pfauser und drehte wieder an der Kurbel.
    Die Maschine blieb stumm wie ein Grab. »Da stimmt was nicht!«, sagte der dicke Paul geistreich.
    »In deinem Oberstübchen stimmt was nicht!«, fauchte ich den dicken Paul an. Ich war wütend. Es ärgerte mich sehr, dass es nicht gleich klappte. Ich nahm mir fest vor, so rasch wie möglich Autofahren zu lernen.
    Zum Glück kam Otto Rabe angeflitzt. Er brachte mir das Buch. Ich schlug es auf und suchte mir das Kapitel über Kraftwagen heraus.
    »Ich Esel!«, rief ich. »Wir haben den Zündschlüssel vergessen!«
    »Wo ist denn der Schlüssel?«, fragte Marianne.
    »Das ist es ja!«, stöhnte ich. »Der Schlüssel ist nicht da!«
    »Vielleicht finden wir ihn«, meinte Thomas.
    Wir durchkramten das ganze Auto, aber im Wagen war er nicht.
    »Schauen wir in Frau Weißmüllers Wohnung nach«, schlug Marianne vor. Sie rannte rasch ins Haus. Die andern setzten ihr nach. Ich blieb sitzen und probierte inzwischen die Gänge aus. Plötzlich hörte ich Hurrageschrei, und Marianne kam aus dem Milchladen gesaust. Sie hatte einen Schlüsselbund im Nachttisch von Frau Weißmüller entdeckt. »Hier ist ein ganz kleiner Schlüssel!«, rief sie. »Das ist er vielleicht!«
    Ich steckte den kleinen Schlüssel in das Loch der schwarzen Schaltdose. Er passte. Ich drehte ihn um. Ein kleines rotes Licht leuchtete auf.
    »Alles in Ordnung!«, schrie ich. Max Pfauser drehte wieder an der Kurbel. Mit einem Mal brummte es unter der Motorhaube. Die Maschine lief. Die Kinder tanzten vor Freude darum herum.
    »Abfahren! Abfahren!«, brüllte Marianne.
    Sie wollten alle in den Wagen klettern, aber Thomas hielt sie zurück. »Geheimrat soll erst eine Probefahrt machen«, sagte er. »Sicher ist sicher!«, fügte er hinzu.
    »Weg da vorn!«, schrie ich und drückte auf den Signalknopf. Es tutete mächtig. Marianne, der dicke Paul, Heinz Himmel und Max Pfauser sprangen erschrocken beiseite; Thomas schwang sich rasch auf das Trittbrett. Ich trat mit dem linken Fuß auf das linke Pedal und mit dem rechten auf den Gashebel. Dann schaltete ich den Gang ein und gab ordentlich Gas. Das Auto fuhr aber nicht ab.
    »Du musst das linke Pedal loslassen!«, schrie Thomas mir zu.
    Ich nahm den Fuß weg. Der Wagen machte einen Satz nach vorn, und Thomas klammerte sich an mir fest. Ich trat erschrocken auf die Fußbremse. Im gleichen Augenblick ging der Motor aus. Ich hatte ihn »abgewürgt«, wie der technische Ausdruck dafür lautet. Max Pfauser musste wieder den Motor andrehen. Ich trat auf die Kupplung, schaltete den Gang ein, gab Gas und ließ die Kupplung los. Der Wagen fuhr – aber jetzt rückwärts. Ich hatte irrtümlich den Rückwärtsgang eingeschaltet.
    »Du fährst ja rückwärts!«, schrie der dicke Paul entsetzt.
    »Das merk’ ich, du Dummkopf!«, brüllte ich zurück. Ich trat wieder auf die Bremse und nahm das Gas weg. Doch das Auto fuhr zu meinem Entsetzen weiter rückwärts.
    »Anhalten! Anhalten!«, rief Thomas.
    »Ich kann nicht!«, schrie ich. Ich war völlig verdattert, dass die Karre, ohne dass ich Gas gab, weiter rückwärts fuhr. Ich blickte mich um und entdeckte, dass das Auto langsam aber sicher auf den Matthäusbrunnen zusteuerte.
    Thomas, Max Pfauser, Heinz, Paul, Otto und Marianne klammerten sich vorne an den Kühler und versuchten verzweifelt, den Wagen zum Stehen zu bringen.
    Der Motor war stärker als sie. Das Auto ließ sich nicht aufhalten und kam dem Brunnen immer näher und näher.
    »Schutztruppe zu Hilfe!«, schrie Thomas gellend über den Platz. Von allen Seiten kamen die Wachmannschaften herbeigeflitzt. Sie hängten sich vorne an das Auto, stemmten sich hinten dagegen, aber die Katastrophe war nicht mehr

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