Tims gefährlichster Gegner
dem
TKKG-Häuptling mulmig zumute. Gabys Augen hatten sich geweitet vor Angst. Er
blickte nach unten. Drei Fingerbreit über dem Knöchel waren die Jeans an der
Außenseite durchlöchert. Einschussloch, Ausschussloch. Zwei Zentimeter näher,
und es hätte sein Bein erwischt.
Tim leckte sich über die
Lippen. »War das ein Fehlschuss oder Präzision ( Genauigkeit )?«
»Eine Warnung, Hosenkacker.« Er
wedelte mit der Waffe. »Das ist zwar nur Kleinkaliber, aber ziemlich gefährlich
in meiner Hand.«
Er wandte sich an Biju. »Wir
nehmen alles mit, was in der Auslage ist, den ganzen Brillantschmuck.« Er
öffnete die linke Faust und ein zusammengepresster Beutel aus dünnem
Leinenstoff kam zum Vorschein.
Bijus Stimme zitterte. »Dann...
bin ich ruiniert.«
»Quatsch! Du bist versichert.«
»Aber... aber nicht
ausreichend.«
»Dein Fehler.«
Der Kleinere kam jetzt heran
und Tim fiel etwas auf. Täuschte er sich? Nein. Da war ein ganz leichtes
Hinken. Scheinbar entmutigt senkte er den Kopf und sah dem Typen auf die Füße.
Der trug zwar den gleichen beigen Anzug, den gleichen Hut und eine ähnliche
Krawatte wie sein schießfreudiger Komplize, aber andere Schuhe. Am linken war
die Sohle mindestens doppelt so dick und der Absatz erhöht, dreifach.
Du hast ein kürzeres Bein,
Eisgesicht Nummer zwei, dachte Tim. Und das ist bis jetzt niemandem
aufgefallen, jedenfalls nicht den hiesigen Opfern. Könnte ein wichtiger Hinweis
für Kommissar Glockner sein.
Nummer zwei hatte seine Pistole
weggesteckt und den Beutel übernommen. Mit kaum merklichem Humpeln bewegte er sich
von Vitrine zu Vitrine und sammelte die Kostbarkeiten ein. Dabei geriet er nie
in die Schusslinie zwischen Gaby und seinem Komplizen, denn der hatte die
Pistole jetzt ausschließlich auf Tims Freundin gerichtet, auf ihre Beine.
Dreckiger Saukerl!, dachte Tim.
Du bist schlau. Du hast bemerkt, wie ich Pfote ansehe. Du hast meine Besorgnis
erkannt. Und jetzt hältst du mich damit im Zaum, indem du Gaby bedrohst.
»Schön brav sein, Hosenmatz!«
Nummer eins schien unter seiner Maske zu grinsen. »Sonst muss deine Freundin es
büßen.«
»Ich rühre mich nicht.«
»Kluger Hosenmatz!«
Bijus Blicke folgten Nummer
zwei. Mit klick und klirr füllte sich der Leinenbeutel. Er war dunkelbraun und
hatte einen Aufdruck. Kalter Schweiß war Biju auf die Stirn getreten. Vitrinen
und Auslagen wurden leer geräumt.
Nummer zwei trat zu Gaby. »Die
Ohrringe!«
Sie gab ihm die Cabochons. Sie
verschwanden im Beutel.
»Und den!« Er griff an ihr Ohr.
»Bitte nicht!«, wehrte sich
Gaby. »Das... ist ein Geschenk. Außerdem — was nützt Ihnen der eine?!«
»Her damit!«
Gaby schluckte. Tim sah, wie
sie gegen Tränen ankämpfte, und das Herz tat ihm weh für einen Moment. Aus dem
Augenwinkel schielte er zu Nummer eins hin. Der Typ stand zu weit entfernt, als
dass er ihn hätte angreifen können, ohne Gaby oder sich selbst zu gefährden.
Und der Kerl schien zu lachen. Jedenfalls war da ein Beben in der
Zwerchfellregion.
Es soll uns demütigen, dachte
Tim. Das steckt dahinter.
»Warum lassen Sie meiner
Freundin nicht den Ohrring? Sie hat doch Recht. Einen einzelnen Ohrring können
Sie nur einer Einohrigen schenken. Sieht so Ihre Braut aus?«
»Noch ein Wort, Hosenmatz, und
du hast eine einohrige Freundin.«
Tim schwieg. Wir sehen uns
wieder, dachte er. Und dann kannst du nicht zur Pistole greifen. Die Zeit lasse
ich dir nicht.
Gaby hatte den reparierten
Ohrring abgenommen. Auch er wurde eingesackt.
Tims ausdrucksloser Blick glitt
über die weiße Schrift auf dem braunen Beutel. Endlich hielt Nummer zwei ihn
lesegerecht. Doch weil der Stoff sich jetzt bauschte, konnte Tim nur Bruchstücke
erkennen.
»... 3 ... LTL...«, entzifferte
er und: »... Vilni...« Das Wort setzte sich fort, aber die nächsten Buchstaben
lagen hinter der Rundung.
3 LTL, Vilni...! Hm!, dachte
Tim. Im Moment sagt mir das gar nichts. Natürlich eine fremde Sprache.
Irgendwie osteuropäisch.
Nummer eins deutete zu der Tür
im Hintergrund. »Was ist dort?«
»Mein... mein Büro.« Biju hatte
seine Stimme nicht unter Kontrolle.
»Gehört das vergitterte Fenster
zu dem Raum?«
»Ja. Es ist das einzige
Fenster.«
»Gibt es eine Hintertür?«
»Ja. Sie führt zum Hof. Auch
sie ist einbruchsicher.«
»Dann bist du ja gut gewappnet,
wenn die Räuber kommen.«
Der Juwelier erwiderte nichts.
»Du hast Schlüssel zu beiden
Türen?«, fragte Eisgesicht Nummer eins.
»Ja.«
»Dann rein mit
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