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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Damit meine ich nicht
den kleinen Geldbeutel, sondern Prolls mit üblen Manieren. Manche hatten es darauf
angelegt. Wollten die schweren Brillantketten anprobieren, haben sich eine
halbe Stunde amüsiert und dann Ohrringe für acht Euro gekauft. Wenn überhaupt.«
    Tim nickte. »Logo. Manche
Juweliere haben ja schon einen bewaffneten Türsteher an der Pforte.«
    »Eigentlich finde ich das ein
bisschen übertrieben. Aber wer weiß. Zurzeit haben wir hier eine Serie von
Raubüberfällen. Vielleicht habt ihr’s in der Zeitung gelesen. Die Presse nennt
sie Eisgesichter.«
    »Wegen ihrer coolen Masken«,
sagte Gaby.
    »Da fällt mir ein«, rief Biju,
»ich habe ja noch die grünen Cabochons. Es sind synthetische Steine, also
künstlich hergestellt. Sie sehen wie echt aus, sind aber nur die Chemie wert,
aus der sie bestehen. Ein Paar dicke grüne Ohrringe müsste noch da sein. Der
Laie würde sie für Smaragde (grünfarbige Edelsteine ) halten.«
    »Also doch ziemlich teuer«,
sagte Tim.
    »Aber nein. Bei mir haben sie
20 Euro gekostet.«
    Das wollte ich wissen, dachte
Tim, ohne eine Miene zu verziehen. Nur für den Fall, dass er uns wieder mit dem
Nulltarif kommt.
    »Pfote«, sprach er zu ihrem
Rücken, denn sie war noch mit ihrem Spiegelbild beschäftigt. »Wäre das was für
dich?«
    »Ich habe doch die goldenen.«
    »Ohrringe sind ja nicht wie
mein einsamer Blazer. Ohrringe kann, nein muss man auch mal wechseln. Ich weiß
zwar nicht, ob Smaragdnachbildungen zu den blausten Augen der Welt passen, aber
schauen wir doch mal.«
    Biju schmunzelte unaufhörlich,
während er aus einer Schublade im Hintergrund den Karton hervorkramte, der das
letzte Exemplar seiner Modeschmuck-Kollektion enthielt.
    »Sehr hübsch!«, meinte Tim.
    Gaby steckte sich einen ans
rechte Ohr. »Ja, seeehhhr hübsch. Zu meinen Augen passen sie zwar nur, wenn ich
sie zukneife oder blinzele, aber zu meiner grünen Jacke passen sie
ausgezeichnet.«
    »Ich schenke sie dir«, sagte
Tim.
    »Die bekommt ihr natürlich...«
Biju wollte »umsonst« sagen, aber Tim fiel ihm ins Wort.
    »... für schlappe 20 Euro, Herr
Biju. Okay?« Er hatte das Geld schon in der Hand und legte es auf den Tresen.
    »Lieben Dank, Häuptling«,
flötete Gaby. »Das Bussi kommt gleich.« Sie sah in den Spiegel, wollte den
reparierten Goldohrring abnehmen und den zweiten Cabochon anstecken.
    Hinter Tim wurde die
Eingangstür geöffnet. Biju, der sie im Blick hatte, schien zu erstarren. Die
Kette, die er zufällig in der linken Hand hielt, klirrte in dem Rhythmus, wie
er jetzt zu zittern begann.
    O weh!, dachte Tim und drehte
sich um.
    Sie waren zu zweit. Sie waren
sich sehr ähnlich. Tim hätte nicht sagen können, welchen der beiden er vorhin
draußen gesehen hatte auf der anderen Straßenseite. Beide hielten Pistolen. Der
eine verharrte beim Eingang, der andere kam näher. Der beim Eingang war etwas
kleiner, wusste gut Bescheid und drückte auf einen Schalter neben der Tür.
Augenblicklich sanken helle, lichtdurchlässige Jalousien an der Innenseite des
Schaufensters und an der Glastür herab. Der Typ bückte sich und schob einen
kleinen Metallkeil unter die Tür.
    Perfekt!, dachte Tim. Kein
Kunde kann eintreten. Niemand kann hereinsehen. Die Eisgesichter! Tragen
fleischfarbene Masken, die fast wie echte Gesichter aussehen — aber mit
Stubenhockerteint.
    Der Größere hatte herrisch mit
der Pistole gewinkt. Tim und Biju hoben die Hände. Gaby war herumgefahren und
kiekste wie eine erschrockene Maus.

    »Keine Dummheiten!«, warnte der
Größere mit nasalem Tonfall. »Sonst gibt’s eine Kugel ins Bein. Unsere Waffen
haben eingebaute Schalldämpfer.«
    »Meinem Bein ist das völlig
egal«, sagte Tim.
    »Uns aber nicht. Draußen würde
man die Schüsse nicht hören. Ihr habt eure Chance gehabt, ihr beiden. Wir haben
lange gewartet, dass ihr endlich wieder rauskommt und geht.«
    »Tut uns schrecklich Leid«,
erwiderte Tim. »Ich habe Sie zwar draußen gesehen. Aber hätte ich geahnt, dass
Sie einen Überfall vorhaben, hätten wir Ihre Geduld nicht strapaziert.«
    »Du hast gute Nerven, wie?«
    »Das täuscht. Eben habe ich mir
in die Hose gemacht.«
    »Hüte deine Zunge! Sonst
schieße ich dir ganz zum Spaß in die Knochen.«
    Er senkte die Pistolenmündung
und krümmte den Finger. Der Schuss klang nicht lauter als ein leichter
Hammerschlag auf Metall. Tim spürte einen Ruck ganz unten am Hosenbein. Dann
schlug die Kugel in den hölzernen Tresen ein.
    Für zwei Sekunden war

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