Tims gefährlichster Gegner
»Wir
suchen zwei Juwelenräuber. Sie haben Herrn Biju überfallen und auch uns
ausgeplündert. Beide sind mit Pistolen bewaffnet. Vielleicht sind sie hier
vorbeigekommen.«
Sabine riss die Augen auf. Gaby
beschrieb die Gangster. Tim fügte ergänzend an, dass sie sich vielleicht
verwandelt hätten und wie das aussehen könnte.
Sabine hatte mehrmals die Stirn
gerunzelt und wieder geglättet, dachte angestrengt nach und schüttelte dann den
Kopf.
»Ich kann mich nicht erinnern.
Hier sind die nicht gewesen. Ich achte ja sehr auf die Passanten. Aber solche
wie die sind mir nicht aufgefallen. Außerdem können sie ja sonst wie aussehen,
wenn ich Tim richtig verstanden habe. Den einzigen Hinkefuß, den ich gesehen
habe, das war der alte Herr Wornankle. Aber der ist schon 94 und war früher
Religionslehrer.«
Tim presste die Zähne
aufeinander, stemmte die Fäuste in die Hüften und senkte den Kopf. »Es hat
keinen Sinn, Gaby. Wir erwischen sie nicht. Jetzt ist schon zu viel Zeit
vergangen und die laufen bestimmt nicht im Kreis.«
Sabine wollte Einzelheiten
wissen und wurde rundum versorgt.
»Ich habe nicht auf unsere
Handys geachtet«, fiel Tim ein. »Ob sie die tatsächlich zurückgelassen haben
bei Biju? Na ja, der hat garantiert inzwischen deinen Vater verständigt,
Pfote.«
Gaby nickte und Tim sah in
ihren Augen die Trauer um den Verlust des Ohrrings.
»Du kriegst ihn wieder«,
tröstete er sie und legte den Arm um ihre Schultern. »Ich meine den Ohrring.
Und auch die Cabochons kommen zu dir zurück.«
Gaby lächelte kläglich.
»Manche Tage sind irre«, sagte
Sabine. »Wir hatten — kaum dass ihr weg wart — so einen verrückten Typen im
Laden. Der Kerl war richtig unverschämt. Und wisst ihr, worum es ging? Der Typ
wollte nichts kaufen, sondern nur unbedingt wissen, wer sich im vorigen Sommer
den CV-Anzug zugelegt hat. Von dem Designeranzug habe ich euch ja erzählt. Mama
hat natürlich nichts verraten. Wohin kämen wir denn, wenn wir unsere Kunden
preisgäben? Noch dazu so einem Typen. Anfangs hat er sich zwar beherrscht, aber
dann stand ihm richtig der Schaum in den Mundwinkeln.«
Wie bei dem Typen, der jetzt
drei Schritte hinter Sabine seinen Cappuccino schlürft und rund um den
Sabberschlitz mit Milchschaum beklebt ist, dachte Tim amüsiert. Mann! Wenn du
damit nicht fertig wirst, dann nimm lieber einen Espresso.
Sabine drehte dem Typen den
Rücken zu, sonst wäre ihr die eigene Bemerkung vielleicht peinlich gewesen. Der
Mann war soeben mit seiner Tasse aus dem Kaffeeausschank Superbohne gekommen und hatte sich an den nächstgelegenen Stehtisch gestellt. Er war in
Hörweite. Wäre der Raubüberfall noch Thema gewesen, hätte Tim das Gespräch
unterbrochen. Aber das war nicht mehr nötig. Beiläufig, also ohne Absicht oder
Anlass, nahm Tim wahr, wie der Typ aussah: groß, athletisch, blond, etwa Mitte
30. Sein Teint wirkte etwas ungesund, als hätte der Mann gerade erst eine
schwere Frühjahrsgrippe überstanden oder wochenlang im Keller gearbeitet. Er
trug schicke Klamotten.
»...wäre voll peinlich«,
plapperte Sabine, »wenn wir das täten.«
»Du meinst den tollen
Designeranzug«, fragte Gaby, »den Krummi gekauft hat?«
»Genau den. Der Typ war richtig
unverschämt.«
Tims Gedanken waren bei den
Gangstern. Der CV-Anzug interessierte ihn nicht die Bohne. Doch aus Höflichkeit
fragte er: »Weshalb wollte er das wissen?«
»Die Sache wäre ein Versehen.
Der Anzug wäre versehentlich zu uns gebracht worden. Er, der Typ, wolle ihn
zurückkaufen.«
»Wie bitte?«, fragte Gaby.
»Zurückkaufen nach fast einem Jahr? Der spinnt doch.«
»Finde ich ja auch«, nickte
Sabine.
»War an dem Anzug was
Besonderes?«, fragte Tim.
»Beste Qualität. Sonst nichts.
Krummi wird ihn jetzt im Sommer sicherlich regelmäßig tragen.« Sabine lachte.
»Also mindestens einmal im Monat.«
Tim und Gaby lachten mit. Der
Blonde hatte seinen Cappuccino ausgetrunken, brachte die leere Tasse in den
Ausschank zurück und tauchte nicht wieder auf.
Für Tim und Gaby war die
Verfolgung beendet. Sie gingen zu Biju zurück. Vor dem Geschäft standen zwei
Polizeifahrzeuge. Gaffer hatten sich versammelt. Ein uniformierter Polizist
wachte am Eingang, erkannte Gaby und ließ die beiden durch.
Wie nicht anders zu erwarten,
waren Kommissar Glockner und sein ausgeflippter Assistent Inspektor Bienert,
genannt Wespe, eingetroffen. Gaby fiel ihrem geliebten Papi in die Arme. Und
Tim konnte nachempfinden, was den Kommissar jetzt
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