Tina und Tini 02 - Tina und Tini stehen vor neuen Raetseln
Tina. „Na, wenn der Besitzer darauf wartet, daß hier einer vorbeikommt und das Schild sieht, kann er sich sauer einkochen lassen.“
„Sicher hängt vorne am Grundstück noch eins. Neu ist es jedenfalls nicht, scheint sich wohl keiner dafür zu interessieren“, meinte Tini.
„Was ist denn das?“ Kit war weiter am Ufer entlanggerudert und bremste vor den weit ins Wasser herunterhängenden Zweigen einer Trauerweide das Boot ab.
Tobbi richtete sich auf und teilte den dichten Vorhang aus Blättern. „Ich werd verrückt — das ist ein Hausboot!“
„Das war ein Hausboot“, verbesserte Tini. „Schau dir doch an, wie es aussieht! Völlig verkommen!“
„Das muß ich mir ansehen“, sagte Kit, zog die Ruder ins Boot und angelte sich am anderen Boot hoch. Prüfend klopfte er das Holz ab. „Verfault ist es noch nicht. Nur gestrichen müßte es werden.“
„Und sauber gemacht.“ Tini war hinter ihm hergeklettert und betrachtete angeekelt Spinnweben und Staub. „Wem es wohl gehört? Dem würde ich vielleicht was erzählen! So ein schönes Schiff so verkommen zu lassen!“
„Vielleicht gehört es gar niemandem...“, sagte Tina und rubbelte ein wenig an den verschmutzten Messingbeschlägen.
„Wie meinst du das?“
„Na ja — es gibt doch auch Leute, die ihre alten Autos einfach im Wald stehenlassen, statt sie auf den Schrottplatz zu fahren.“
„Das würde ja bedeuten, daß wir...“
„...es uns nehmen können. Ganz richtig, lieber Bruder!“
Kit strahlte. „Kinder, das ist die Idee! Das muß doch phantastisch sein, auf einem Boot zu leben, zu essen, zu schlafen — nachts von den Wellen geschaukelt zu werden, wenn man im Bett liegt...“
„In der Koje...“, verbesserte Tini.
Tobbi hatte in der Zwischenzeit mit viel Kraftaufwand die verquollene und verklemmte Tür zum Inneren des Bootes aufbekommen.
Drinnen roch es nach Moder und Schimmel. Tina drängte sich an ihm vorbei und inspizierte die Räume.
„Genau richtig für uns — zwei Schlafzimmer mit vier Betten!“ stellte sie zufrieden fest. „Und die niedliche Küche müßt ihr sehen!“
„Kabinen und Kojen!“ sagte Tini mit einem verzweifelten Augenaufschlag gen Himmel. „Und die Küche nennt man in der Seemannssprache Kombüse!“
„Also gut, Kombüse. Einen richtigen kleinen Herd hat sie, da können wir kochen!“
„Das Gas ist doch sicher alle, nach so langer Zeit. Besser, wir nehmen einen Campingkocher. Habt ihr so was?“ Kit schien was von der Sache zu verstehen.
„Nun mal langsam, Leute“, dämpfte Tobbi ihre Begeisterung, „erst müssen wir den Kahn ja mal herrichten. Da haben wir ein schönes Stück Arbeit vor uns.“
„Macht nichts, ich freu mich drauf!“ sagte Kit. „Und wenn ich je wieder fliehen und mich irgendwo verstecken muß, werde ich hierhergehen.“
„Zu dumm, daß Mutti morgen mit uns wegfahren will — ich wünschte, wir könnten gleich mit der Arbeit anfangen!“
„Wir müssen heim“, mahnte Tobbi , „sonst kommt Kit zu spät.“
„Wie heißt unser Pott eigentlich“, fragte Tini, als sie alle wieder in ihrem Boot saßen. „Schau doch mal nach!“ Kit ruderte um das Hausboot herum.
„Schwarzer Schwan“, las Tobbi stirnrunzelnd und betrachtete die ehemals weißen, nun schmutzig grauen Bordwände. „Der Name paßt wenigstens zu seinem jetzigen Zustand.“
Es war höchste Zeit für Kit. Er schaffte es gerade noch, den Eingang wieder sorgfältig abzudecken und aus der Weißdornhecke zu kriechen, da hörte man Frau Schuster schon vom Hause her schimpfen. Tina beobachtete mit Herzklopfen, wie Kit sich aus dem Pavillon ein dort verstecktes Buch griff und zur Veranda schlenderte, als hätte er seit Stunden nichts anderes getan, als gelesen.
„Scheint gerade noch gutgegangen zu sein“, berichtete sie den anderen, als sie vom Hochsitz hinunterkletterte. „Jetzt laßt uns eine Liste machen, was wir zum Putzen und Renovieren alles brauchen.“
Auf der Veranda fanden sie Frau Greiling nachdenklich über einen Brief gebeugt.
„Ist was passiert, Mutti?“ fragte Tina besorgt, die sofort die Handschrift des Vaters auf dem Brief erkannt hatte.
„Ich weiß nicht, was ich tun soll...“ Frau Greiling lächelte zaghaft. „Vater fragt an, ob wir uns treffen könnten. Er ist für einen Tag in Zürich, zu einer sehr wichtigen Besprechung, und meint, ich könne mit der ersten Maschine kommen und am nächsten Abend zurückfliegen...“
„Das ist doch prima!“
„Selbstverständlich fliegst
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