Tina und Tini 05 - Die geheimnisvolle Rumpelkammer
auf.
Berni half ihm hinüber.
„Fabelhaft! Man hat überall Deckung!“ lobte Tobbi . „Ich konnte ungesehen bis ans Haus ran. Unser Freund Piepenhahn scheint wirklich allein in dem großen Haus zu wohnen. Ich habe durchs Fenster in die große Bibliothek geschaut. Da saß er mit Hosenträgern vor dem Kamin und trank Wein. Und unten in dem Kellerraum scheint er sein Atelier zu haben, da steht alles voller Farben und Pinsel, und an den Wänden lehnen Bilder. Viel konnte ich im Dunkeln nicht unterscheiden — aber auch eine Staffelei war zu erkennen.“
„Ich hätte große Lust, mir diesen Herrn Konsul mal aus der Nähe anzuschauen. Was meinst du, Tini?“ Tina sah die Freundin herausfordernd von der Seite an.
„Hm — und was sagen wir?“
„Nun, wir könnten Autogramme von Staatsmännern sammeln und den Herrn Konsul bitten, uns eines aus... aus…“
„ Bistagoa !“
„…aus Bistagoa zu verschaffen.“
„Also gut, versuchen wir’s. Drückt uns die Daumen!“ Tini zupfte sich die Haare zurecht und strich sich ein paar Fusseln von der Jacke, ehe sie auf den Klingelknopf drückte.
„Schaut euch gut um“, mahnte Tobbi . „Jede Einzelheit kann wichtig sein!“
In der Gegensprechanlage knackste es.
„Ja bitte?“ schnarrte eine Stimme.
„Ach, verzeihen Sie bitte die Störung, aber wir...wir hätten eine Frage an den Herrn Konsul. Es geht um Bistagoa . Dürfen wir hereinkommen?“ flötete Tina.
Einen Augenblick blieb es still.
„Na schön, kommen Sie meinetwegen“, krächzte die Stimme dann wieder.
„Hals- und Beinbruch!“ flüsterte Tobbi .
Die beiden Jungen sahen mit gemischten Gefühlen, wie Tina und Tini den Weg zur Villa hinaufmarschierten und an die Tür traten.
„Gehen wir lieber in Deckung“, riet Berni, und die Jungen zogen sich hinter einen Baum zurück.
Tina und Tini standen klopfenden Herzens vor dem schweren Portal.
„Fast wie in ‘ner Kirche“, flüsterte Tina.
Da wurde die Tür geöffnet. Zuerst sahen sie nur die Livree — ein echter Butler! Mit einer Uniform, genauso, wie man es immer im Kino sah! Aber dann sahen sie das Gesicht, und es verschlug ihnen buchstäblich die Sprache! Herr Piepenhahn ! Herr Piepenhahn , der Butler des Konsuls!
Herr Piepenhahn freute sich offensichtlich über den Besuch, vielleicht langweilte er sich so allein in dem großen Haus, jedenfalls sagte er zuckersüß: „Nun? Was kann ich für Sie tun — oder darf man in eurem Alter noch ,du’ sagen?“
„Oh... eh... entschuldigen Sie bitte... ja, natürlich dürfen Sie... ich meine, wir wollten…“ Tina kam aus dem Stottern nicht mehr heraus.
„Wir hätten so gern den Herrn Konsul gesprochen“, half Tini der Freundin. „Wir haben eine... eine Bitte an ihn!“
„So? Ja — da muß ich euch leider enttäuschen. Konsul von Stanner verbringt jeden Monat höchstens eine Woche hier im Haus. Die übrige Zeit ist er auf Geschäftsreisen oder bei seiner Familie in Düsseldorf. Dort hat er auch seine Firma. Vielleicht kann ich euch helfen?“
„Ja — nun, ich weiß nicht. Wir sammeln Autogramme von Staatsoberhäuptern, und da wollten wir ihn bitten...“
„Oh, ich verstehe!“ Herr Piepenhahn lächelte breit. „Ein Autogramm vom Präsidenten von Bistagoa ! Ich glaube, da kann ich euren Wunsch erfüllen, kommt doch einen Augenblick herein.“
Herr Piepenhahn ging den Mädchen voraus in die große Halle. „Das ist ja wie in einem Schloß!“ sagte Tina begeistert. „All die kostbaren alten Möbel und Teppiche! Und die Gemälde! Der Herr Konsul muß sehr reich sein, nicht wahr?“
„Das kann man wohl sagen. Er besitzt ja auch ein Dutzend Fabriken — und eine Reederei dazu. Da kann er sich solchen Luxus leisten. Allein die Alarmanlage hat ein Vermögen gekostet!“ sagte Herr Piepenhahn .
„Schön finde ich es ja hier“, meinte Tini, „aber leben möchte ich hier nicht. Und die Gemälde — moderne sind mir lieber. Das hier ist alles so düster.“
„Nicht wahr?“ Herr Piepenhahn strahlte. „Das sage ich auch immer. Wenn ich der Konsul wäre, ich würde nur moderne Bilder an die Wände hängen. Aber jetzt will ich euch das Autogramm holen. Ihr müßt nämlich wissen, der Präsident von Bistagoa ist entsetzlich eitel. Er liebt es, Autogramme zu geben, und so haben wir immer einen kleinen Vorrat da.“
Herr Piepenhahn verschwand und kam kurz darauf mit einem Farbfoto von einem fetten Neger in Uniform wieder, auf dem sich die stolzen, etwas wirren Schriftzüge des
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