Tina und Tini 05 - Die geheimnisvolle Rumpelkammer
Mutti wird Augen
machen!“
„Jetzt müssen wir noch die Blumen besorgen und einen Kuchen backen. Eine Torte mit einer schönen Inschrift.“ Tina hängte sich bei der Freundin ein. „Und Tobbi macht inzwischen ein Gedicht.“
Tobbi öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloß ihn dann aber wieder und fügte sich in sein Schicksal. Seit er im Internat zur Abschlußfeier ein drei Seiten langes Gedicht gemacht hatte, über das sich Schüler und Lehrer gebogen hatten vor Lachen, konnte er sich solchen Aufträgen nicht mehr entziehen. Und in Gedanken begann er, nach Worten zu suchen, die sich auf ,Frau Kapitän’ und auf ,Lucia’ reimten.
Der seltsame Geburtstagsgast
„Noch eine Viertelstunde, Mutti, dann darfst du raufkommen!“ rief Tini durchs Treppenhaus.
„ Wieviel Tee soll ich in die Kanne tun, das Wasser kocht“, Tina streckte den Kopf aus der Küche. „Hast du die Streichhölzer gefunden? Die Marmelade muß noch auf den Frühstückstisch!“
„Ja doch, nicht alles auf einmal, ich komm ja schon! Ein Glück, da ist Tobbi mit den Brötchen.“
Tini machte Tobbi die Haustür auf und lief in die Küche zurück.
„Vier gehäufte Teelöffel voll Tee in die Kanne!“ kommandierte sie. „Aber spül die Kanne vorher mit heißem Wasser aus! Der Tee muß mindestens so gut werden wie bei Mutti.“
Dann ergriff sie die Schälchen mit Marmelade und ging ins Eßzimmer hinüber. Auf dem Frühstückstisch stand bereits die Geburtstagstorte von einem Kranz bunter Kerzen umringt. Daneben ein üppiger Strauß aus Moosröschen in zartem Rosa. Auf einem kleinen Beistelltisch lagen Päckchen und Pakete und ein Fächer von Briefen aus aller Herren Länder. Frau Paulsen, die schon so oft mit ihrem Mann um die Welt gereist war, hatte überall Freunde, und Tobbi hatte beim Anblick der vielen bunten Briefmarken Stielaugen bekommen.
Das Bild lag — in blumenübersätes Geschenkpapier gewickelt und mit einer großen Seidenschleife verziert — in der Mitte der Päckchen.
Tini schaute prüfend über den Tisch. „Halt, der Zucker fehlt noch. Aber sonst ist alles fertig, wir können anfangen.“
Sie holte die Zuckerdose aus dem Schrank, während Tobbi mit dem Brötchenkorb kam, gefolgt von Tina, die Tee und Milch brachte.
Tobbi stellte den Korb auf dem Tisch ab und zog eine Schachtel Streichhölzer aus der Hosentasche. Gerade als er die erste Kerze anzünden wollte, klingelte es an der Haustür.
„Nanu, wer kann das sein? Um diese Zeit?“ fragte Tina verwundert.
„Vielleicht noch ein Eilbrief. Oder ein Bote mit Blumen. Schau mal nach!“
Tina ging zur Tür und kam gleich darauf zurück. „Das ist weder der Postbote noch ein Blumenlieferant, sondern ein ganz komischer Kerl, richtig unheimlich. Komm doch mal mit, vielleicht kennst du ihn.“
Tini folgte Tina an die Tür, gerade als der Fremde ein zweites Mal auf die Klingel drückte. Tini spähte durch das kleine Seitenfenster. Den Mann hatte sie noch nie gesehen, was mochte er wollen? Für einen Bettler war er zu gut gekleidet, er trug einen dunkelblauen Mantel und einen steifen schwarzen Hut. Aber was für ein häßliches , schwammiges Gesicht er hatte! Er wirkte unrasiert, und hinter seiner dicken Hornbrille lauerten wäßrige kleine Schweinsaugen.
„Puh, was für ein Typ!“ sagte Tini, dann öffnete sie die Tür. „Ja, bitte?“ fragte sie geziert.
„Guten Morgen, mein Fräulein, Kohnekamp , mein Name. Dürfte ich Sie einen Augenblick sprechen?“ Herr Kohnekamp rückte vor, Tini verkleinerte den Spalt unwillkürlich, bereit, die Tür schnell wieder zuzuschlagen.
„In welcher Angelegenheit, bitte?“ fragte sie förmlich.
„Es handelt sich um das Bild, das Sie gestern in meinem Laden gekauft haben.“ Er sagte tatsächlich „Sie“. „Es ist da ein — nun, sagen wir - ein kleines Mißgeschick geschehen. Ich muß das Bild unbedingt zurückhaben!“
„Wie bitte?“ Tini war so erstaunt, daß sie die Haustür unwillkürlich weit aufriß und auf den Mann zutrat. Dann besann sie sich. „Lauf runter, Tina, und sag Mutti, es hätte noch eine kleine Verzögerung gegeben. Ich erledige das hier inzwischen.“
Tobbi , der das Ganze im Hintergrund mit angehört hatte, trat vor und machte Tini ein Zeichen, sie solle ihm das Gespräch überlassen.
„Kommen Sie einen Augenblick herein, Herr Kohnekamp , das müssen Sie uns näher erklären, allerdings haben wir nur fünf Minuten Zeit.“
„Mehr dürfte die Angelegenheit auch nicht in Anspruch
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