Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners
Aber drüben im Schloß hat man ja doch nirgends Ruhe. Irgendeiner stöbert einen immer auf. Und die lieben Mitschüler sind so schrecklich neugierig.“
„Wie wär’s mit einem Spaziergang? Wir laufen uns tüchtig warm“, schlug Tina vor. „Dabei können wir uns weiter unterhalten.“
„Gute Idee. Das Versteck hier oben ist doch nur was für Außentemperaturen von dreißig Grad im Schatten.“
„Welchen Weg wollen wir nehmen?“ fragte Tina, als sie heil unten angekommen waren.
„Laß uns rüber zur alten Kapelle laufen. Ich war so lange nicht dort“, schlug Tini vor.
„Wer zuerst an der Kastanie ist!“ Tobbi rannte los, als hätte jemand hinter ihm einen Knallfrosch losgelassen. Die beiden Mädchen setzten in großen Sprüngen hinter ihm her.
„Wie geht es nun weiter?“ fragte Tina, als sie an der Kastanie angelangt waren und Atem schöpften.
„Wir brauchen Beweise, für das, was wir vermuten. Und einen dieser Beweise finden wir vermutlich in der Bibliothek“, sagte Tobbi.
„O nein!“ Tina und Tini riefen es zugleich aus.
„Du willst wirklich, daß wir die ganze Bibliothek nach dem Buch durchsuchen, aus dem der Plan stammt? Da brauchen wir ja Monate!“ sagte Tina entsetzt.
„Unsinn — wir brauchen ja nur in den Büchern zu suchen, die sich mit römischer Geschichte befassen. Allenfalls noch in der Familiengeschichte der Grafen von Bergheim.“
„Eines verstehe ich nicht“, meinte Tini nachdenklich. „Man hat uns doch immer erzählt, Schloß Bergheim wäre erst im vierzehnten Jahrhundert erbaut worden. Kein Wort von einer früheren Anlage. Also scheint man doch nichts davon zu wissen. Aber wieso weiß dann Herr Kastl etwas darüber und sucht in unserer Bibliothek danach?“
„Nun — vielleicht hat er nur nach einem fehlenden Teilstück gesucht? Einem Hinweis über die genaue Lage? Vielleicht hat er sich sein Wissen aus mehreren Quellen zusammengetragen?“
„Dann können wir lange vergeblich in der Bibliothek nach einem Hinweis suchen.“
Sie waren an der alten Kapelle angekommen, die auf einer kleinen Anhöhe zwischen hohen Buchen lag und seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Hinter der zerfallenen Kirchhofsmauer gab es einen kleinen Friedhof mit der Familiengruft der Grafen von Bergheim und einer Reihe anderer Gräber, wahrscheinlich der Angestellten oder entfernter Familienangehöriger. Auch die Kapelle selbst war rundum mit Grabplatten versehen, die von der ruhmreichen Geschichte der Grafenfamilie berichteten.
Die Kapelle war normalerweise verschlossen. Um so erstaunter waren Tina, Tini und Tobbi, als sie von drinnen Klopfgeräusche vernahmen.
„Wie ist das möglich? Die Tür ist doch verriegelt?“ sagte Tina verblüfft.
„Vielleicht ist jemand durch die Sakristei hineingekommen. Sehen wir doch mal nach!“ schlug Tini vor. „Vielleicht läßt man die alte Kapelle renovieren?“
Sie gingen um die Kirche herum bis zu der windschiefen kleinen Tür, die zur Sakristei führte.
„Auch verschlossen! Das gibt’s doch gar nicht!“ sagte Tobbi kopfschüttelnd.
„ Pssst ! Hört doch mal!“
Das Klopfen war einem scharfen, kratzenden Geräusch gewichen.
„He, seht euch das an! Ich glaube, da will jemand nicht gestört werden.“ Tina wies auf ein halb offenstehendes Fenster neben der Tür zur Sakristei. Es war angelehnt gewesen, und ein Windzug hatte den Spalt vergrößert.
Tina, Tini und Tobbi sahen sich an.
„Kirchendiebe! Sicher wollen sie die Altarbilder klauen! Oder die Madonna — sie muß wahnsinnig kostbar sein!“ flüsterte Tina. „Wir müssen die Polizei verständigen!“
„Erst müssen wir uns mal vergewissern, ob es stimmt. Am Ende sind es bloß ein paar liebestolle Katzen, die da drinnen herumjagen. Das wäre eine schöne Blamage für uns“, sagte Tobbi. „Wartet hier, ich klettere aufs Dach der Sakristei und schaue durch eines der oberen Fenster. Versteckt euch in der Nähe. Wenn ich eure Hilfe brauche, pfeife ich, okay?“
„Bitte sei vorsichtig!“ jammerte Tina. „Wenn es wirklich Diebe sind, dann sind sie vielleicht zu allem fähig!“
„Keine Sorge, ich paß schon auf.“
Tobbi kletterte mit Hilfe der Mädchen aufs Dach der Sakristei, dann zogen sich Tina und Tini hinter die Mauer zurück und beobachteten Tobbi, wie er sich langsam an das Fenster heranschob, vorsichtig mit dem Finger den Schmutz von der Scheibe wischte und — die Hände an die Schläfen gelegt — ins Innere der Kirche schaute. Von drinnen hörte man deutlich
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