Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners
Lachen! Nein, nein — allein daran hätten wir ihn eigentlich schon erkennen müssen. Aber ich habe das einfach für Familienähnlichkeiten gehalten, da der Professor Herrn Kastl als seinen Neffen eingeführt hat.“
„Schön. Herr Kastl schleicht sich also auf Grund der Empfehlung des Professors — den er selbst spielt — und mit vermutlich gefälschten Papieren und einer herzzerreißenden Geschichte hier ein. Warum?“ Tina schaute fragend von einem zum anderen.
Tobbi lehnte sich zurück und starrte zur Decke.
„Ja, warum? Das ist die Frage. Ich habe keine Ahnung.“
„Kinder, laßt uns methodisch vorgehen. Was war das erste, was uns an ,Professor’ Kastl auffiel?“
„Daß er so schrecklich unfreundlich war“, beantwortete Tina Tinis Frage.
„Und warum war er so unfreundlich?“
„Woher soll ich das wissen?“
„Na denk mal nach — vielleicht kommst du drauf!“ drängte Tini.
„Keine Ahnung.“
„Und du, Tobbi?“
„Worauf willst du hinaus? Ich weiß es nicht.“
„Ruf dir doch einmal ins Gedächtnis, wie wir dem Professor zum erstenmal begegnet sind. Wir kommen in die Bibliothek hinauf und suchen aus einem Regal Bücher heraus. Ich nehme eines der Bücher mit zu dem Pult am Fenster, um es mir anzusehen. Und da...“
„Da schießt plötzlich wie der Geist aus der Flasche der alte Weihnachtsmann auf uns zu und meckert uns an. Weiß der Teufel warum“, sagte Tina.
„Dann heiße ich ab heute Teufel. Ich weiß nämlich warum.“ Tini schaute die Freunde erwartungsvoll an.
„Na?“
„Weil auf dem Pult etwas lag. Ein aufgeschlagenes Buch. Und was dort aufgeschlagen war, sollten wir um keinen Preis sehen. Deshalb riß Professor Weihnachtsmann die Bücher an sich und versuchte, uns so schnell wie möglich loszuwerden.“ Tina schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn, daß es klatschte und über ihnen ein paar Tauben erschrocken hochflatterten.
„Ich Trottel! Natürlich! Der Plan. Du sagtest laut: Schau mal her, eine alte Karte! — oder so ähnlich. Daraufhin stürzte unser Weihnachtsmann aus seinem Versteck. Deshalb wolltest du den Bauplan des Gartens unbedingt fotografieren! Aber wie bist du darauf gekommen, daß da ein Zusammenhang besteht?“
„Bin ich gar nicht, ehrlich gesagt. Mir war bloß aufgefallen, daß Herr Kastl sich auf Schritt und Tritt mit seinem Plan beschäftigt. Erst als ich gestern die Perücke fand, kam mir die Idee, daß da ein Zusammenhang bestehen könnte.“
„Alle Achtung, Tini!“ lobte Tobbi. „Deine Genialität erreicht einen neuen Höhepunkt. Hast du denn damals in der Bibliothek erkennen können, um was für einen Plan es sich handelte?“
„Eben nicht. Jedenfalls bin ich mir nicht sicher. Es war nur ein flüchtiger Eindruck. Aber es schien sich um eine römische Siedlung zu handeln.“
„Eine römische Siedlung?“
„Ja. Ich erinnere mich an das Wort ,Kastell’ . Außerdem war von einem Tempel die Rede.“
„Hm.“
„Was um Himmels willen kann eine römische Siedlung mit unserem Schulgarten zu tun haben?“ fragte Tina.
„Überleg doch mal: Warum mußten wir das Fundament für das neue Gewächshaus so tief ausheben? Und warum wurde Herr Kastl so wütend, als ein paar der Jungen wild draufloshackten?“
„Du meinst, es liegt etwas unter dem Gewächshaus in der Erde? Alte Mauerreste oder so?“
„Da fällt mir etwas ein!“ rief Tobbi aus. „Erinnert ihr euch, daß Herr Direktor Möller bei seiner Ansprache in der Aula sagte, er hätte den Schulgarten lieber an einer anderen Stelle gehabt, hätte sich aber den Argumenten des Fachmanns beugen müssen?“
„Stimmt! Herr Kastl hat ihn also überredet, das Gewächshaus unbedingt an dieser Stelle errichten zu lassen, weil er dort etwas sucht. Aber was? Alte Mauerreste?“
„Wohl kaum“, meinte Tina. „Aber vielleicht Münzen? Ist euch nicht aufgefallen, wie hastig er sich neulich nach einem Stück Kaugummipapier gebückt hat — und es dann ärgerlich wieder fortwarf?“
„Ja, und dabei so großartig von Umweltverschmutzung redete! Und ob mir das aufgefallen ist!“ sagte Tini lachend.
„Du meinst, er glaubte, eine Münze gefunden zu haben? Schon möglich. Vielleicht hofft er aber auch einfach, ein paar Vasen oder Geschirr und Trinkgefäße zu finden oder auch Waffen — irgendwas, das er für teures Geld an Museen weiterverkaufen kann.“
„Warum klapperst du dabei so mit den Zähnen?“
„Ich friere“, sagte Tobbi. „Ein geheizter Tagungsort wäre mir lieber.
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