Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners
Kai und Moni gesprochen und auf deren Vorschlag auch Ursel eingeweiht. Die drei waren Feuer und Flamme bei dem Gedanken, Herrn Kastl zuvorzukommen und die Reste der römischen Siedlung selbst auszugraben. Monis Begeisterung für Latein stieg sprunghaft wie das Fieber einer Grippekranken, fortan bewegte sie sich in Gedanken nur noch in römischen Tempeln oder Amphitheatern, umgeben von einer Schar schöner Sklavinnen, die Harfe spielend um sie herumwallten, ihr Schalen mit Obst und Kuchen reichten und Geschenke ihrer Verehrer überbrachten.
Tobbi zog noch drei Jungen aus seiner Klasse hinzu, es waren Uli, der dicke Rudi und der kleine Pit, der schnell und gewandt war wie ein Wiesel und für einen Detektiv auch sonst ein paar hervorragende Eigenschaften mitbrachte .
„Ich eröffne unsere erste Sitzung und begrüße die neuen Mitglieder unserer Mannschaft“, begann Tobbi, als sich alle am nächsten Tag in der Bibliothek versammelt hatten. „Hast du die Tür von innen verschlossen, Tina?“
„Klar.“
„Gut. Sicher ist sicher. Tini — du als Chefdenker hast das Wort.“
„Nun ja, ihr wißt ja alle, worum es geht“, sagte Tini und rückte ihre Brille zurecht. „Zunächst mal wollen wir versuchen, hier in der Bibliothek das Buch zu finden, das ich damals auf dem Pult gesehen habe — es war der Plan einer römischen Siedlung abgebildet. Und die Hast, mit der der verkleidete Herr Kastl es an sich riß, läßt darauf schließen, daß es sich wirklich um den Plan handelt, nach dem er seine Ausgrabungen macht.“
„Wie sah das Buch von außen aus? Kannst du dich an die Farbe des Einbandes erinnern?“ fragte Ursel.
„Leider nein — ich bilde mir ein, es war grün — dunkelgrün. Aber sicher weiß ich es nicht.“
„Und das Format? Normal? Groß?“ fragte Uli.
„Größer als normal — so ungefähr, die Größe eines Albums. Und nicht sehr dick.“
„Was für Buchstaben? Alte Typen — oder modernere? Weißt du das noch?“
„Alte — auf jeden Fall! Das Buch schien mir ziemlich vergilbt zu sein.“
„Wo ungefähr war es aufgeschlagen? ln der Mitte? Hinten? Vorne? Konntest du das sehen?“ erkundigte sich Moni .
„Nein. Es ging alles so schnell...“
„Auf welcher Seite befand sich der Plan denn? Rechts oder links?“
„Er ging über beide Seiten. Ja, das weiß ich sicher. Und ich glaube, es muß in der Mitte des Buches gewesen sein — wenn ich es mir so überlege...“
„Fällt dir sonst noch irgendwas ein?“
„Nein.“
„Aber mir“, meldete sich Tina zu Wort. „Wir sollten auch bedenken, aus welcher Richtung Herr Kastl kam. Nämlich hier von links. Er muß hinter dem Regal dort gestanden haben — und dahin ist er nachher auch wieder gegangen.“
„Also los, Freunde, machen wir uns an die Arbeit“, ermunterte Tobbi seine Mannschaft. „Vier von euch gehen auf die Suche — und zwar systematisch, Buch für Buch. Die anderen machen sich an die Hausaufgaben. In einer Stunde lösen wir euch ab — wenn ihr bis dahin noch nichts gefunden habt.“
Zur ersten Schicht gehörten Tina und Tini, Kai und Rudi. Sie hatten gelost, um niemanden zu benachteiligen.
Tina und Tini zeigten den beiden anderen, wo sie am Vortag schon gesucht hatten.
„Wir haben uns zuerst mal an die Abteilung gehalten, die Bücher über die Römer enthält. Leider sind es ziemlich viele und voll mit Skizzen und Plänen, deshalb hat es uns ziemlich viel Zeit gekostet, und wir sind noch längst nicht damit durch.“
„Dann würde ich vorschlagen, Tina und Rudi gehen nach links hinüber und nehmen sich die Regale vor, neben denen Herr Kastl gestanden hat, wir machen hier weiter“, sagte Kai.
„Die Grafen von Bergheim müssen ziemlich wissensdurstige Leute gewesen sein, daß sie sich so viele Bücher angeschafft haben“, stellte Rudi seufzend fest. „Daß sie nie auf die Idee gekommen sind, ein paar von den Dingern mal zu verheizen!“
„Was steht eigentlich da drüben in den Regalen?“ rief Tini zu Tina hinüber.
„Mittelalter. Noch ‘n paar handgeschriebene Schinken und haufenweise religiöses Zeug. Ich muß es erst mal sichten.“
Eine ganze Weile arbeiteten sie schweigend und verbissen, nur das Umschlagen von Blättern, das Auf- und Zuklappen dicker Wälzer war zu hören. Tini und Kai quälten sich durch die römische Geschichte nach Christi Geburt und studierten eifrig die Angaben über römische Siedlungen diesseits der Alpen.
„Mann, werde ich heute gebildet“, seufzte Kai. „Das reicht ja
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