Tina und Tini 07 - Tina und Tini entlarven die Tigerbande
Pelle!“
„Ist er von einem Gauner angeschossen worden?“ fragte Tobbi.
„Viel schlimmer!“
„Tot?“ hauchte Tina atemlos.
„Sein Spezial-Fahrradsitz ist gestohlen worden!“
„ Waas ? Onkel Pelles heißgeliebter Sattel — das gibt’s doch nicht!“
„Doch, doch. Was glaubt ihr, was hier los war, als er heute abend kam!“
„Ist es hier auf dem Hof passiert?“ fragte Tini.
„Nein, vor der Hauptpost. Pelle hat ein Päckchen an seine Mutter aufgeben wollen, ein paar Ostereier und etwas Selbstgebackenes von mir. Und als er zurückkam, war der Sitz verschwunden. Einfach abgeschraubt!“
„Mann, muß Pelle gekocht haben“, sagte Oliver.
„Er kocht noch“, sagte Gustchen ängstlich. „Geht ihm bloß , aus dem Wege!“
„Komisch, ausgerechnet Pelles Spezialsattel, das verstehe ich eigentlich nicht“, meinte Tini.
„Wieso? Der Sattel war doch sehr wertvoll?“
„Ja, aber jeder in der Stadt kennt ihn. Nun, vielleicht nicht jeder“, räumte Tini ein, „aber es gibt keinen zweiten von der Sorte. Der Dieb muß doch befürchten, daß der Sattel ihn verrät!“
„Da hast du recht. Einen Sattel von der Größe könnte man nicht derart verändern, daß er nicht mehr zu erkennen wäre“, bestätigte Tina. „Das war ja schon ein halber Reitsattel!“
„Vielleicht möchte ihn jemand für sein Pony“, meinte Oliver grinsend, „oder als Melkschemel.“
„Nun kommt erst mal essen“, sagte Gustchen. „Der Tisch ist längst gedeckt. Ihr müßt doch ganz verhungert sein.“
„Es geht so. Wir haben uns mit ein paar Portionen Eis über Wasser gehalten. Hm, sieht das wieder lecker aus! Schinkenröllchen und gefüllte Eier!“ Oliver griff schon im Stehen nach einem der appetitlich-rosigen Röllchen und erntete einen Klaps auf die Finger.
„Du bist weder zu klein, um nicht zu wissen, daß man das nicht tut, noch zu groß für einen Klaps!“ sagte Gustchen streng. „Setz dich!“
Tina, Tini und Tobbi kicherten. Oliver mußte mitansehen, wie Gustchen betont langsam erst den Gästen die Teller vollpackte, dann durfte er sich bedienen.
„Ordnung muß sein“, sagte Gustchen ruhig.
„Hört mal, da kommt Pelle aus seinem Zimmer!“ Oliver wollte aufspringen und hinauslaufen, aber Gustchen hielt ihn fest.
„Warte lieber noch, bis er sich beruhigt hat.“
„Seine Schritte klingen noch ziemlich wütend“, meinte Tina. „Und ich habe Wachtmeister Pelle für so einen gemütlichen Menschen gehalten!“
„Meistens ist er das auch, aber...“
Weiter kam Gustchen nicht. Die Tür wurde heftig aufgerissen und das puterrote Gesicht von Pelle tauchte auf.
„Ich geh noch mal weg!“ schnauzte er.
„Onkel Pelle, ich...“
„Red mich nicht an, ich bin sauer“, knurrte Pelle Oliver an. „Ich zerreiße jeden in der Luft, der mich heute anredet. Ich könnte mit dem Kopf die Wände einrennen“, keuchte er. „Ja, das könnte ich!“ Er schnaufte wie ein Walroß. „Wenn meine Skatbrüder anrufen, ich bin heute verhindert — dienstlich. Ich rühre keine Karte an, ehe ich dem Kerl nicht alle Knochen im Leib gebrochen habe!“ Damit knallte er die Tür zu.
„Hui!“ stöhnte Tina. „Vor Pelle rettet einen heute nur volle Deckung.“
„Der arme Kerl!“ Gustchen stand auf und stellte auf ein Tablett Geschirr, Brot, Butter und Aufschnitt für Olivers Vater, um es ihm ins Labor hinunterzubringen.
Kaum war sie draußen, steckten die vier Kinder die Köpfe zusammen.
„Wißt ihr was? Ich glaube, hier muß schnell gehandelt werden“, sagte Tini.
„Und an was hast du gedacht?“
„An einen kleinen Abendspaziergang in den Schloßpark, mit einer starken Taschenlampe.“
„Sollen wir Frank mitnehmen?“
„Nein, laß uns allein gehen. Je mehr wir sind, desto leichter fallen wir auf. Und die Räder lassen wir auch lieber im Keller. Laufen ist gesund“, setzte sie hinzu, als sie Tobbis langes Gesicht sah.
„Du meinst, wir sollen die Höhle noch mal unter die Lupe nehmen?“
„Zunächst mal wollen wir feststellen, ob unser Verdacht, die Tigerbande hätte etwas damit zu tun, sich auch bestätigt — durch ein Zeichen an der Stelle, wo gestern noch Olivers Rad stand. Dann sehen wir weiter.“
Gustchen wunderte sich zwar, daß ihre Schützlinge noch einmal zu einem kleinen Abendspaziergang aufbrachen, wie sie sagten, wandte sich dann aber sofort wieder ihrem Kuchenteig zu und war so beschäftigt, daß sie gar nicht bemerkte, wie Oliver die große Taschenlampe aus dem Besenschrank
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