Tina und Tini 07 - Tina und Tini entlarven die Tigerbande
holte.
Zu Fuß ging man gute zwanzig Minuten zum Schloßpark. Gespenstisch hoben sich die Mauern und Türme des alten Schlosses gegen den dunklen Himmel ab. In den Bäumen kreischte ein Nachtvogel.
„Hier ist es!“ flüsterte Oliver. „Ist die Luft rein?“
Atemlos lauschten sie in die Stille.
„Kein Mensch weit und breit“, sagte Tina, „du kannst anfangen.“
Oliver ließ die Taschenlampe aufflammen und untersuchte Zentimeter für Zentimeter den Boden und die Umgebung der Stelle, von der sein Rennrad verschwunden war.
„Ich kann nichts finden.“
„He! Leuchte mal den Baum dort an!“ zischte Tini erregt.
„Tatsächlich!“ Oliver ließ den Strahl der Lampe am Baum emporklettern. Der Lichtkegel traf genau auf das Tigerauge, das — halb unter einem Zweig verborgen — auf die Stelle zu blicken schien, an der das Rad gestanden hatte.
„Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr!“ sagte Tobbi. „Mach das Licht aus, wir haben genug gesehen.“
„Und nun?“ fragte Tina.
„Nun schleichen wir zur Höhle. Vielleicht bringt uns das zu neuen Erkenntnissen. Seid leise und bleibt immer mal stehen, damit wir hören, wenn sich einer aus der Bande nähert!“ befahl Tobbi. „Sollte mich nicht wundern, wenn sie sich erst abends treffen, wenn kein Mensch mehr im Schloßpark ist.“
Im Gänsemarsch machten sie sich auf den Weg. Der Park wirkte unheimlich im Stockfinstern, in den Büschen raschelte es, irgendwo in der Nähe schrien zwei Kater und stürzten sich fauchend aufeinander. Tina und Tini hielten sich an den Händen und drückten sich eng aneinander, so fühlten sie sich sicherer. Oliver und Tobbi gingen voraus, mit den Füßen tasteten sie nach dem Weg, der Kies knirschte unter ihren Sohlen.
„Vorsicht! Hier kommt die Treppe!“ raunte Oliver.
„Laßt uns seitlich vom Weg auf dem Rasen gehen“, schlug Tini vor, „dann hört man unsere Schritte nicht!“
„Da vorne ist es schon! Kommt rüber an die Mauer“, flüsterte Tobbi. „Von dort aus schleichen wir uns langsam heran.“
Nacheinander überquerten sie den Kiesweg und drückten sich eng an die rauhen Steine.
„ Pssst ! Hört doch mal!“
Von unten her näherten sich Schritte. Auf der Treppe erschien ein kleiner Lichtkegel, der zwei Füße in Turnschuhen beleuchtete, sonst war nichts zu erkennen. Die Gestalt lief schnell zum Eingang der Höhle hinüber und verharrte dort. Tina, Tini, Tobbi und Oliver hielten den Atem an.
Eine ganze Weile dauerte es, bis sich etwas rührte. Der Junge dort drüben wollte ganz sicher sein, daß niemand in der Nähe war.
Plötzlich flammte das Licht auf. Nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber Tini und Tobbi, die am nächsten standen, erkannten einen Arm, eine Hand, die sich suchend nach oben streckte und hinter einem vorspringenden Mauerstück einen Schlüssel hervorholte. Dann war es wieder dunkel, man hörte das Geräusch des Schlüssels im Schloß, die Tür öffnete sich und im schwachen Lichtschein, der aus dem Innenraum drang, sahen sie, wie der Junge den Schlüssel wieder in sein Versteck zurücklegte. Dann verschwand er in der Höhle.
„Mir scheint, das ist unser Glückstag!“ flüsterte Tobbi. „Gehen wir mal näher ran. Aber einer muß unten Schmiere stehen, falls noch mehr von der Bande auftauchen!“
„Okay, das mach ich“, erklärte Oliver. „Ich kann fauchen und jaulen wie eine Katze. Das werdet ihr bestimmt nicht überhören. Ich verstecke mich unten neben der Treppe.“
Gebückt schlich er davon. Tina, Tini und Tobbi warteten noch eine Weile, dann schoben sie sich näher an den Eingang der Höhle heran. Hinter der dem Eingang am nächsten liegenden Säule fanden sie genügend Deckung.
Aus der Höhle drang das Gemurmel vieler Stimmen.
„Sie scheinen alle versammelt zu sein“, raunte Tini. „Komm!“
Sie zog Tina mit sich fort zur Tür. Tobbi blieb zurück, um ihnen notfalls ihren Rückzug zu decken und um die Verbindung mit Oliver nicht zu verlieren.
Tini preßte ihr Ohr dicht an das Holz der Tür und gab Tini ein Zeichen, das gleiche zu tun. Drinnen wurde heftig gestritten. Über ihrem Ärger vergaßen die Jungen alle Vorsicht und sprachen laut, statt wie sonst zu flüstern.
„Du Idiot! Kapierst du denn immer noch nicht! Du verrätst unsere ganze Sache! Wenn wir Pech haben, ist das das Ende für uns alle! Und warum? Nur weil du dich nicht beherrschen kannst und so einen Blödsinn machst!“
„Aber ich wollte doch nur...“, verteidigte sich ein anderer.
„Weiß ich.
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