Tina und Tini 08 - Das Raetsel der Marzipantorte
und in die verschiedenen Akten eingeheftet werden. Du kannst mir dabei helfen.“
Tini bekam unten in der Küche erst einmal einen weißen Kittel und ein Häubchen verpaßt. Sie wurde teils freundlich, teils skeptisch begrüßt und fühlte sich ein bißchen überflüssig zwischen den hin und her rennenden Köchen und Küchenhilfen. Hier schien man nie Zeit zu haben, jeder Handgriff saß, die Arbeit lief wie das Räderwerk einer Uhr ab. Tini beschränkte sich darauf, sich alles genau anzusehen und sich so viel wie möglich einzuprägen.
Schließlich erbarmte sich eine der älteren Küchenhilfen ihrer und sagte, sie könne ihr gut beim Zubereiten der belegten Brote helfen. Tini durfte Wurst-, Schinken- und Käsesemmeln fertigmachen, die Teller mit einem Gurkenscheibchen oder einem Petersiliensträußchen verzieren und hinter den Glasscheiben der Theke im Kantinenraum aufbauen.
„Wenn du fertig bist, kannst du die Tische abräumen und sauberwischen. Dort hinten steht der Wagen.“
Jetzt hatte Tini Arbeit genug. Immer wieder kamen Angestellte herein, setzten sich zum Frühstücken an einen der Tische und ließen nach kurzer Zeit den eben noch gesäuberten Tisch voller Krümel, schmutzigem Geschirr und gefüllten Aschenbechern zurück. Tini wanderte mit ihrem Wagen durch den Saal, stellte das Geschirr zusammen, schüttete die Reste in den Abfallsack, der unterhalb der Abstellfläche baumelte, und wischte mit einem feuchten Lappen die Tische ab und die Aschenreste aus den Aschenbechern.
Jetzt mußte der Bäckerwagen doch bald kommen! Tini hatte von der Küchenhilfe erfahren, daß der erste Sack Semmeln von der Kantinenwirtin selbst noch vor Beginn der Arbeitszeit abgeholt wurde und der Bäckerwagen erst später vorbeikam, um Brot und Kuchen zu bringen. Andreas hatte sich also getäuscht.
Tini verzog sich in die Küche, um den wichtigsten Augenblick nicht zu verpassen. Immer wieder warf sie einen Blick in den Gang hinaus, um Herrn Ludwig vom ersten Augenblick an beobachten zu können.
Da! Jetzt fuhr ein Wagen vor! Tini konnte durch das Fenster gerade bis zu Herrn Ludwigs Knien sehen: ein paar elegante Schuhe und den unteren Teil gut geschnittener Hosenbeine, die sich um den Wagen herumbewegten und dann aus ihrem Blickfeld verschwanden. Gleich darauf erschien Herr Ludwig mit einem großen Korb voller Brote und donnerte sie auf einen Seitentisch. Dann ging er zum Auto zurück, um zwei Backbretter voller Kuchen zu holen. Tini drehte sich so, daß er sie nicht sehen konnte.
„Das ist alles heute. Bis morgen dann“, sagte Herr Ludwig und verschwand.
Tini wartete zwei, drei Sekunden, dann ging sie ihm nach. Sie sah gerade noch, wie Herr Ludwig die Treppe hinaufstieg, dann hörte sie die Autotür klappen, und der Bäckereiwagen fuhr davon.
Nichts! Keine geheime Verabredung, kein Zeichen, kein Zögern, nichts. Herr Ludwig war gekommen, hatte sein Brot abgeladen und war sofort wieder gefahren. Und er würde erst morgen wiederkommen! So ein Reinfall!
Tini ging in die Kantine zurück und nahm ihre Arbeit wieder auf. Zwischen elf und halb zwölf wurde die Kantine geschlossen, da aßen die Küchenangestellten, und die Mittagessenausgabe wurde vorbereitet. In großen viereckigen Behältern aus blitzendem Metall warteten die verschiedenen Speisen: Gulasch, Schnitzel, daneben Kartoffeln, Nudeln und Gemüse. Auf der Theke wurden Schüsselchen mit Kompott aufgereiht, und Tini durfte helfen, Milch und Saft in Becher zu füllen.
„Nun iß mal, mein Kind, kriegst nachher tüchtig zu tun. Wenn die Kantine voll ist, kommst du mit dem Abräumen so schnell nicht mehr nach. Schnitzel?“, fragte Frau Müller, die Kantinenwirtin.
„Ja gern, danke! Und Kartoffeln, bitte, und etwas Gemüse. Darf ich mir ein Glas Milch nehmen?“
„Nimm dir nur. Wer so tüchtig arbeitet, soll auch essen. Komm, setz dich zu uns.“
Tina nahm am unteren Ende des Tisches Platz, an dem die Kantinenwirtin mit ein paar Küchenhilfen saß. Die Köche waren noch mit den letzten Vorbereitungen für das Mittagessen beschäftigt. Die Frauen sprachen über Preise und günstige Angebote, über Urlaubspläne und Ärger mit den Kindern. Kein Wort über das Thema, das Tini so brennend interessierte!
Um kurz vor zwölf rüstete man sich zur Schlacht. Eine breite Jalousie zwischen Kantinenraum und Küche wurde hochgekurbelt, dahinter standen die Behälter mit dem Essen bereit. Dann wurde aufgeschlossen, und eine immer stärker anschwellende Menschenflut ergoß sich
Weitere Kostenlose Bücher