Tina und Tini 08 - Das Raetsel der Marzipantorte
schreiben.“
„Ja - und?“
„Und wir können uns das Thema frei wählen. Wie wär’s, wenn wir das Thema nehmen; ,Der Tag eines Büroangestellten’ oder ,Ein Tag in einer Großküche’?“
„Unsere Chefdenkerin ist wieder in Höchstform!“ lobte Tina. „Das ist klasse. Glaubst du, daß dein Vater uns erlaubt, einen Tag hier zu verbringen, um Material für unsere Arbeit zu sammeln, Andreas?“
„Das kriegen wir schon hin. Er wird sicher geschmeichelt sein, daß euch die Führung neulich so gut gefallen hat, daß ihr gleich eure Jahresarbeit über unsere Fabrik schreiben wollt.“
„Dann brauchen wir nur noch das Einverständnis der Schule. Und auch das wird nicht schwer, wo Fräulein Bäumler uns doch extra hierher geführt hat!“ sagte Tini.
Tina grinste.
„Die Erlaubnis für das Thema: ,Ein Tag als Aufseher der Bäckerei Schmitt’ werden wir wohl kaum bekommen. Seeräuber Ludwig erlaubt ja kaum, daß man einen Blick in seinen Laderaum wirft...“
„Kommt!“ Andreas sprang auf. „Wir wollen gleich mal sehen, ob mein Vater da ist.“
„Gehen wir nicht durchs Wohnzimmer?“ fragte Tina erstaunt, als Andreas mit ihnen die Wohnung verließ und an die Tür der Sekretärin klopfte.
„Um Himmels willen, nein! Du glaubst doch nicht, daß ich einfach so ins Büro reinplatzen darf, wenn ich möchte. Ich muß mich genauso anmelden wie jeder andere. Außerdem schließt mein Vater beide Türen ab. Er würde gar nicht hören, wenn ich klopfe.“
„Es ist eine Doppeltür?“
„Ja. Sonst könnte doch jemand durch unsere Wohnung einsteigen und an der Tür lauschen!“
„Ich sehe schon, ihr habt wirklich an alles gedacht.“
Andreas öffnete die Tür einen Spalt und schaute ins Zimmer. „Tag, Illebille, ist mein Vater da?“
„Komm rein. Ja, da ist er schon, aber du kannst ihn jetzt nicht stören, er hat eine Besprechung. Ah, du hast Besuch?“
„Ja, darf ich vorstellen: Tina, Tini, das ist Kai, und das Claudius.“
Jeder der Vorgestellten trat an den Schreibtisch der allgewaltigen Vorzimmerdame heran und gab ihr die Hand mit einer artigen Verbeugung. Schließlich wollte man einen möglichst guten Eindruck hinterlassen. Die Sekretärin war eine große, kräftig gebaute Frau in vorgerücktem Alter, die ihre Häßlichkeit durch eine besonders sorgfältige Aufmachung und elegante Kleidung wettzumachen suchte. Wenn sie lächelte, entblößte sich ihr gewaltiges Pferdegebiß mit dem blaßrosa Zahnfleisch darüber, was ihr das Aussehen eines Totenkopfs verlieh. Deshalb lächelte sie möglichst selten, und wenn, dann sehr hastig, als hätte jemand einen Schalter an- und gleich wieder ausgeknipst. Trotzdem war sie gutmütig und freundlich, das spürte man.
„Die Besprechung dauert schon über zwei Stunden, sie muß eigentlich gleich zu Ende sein. Geht doch wieder rüber, ich rufe euch dann, ja?“
„Gut. Wir haben mit Papa nämlich auch etwas Wichtiges zu besprechen.“
Herr Direktor Ellermann hatte sein Einverständnis gern gegeben, und auch das Landschulheim hatte ihnen die Erlaubnis zu dem Unternehmen erteilt.
So traten also Tina und Tini eines Morgens bereits um halb sieben den Weg zur Fabrik an. Tini hatte ihren Fotoapparat mitgenommen, um ein paar Bilder für die Jahresarbeit aufzunehmen, und Tina schleppte ihren Zeichenblock mit, um vielleicht einige Skizzen zu machen. Tini würde in der Küche und in der Kantine helfen, und Tina sollte einen Tag in der Auslandsabteilung verbringen.
„Sperr die Ohren auf, wenn die Sekretärinnen sich unterhalten“, meinte Tini. „Vielleicht bekommen wir einen ganz ungeahnten Tip!“
„Klar, ich werde heute mit den längsten Hasenohren rumlaufen, die es je gab!“
Tini zückte ihre Kamera und schoß ein paar Fotos vom Fabrikeingang, dem Portier in seinem Glashaus, und den zahlreichen Arbeitern und Angestellten, die zu ihren Arbeitsplätzen strebten. Dann mußte Tina sie inmitten des Menschenstroms aufnehmen, und umgekehrt machte Tini ein Bild von Tina inmitten einer Schar junger Stenotypistinnen.
Vor dem Hauptgebäude trennten sie sich. Tina stieg in den ersten Stock hinauf, Tini marschierte um das Haus herum zum Kellereingang.
Tina hatte es nicht schwer, sich in ihrem Büro zurechtzufinden. Ein junger Bürolehrling nahm sie gleich an der Tür in Empfang, stellte sich als „Uschi“ vor und versprach, sich um Tina zu kümmern und ihre Fragen zu beantworten.
„Zuerst mache ich die Ablage. Hier, alles, was in diesem Kasten ist, muß sortiert
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