Tina und Tini suchen den geheimnisvollen Schatz
keinen Zweifel, daß es eine echte alte Karte ist, die auf irgendein Versteck hinweist, also vielleicht auf den Greilingschatz.“
„Wahrhaftig?“ Großmutter wurde nun auch erregt.
„Ja“, fuhr Herr Sack fort, und sein gewaltiger Schnurrbart zitterte. „Aber mein Freund, der von solchen Dokumenten viel versteht, meint, es sei nur eine Hälfte. Es muß ein zweites Stück dazu geben.“
„Ja, aber...“, sagte die Großmutter und sah sich um, als könnte die andere Hälfte herangeflattert kommen. „Wo sollte das sein? In dem Kasten?“
„Wahrscheinlich“, sagte der Mann eifrig. „Darf ich einmal nachsehen?“
„Bitte sehr!“ Sie schoben ihm den Kasten hin. Die Kartenhälfte fand er darin bestimmt nicht!
Er schüttelte den Kasten, öffnete und schloß den doppelten Boden. Mit einem Bleistift kratzte er in dem Geheimfach herum. Aber er fand nichts.
„Leer“, sagte er schließlich. „Doch ich bin ganz sicher, daß die andere Hälfte noch irgendwo sein muß. Ehe sie nicht da ist, kann niemand den Schatz finden. Wißt ihr, wo sie ist?“ fragte er Tina.
Sie wußte wirklich nicht, wohin Tobbi die Karte versteckt hatte und schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie, „ich habe keine Ahnung.“
„Und du?“ wendete sich der Mann an Oliver. Der wurde knallrot. Er wußte genausowenig, wohin Tobbi. die Karte getan hatte. Trotzdem wurde er rot, als er versicherte: „Ich weiß es nicht.“
Herr Sack wollte sich an Tobbi wenden. Aber der war verschwunden. Die Unwahrheit sagen mochte er nicht — aber Herrn Sack die Wahrheit verraten genausowenig.
„Ob die Kinder wirklich die Wahrheit sagen?“ meinte Herr Sack und sah den errötenden Oliver noch einmal an. Doch da wurde die Großmutter ärgerlich. „Herr Sack, Sie scheinen zu vergessen, daß es sich um meine Enkel handelt. Sie lügen nicht.“
„Verzeihen Sie, Frau Greiling“, antwortete er lachend. „Aber dieser Junge wurde so rot, daß ich glaubte, er schwindelt.“
„Können wir unsere Karte wiederhaben?“ bat Tina, damit Herr Sack nicht länger den armen Oliver anstarrte.
„Gewiß“, sagte er. „Hier ist sie. Doch sie wird euch nichts nützen, solange ihr nicht die andere Hälfte davon besitzt.“ Er gab sie Tina. „Und ich glaube, wenn wir sie finden, würde das eine gute Aussicht auf das Wiederfinden des Greilingschatzes bedeuten. Sie haben mir ja neulich davon erzählt, Frau Greiling, und es hat mich sehr interessiert.“
„Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe“, sagte der Großvater.
„Darf ich Sie um etwas bitten?“ Herr Sack lächelte den Großvater liebenswürdig an. „Sollte die andere Hälfte der Karte in Ihre Hände geraten, dann erlauben Sie, daß ich sie meinem Freund zeige. Er wird sie genau studieren und Ihnen helfen, den Schatz zu finden. Man muß sich mit diesen alten Dokumenten gut ausken’nen , und ich würde mich sehr freuen, wenn ich Ihnen Hinweise geben könnte.“
„Besten Dank“, antwortete der Großvater. „Natürlich kann ich das versprechen.“
„Wo habt ihr den Kasten gefunden?“ fragte der Fremde.
Tina erzählte es ihm. Sie tat es nicht gern, weil Tobbi sie wegen ihrer Schwatzerei ausgeschimpft hatte. Aber wenn sie nicht redete, würde die Großmutter es sagen. Also war es gleichgültig.
Er klopfte Tina auf die Schulter, lächelte sie sehr freundlich an und ging endlich. Die Großeltern begleiteten ihn hinaus.
Tina stampfte mit dem Fuß auf, als er draußen war. „Ein gräßlicher Mensch! Streichelt mich und lächelt mich an mit seinem gemeinen Lächeln. Er möchte den Schatz für sich selber haben. Das weiß ich genau.“
Tobbi kam wieder ins Zimmer und grinste sie an. „Ein Glück, daß der Kerl fort ist. Findet ihr ihn auch so gräßlich? Und dem soll Greilinghaus gehören! Das könnte ich einfach nicht ertragen. Dieser Sack — dieser Geldsack!“
„Großvater sagt, er soll furchtbar reich sein“, berichtete Oliver.
„Weißt du, an wen er mich erinnert?“ fragte Tini, die hinter Tobbi ins Zimmer gekommen war. „An unseren Schulboß, an die Baßgeige! Genauso dick und eitel und aufgeblasen. Und genauso falsch-freundlich.“
Die anderen lachten. Tina lobte den Bruder: „Du warst schlau, daß du aus dem Zimmer gingst, noch ehe er dich nach der anderen Hälfte fragen konnte. Oliver wurde ganz rot. Ich dachte sofort, dieser Sack würde erraten, daß er Bescheid wußte.“
„Wo ist die Hälfte, die er zurückbrachte?“ fragte Tobbi, und Tina gab sie ihm.
„Wir wollen in unser
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