Tina und Tini suchen den geheimnisvollen Schatz
eine Karte mit dem Versteck des Greilingschatzes “, plapperte Tina weiter, obwohl Tobbi ihr einen Knuff in den Rücken gab.
„Darf ich dieses alte Pergament einmal einem Freund zeigen?“ fragte der Fremde. „Er versteht sich auf solche alten Papiere und entdeckt vielleicht manches Interessante, Frau Greiling.“
„Ich weiß nicht“, antwortete die Großmutter. „Ich möchte die Karte lieber erst meinem Mann zeigen.“
„Das verstehe ich“, sagte er. „Ich nehme die Karte auch nur für kurze Zeit mit und zeige sie meinem Freund sofort. Dann kann ich sie noch heute abend zurückschicken und Ihnen sagen, was er dazu meint.“
Damit war Tobbi gar nicht einverstanden. „Sie gehört mir. Bitte“, sagte er, „ich möchte sie behalten.“
„Natürlich, mein Junge, natürlich!“ Der Mann lächelte Tobbi an. „Ich will sie ja nur für eine einzige Stunde haben. Mein Freund wohnt ganz in der Nähe in einem Hotel. Er wird mir sofort sagen können, ob es sich wirklich um eine alte Karte handelt und ob sie irgendeinen Wert für euch besitzt. Diesen Dienst möchte ich deiner Großmutter gern erweisen, denn sie war sehr freundlich zu mir.“
Die arme Großmutter konnte nur lächeln und sich bedanken. Die Kinder taten ihr leid. Sie ahnte, daß sie ihr von dem Fund viel berichten wollten, sobald der Mann fort war. Doch weil sie hoffte, er würde ihren Besitz kaufen, wollte sie ihn nicht beleidigen.
„Also nehmen Sie die Karte“, sagte sie höflich. „Es wäre schön, wenn Sie herausfänden, was das Papier bedeutet — wenn es überhaupt eine Bedeutung hat.“
Der Fremde schlug Tobbi freundschaftlich auf die Schulter. Aber Tobbi war böse. Mit welchem Recht nahm der Mensch das Blatt mit? Der Besucher ging sofort und hielt das Pergament sorgsam in der Hand. Die vier blieben betroffen zurück. „So ein unverschämter Kerl!“ fing Tina zu schimpfen an.
Aber ihr Bruder ging auf sie los: „Du bist ja schuld, du alberne Gans! Mußtest du denn gleich alles ausposaunen? Natürlich denkt er auch, daß sie etwas mit dem verlorenen Schatz zu tun hat. Und er hat jetzt die Karte in Händen! Ein Glück, daß er nur die Hälfte bekam. Die andere hielt ich hinter dem Rücken, ehe er sie entdeckte. Nun kann er wenigstens von seiner Hälfte nicht allzuviel herausfinden.“
„Das war gescheit von dir, Tobbi“, sagte Oliver bewundernd. „Aber Tina ist wirklich ein Schaf, daß sie unser Geheimnis gleich hinausplärrt.“
Tina kämpfte mit den Tränen. „Ich konnte das doch nicht ahnen. Ich war so aufgeregt.“
„Aber begreifst du nicht, daß wir die Karte keinem Fremden zeigen dürfen? Wir wollen ihm doch nicht auf die Nase binden, wo der Schatz liegt. Allmählich könntest du wirklich lernen, erst nachzudenken, bevor du redest.“
Tina wußte, daß ihr Bruder recht hatte. Ihr vorlautes Gerede hatte ihr auch von den Eltern und sogar im Internat schon ein paarmal Ärger eingebracht. Es tat ihr auch sehr leid. Vor der Freundin war es doppelt peinlich, daß Tobbi sie so herunterputzte und daß sie wieder einmal so unvorsichtig geschwatzt hatte.
Die Großmutter ließ sich genau erzählen, wie sie den Kasten entdeckt und sein Geheimnis herausgefunden hatten. Als später der Großvater heimkam, mußten sie noch einmal berichten. Er war gespannt, wie das Pergament aussah, und wartete, daß der Fremde es zurückbrachte.
Als die vier allein waren, sagte Tobbi noch einmal sehr eindringlich: „Wir werden niemandem verraten, daß wir noch eine Hälfte der Karte haben, versteht ihr? Keinem einzigen Menschen! Dies ist allein unser Geheimnis, und wenn man danach den Schatz finden kann, dann werden wir ihn finden. Wir! Verstanden?“ Dabei sah er Tina besonders an, und sie nickte. Ungeduldig warteten sie auf die Rückkehr des Fremden.
„Wenn er nun nicht kommt?“ fragte Tina kleinlaut. „Wenn er das Papier behält und versucht, den Schatz zu finden?“
„Sei nicht albern“, knurrte Tobbi. „Wie kann er ihn finden, wenn ich doch die andere Hälfte habe? Denk ein bißchen nach!“
„Dort kommt er“, rief Oliver, der die ganze Zeit am Fenster gestanden hatte. „Und er hat die Karte in der Hand. Na also!“ Der Fremde kam ins Zimmer, wo die Greilingkinder immer noch zusammenstanden. Nur Tini fehlte: Sie wollte auf ihrem Zimmer bleiben, solange der Fremde da war. Die Großeltern warteten gespannt, was sie erfahren würden.
„Ich habe die Karte also meinem Freund gezeigt“, sagte der Mann, der Sack hieß. „Er hat gar
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