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Tinnef

Tinnef

Titel: Tinnef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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Zigarette aus, die er sich zum Kaffee noch gegönnt hatte. Wenn er schon seiner Polizeikarriere Adieu sagen musste, dann wenigstens mit einer letzten selbstständig gesetzten Tat.
    Eine halbe Stunde später befand er sich erneut vor dem Stehposten an der Einfahrt zur Stiftskaserne. Abermals erklärte er, er wünsche den diensthabenden Offizier zu sprechen. Ein blasser Blondschopf trat ihm nach einer kleinen Weile entgegen. Bronstein hielt seine Kokarde hoch. „Mit wem habe ich das Vergnügen?“
    „Oberleutnant Zeno von Baumgarten.“
    Na bitte, manchmal hatte man eben auch Glück. Bronstein entwich ein kleines Lächeln.
    „So ein Glück! Herr Oberleutnant, genau Sie wollte ich sprechen. Es geht um das Hinscheiden von Oberleutnant Mészáros. Sie haben sicher davon gehört.“
    „Ja, sicher. Selbstmord. Der Ärmste. Eine verlorene Seele mehr. … Aber wieso kümmert sich da die Polizei darum?“
    „Wissen Sie, Herr Oberleutnant, für uns ist noch nicht zweifelsfrei geklärt, dass es sich tatsächlich um Selbstmord handelt. Deshalb müssen wir eben noch ein paar Ermittlungen durchführen. Sie kannten den Verstorbenen näher, wie ich gehört habe?“
    Baumgarten zuckte mit den Schultern. „Was heißt schon näher, gelt?! Er war in letzter Zeit sehr anhänglich, der Lajos. Ich glaub fast, der hat sich eine Art Avancement erhofft, wenn er sich in meiner Nähe aufhält. Das war natürlich nur eine Spintisiererei von ihm, falls er das wirklich geglaubt hat. Weil reüssieren musst schon selber, ned wahr, das nimmt dir keiner ab. In der Armee schon gar ned.“
    Baumgarten wirkte reichlich abwesend und richtete nebenher wie selbstverständlich seine Uniformhandschuhe. Dann sah er Bronstein direkt an: „Also ich kann da gar nichts dazu sagen, zu der ganzen Angelegenheit, gelt?! Ich hab den Mann ja praktisch nicht gekannt. Wenn Sie etwas über den wissen wollen, dann müssen Sie sich schon an den Binder oder den Hevesi halten. Die sind ja andauernd mit dem Mészáros zusammeng’steckt.“
    „Merkwürdig, Herr Oberleuntnant, denn genau die beiden Herren haben mich zu Ihnen geschickt.“
    „Zu mir? Weshalb denn das, um Gottes Willen?“
    „Ich hoffte, das könnten Sie mir sagen.“
    „Na hören Sie einmal! Was glauben Sie denn, mit wem Sie es zu tun haben, lieber Herr. Ich verkehre nicht in solchen Kreisen. Ich kann Ihnen also in keinster Weise behilflich sein.“
    Bronstein sah den Oberleutnant lange schweigend an. Dieser versuchte zunächst, dem Blick standzuhalten, dann bröckelte die Fassade allmählich, und Baumgarten wurde unruhig.
    „Ja, gut, ich habe gerade in letzter Zeit mehrmals den einen oder anderen Abend mit Mészáros verbracht. Aber wenn Sie nun glauben, deshalb wüsste ich etwas über den Mann, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Nichts hat der g’sagt. Gar nichts. Ist einfach nur dagesessen, hat sein Achtel Wein getrunken und einen angeschaut. So einfach war das.“
    „Und warum, wenn man fragen darf, sind Sie dann ausgerechnet mit so jemandem am Abend fortgegangen?“
    „Ganz einfach. Aus zwei simplen Gründen: Erstens wollt ich abends meine Ruh haben. Und zweitens hat er gezahlt. Immer.“
    „Sie wollen mir jetzt aber nicht sagen, Sie waren von den … Zuwendungen des Herrn Mészáros abhängig?“
    „Na ja, was heißt schon abhängig. Mein alter Herr … er hält mich bezüglich des Taschengelds ein wenig an der kurzen Leine, verstehen Sie? Er spart überhaupt nicht an der Ausstattung, da kann ihm nichts teuer genug sein. Aber andererseits vertritt er offenbar die Ansicht, dass ein Offizier einfach nur seinen Dienst tun soll und sich sonst in der Kaserne aufzuhalten hat. Dass man als Offizier Seiner Majestät des Kaisers auch ein wenig repräsentieren muss, das hat sich leider noch nicht bis zu ihm durchgesprochen. Und, na ja, so war das Angebot vom Mészáros dann doch nicht so unattraktiv, wenn Sie wissen, was ich meine.“
    Bronstein blieb abwartend. Der Oberleutnant versuchte es mit ein wenig Kumpanei. Er beugte sich zu Bronstein hinüber und stupste ihn kaum merklich mit dem Ellenbogen an: „Sie sind doch auch ein Mann im besten Alter! Da muss man doch auch Eindruck schinden, nicht wahr?! Und das kostet eben Geld. Das wenige, das ich besitze, das muss ich mir gut einteilen, damit es richtig eingesetzt werden kann. Und so achte ich darauf, dass ich mir das tägliche Quantum Alkohol halt auf andere Weise finanziere.“
    Bronstein machte eine kleine Pause: „Das heißt, Sie wollen mir

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