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Tinnef

Tinnef

Titel: Tinnef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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ich jede Menge auf Lager“, entgegnete Pokorny ungerührt.
    „Na, dann schau’n wir, dass nicht noch eine dazukommt“, erklärte Bronstein bestimmt und trank den letzten Rest seines Kaffees aus. Danach machte er noch einen kräftigen Zug von der zum Kaffee angezündeten Zigarette und dämpfte sie anschließend aus. Er erhob sich: „Gemma!“
    Vierzig Minuten später standen sie wieder in der zweiten Stiege von Mészáros’ Wohnhaus. Bronstein versuchte sich daran zu erinnern, wie die anderen beiden Damen geheißen hatten, von denen die Hausmeisterin gesprochen hatte. Richtig! Neziba und Wejwoda. Nach denen galt es Ausschau zu halten. Die Neziba öffnete, kaum dass Bronstein das Holz berührt hatte, auch schon die Tür. Sie sah aus wie eine wahre Brunhilde, eine Rubensfigur mit angsteinflößend großer Oberweite. Sie lächelte Bronstein an, wobei dieser sich sicher war, die Mimik sollte lasziv wirken, wenngleich sie sich objektiv nur zynisch ausnahm. „Grüße Sie, Herr Inspektor. Ich hab schon g’wartet auf Sie. Immerhin bin ich auch eine wichtige Zeugin“, behauptete die Neziba.
    „Ach ja, na deswegen sind wir ja da“, erklärte Bronstein konziliant. Die Neziba wurde von dieser Antwort unvorbereitet getroffen, und so wusste sie erst nicht, was sie darauf erwidern sollte. Da ihr in angemessener Reaktionszeit nichts Passendes einfiel, trat sie einfach einen Schritt zur Seite und machte dabei eine Geste mit der linken Hand: „Aber wollen S’ nicht zuerst einmal reinkommen?“
    Bronstein und Pokorny betraten die kleine Küche, die gleichzeitig als Vorzimmer diente und lediglich ein Fenster zum Gang hin aufwies. „Aber setzen Sie sich doch. Darf ich Ihnen etwas aufwarten?“
    „Ein Glaserl Wasser, wenn S’ haben“, kam Bronstein seinem Mitarbeiter zuvor, der ob dieser Aussage sichtbar den Mund verzog. Die Neziba richtete zwei Gläser her, eilte zur Bassena und kehrte wenig später mit den gefüllten Gläsern wieder zurück. Dann nahm sie gegenüber den beiden Polizisten Platz.
    „Alsdern, was wollen S’ wissen?“
    „Zuerst einmal, warum Sie glauben, eine wichtige Zeugin zu sein.“
    „Na hören S’, kaum einer hat den Mészáros besser gekannt als ich. Der war ja alle Daumen lang da, um sich irgendetwas von mir auszuleihen. Eine Scher’, ein Messer, Nadel und Zwirn. Aber ich muss sagen, er hat immer alles brav wieder zurückgebracht. Und so charmant war er halt immer, gell. Sehr ruhig eigentlich, aber das auf eine bezaubernde Art. Wissen S’, er hat das Reden immer mir überlassen, so höflich war er.“
    Bronstein dachte, dass dies weiter keine Kunst war, denn die Neziba sprach wie aufgezogen und schien rein gar nicht zu bremsen zu sein. Erst beim dritten „Wann“ aus seinem Mund stoppte ihr Wortschwall, und sie sah Bronstein an: „Was wann?“
    „Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?“
    „Ja mei, wann wird das g’wesen sein? Vor knapp zwei Wochen, denk ich. Am Freitag …, also kurz bevor er …, bevor das passiert ist, ned wahr.“
    „Und ist Ihnen da irgendetwas aufgefallen? Wirkte er bedrückt oder ängstlich?“
    „Überhaupt ned, im Gegenteil, der war direkt ein bissel euphorisch, is mir vorgekommen. Ich glaub ja, dass er davor ein Zeiterl unglücklich verliebt war und darum so desperat durch die Gegend g’rennt ist. Aber an dem Freitag hat er mir noch g’sagt, er is zufrieden, weil jetzt alles in Ordnung kummt. Ich hab mir noch nix denkt dabei, wer denkt denn gleich an so etwas, ned? Ich mein’, dass der damit sagen will, dass er sich ins Pendel haut, ned war?!“
    „Sie glauben also, er hat Selbstmord begangen, der Mészáros?“, fragte Bronstein die Frau auf den Kopf zu.
    „Na, so heißt’s doch, oder?“, entgegnete sie.
    „Das ist aber noch nicht heraus“, statuierte Bronstein. „Haben Sie nur den Herrn Oberleutnant gesehen, oder hatten Sie auch zu allfälligen Freunden des Mészáros Kontakt?“
    Die Neziba schien zu überlegen. „Na ja, eine Zeit lang sind immer wieder diese beiden Provinzler da angetanzt. Das waren vielleicht Gestalten, kann ich Ihnen sagen. Wenn das unsere Armeeführung wird, dann g’winnen wir aber keinen Krieg mehr, das kann ich Ihnen sagen. Aber dann ist da plötzlich ein ganz ein anderer Offizier aufmarschiert. Mei, ich sag’s Ihnen, das war ein Herr. Na pfiat mi Gott, direkt zum Anbeißen … Da hast sofort g’sehen, der is was Besseres. Sicher Hochadel. Na gut, bitte, so hat er sich auch benommen. Nicht einmal ang’schaut hat er

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