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Tinnef

Tinnef

Titel: Tinnef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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sich Bronstein nicht beirren, „der Baum garten hätte alles verloren, wenn seine widernatürliche Unzucht mit dem Mészáros ruchbar geworden wäre. Daher musste er sicherstellen, dass der Mann für immer schweigt. … Allein schon Baumgartens Rechtfertigung, er hätte sich mit Mészáros nur des Geldes wegen abgegeben. Das ist doch absurd! Wenn er mit ihm ins Sirk gegangen wäre oder ins Imperial, bitte, das ließe ich mir vielleicht noch einreden – aber ein heruntergekommenes Beisel im 15. Bezirk! Nie im Adelsleben!“
    Pokorny blieb dennoch hartnäckig: „Aber wenn sich der Mészáros ohnehin umbringen wollte, weshalb hätte sich der Baumgarten dann die Hände schmutzig machen sollen?“
    „Nun ja“, mutmaßte Bronstein, „erstens konnte er ja nicht wissen, dass der Mészáros dabei war, sich das Licht auszuknipsen, als er ihn aufsuchte, und zweitens ist es doch gut möglich, dass Mészáros im Begriff war, seinen Plan aufzugeben, als er Baumgarten plötzlich bei sich in der Wohnung sah. Und das wiederum konnte Baumgarten ja nicht zulassen.“
    Er griff nach einer Zigarette und zündete sie sich an: „Wahrscheinlich wollte er ihn ohnehin ermorden. Und die Sache mit dem Strick hat ihm einfach die Wahl, wie er ihn umbringen sollte, abgenommen. Gelegenheit macht Morde, sozusagen.“
    „Na ja, Herr Oberkommissär, ich will ja nichts gegen Ihre Theorie gesagt haben, sie klingt eigentlich gar nicht einmal so unplausibel. Aber sie hat doch einen entscheidenden Haken.“
    „Und der wäre?“
    „Wir werden dem Baumgarten eine solche Sache nie nachweisen können.“
    „Das, lieber Pokorny, ist das geringste Problem. Solche adeligen Stutzer sind maßlos überheblich und selbstgefällig. Wenn denen im Verhör ein ordentlicher Wind entgegenbläst, dann gehen die ganz schnell ein. Ich sag dir, nach einer Stunde im Verhörraum singt der wie ein Lercherl.“
    „Na gut, das muss er auch, denn wenn Sie den arretieren, Herr Oberkommissär, dann rettet Sie nur noch dessen Geständnis. Sonst landen S’ nämlich nicht mehr am Kommissariat in Rudolfsheim, sondern im Gemeindekotter von Sankt Radegund. Mit Glück als Schließer, mit Pech als Insasse.“
    „Ich seh schon, Pokorny, wir zwei werden ein prima Gespann. Ich liebe deinen Optimismus und dein Vertrauen in meine Fähigkeiten.“
    „Das ist die Erfahrung von 35 Dienstjahren, Herr Oberkommissär. Ned persönlich nehmen, gelt.“
    „Eh ned. Und jetzt holen wir uns den Baumgarten!“
    „Sicher? – Ich mein’, sollten wir nicht wenigstens den Nechyba …?“
    „Aber woher denn. Gefahr in Verzug. Mit der G’schichte werden wir schon selber fertig. Und umso größer ist nachher der Ruhm beim Nechyba. Der wird uns so schnell nicht mehr vergessen. … Alsdern, pack ma’s.“
    „Also mir wird das jetzt eine Spur zu pressant, Herr Oberkommissär. Sollten wir die ganze Sache nicht noch einmal ordentlich durchdenken? Ich mein’, bis jetzt ist das alles ja nur eine Theorie. Immerhin von Ihnen, zugegeben, aber wir haben überhaupt nichts in der Hand, wir wissen ja nicht einmal, ob der nicht ein lupenreines Alibi hat. Vielleicht war der das ganze Wochenende beim Herrn Papa. Dann können wir abmarkieren, wissen S’, was ich mein’?“
    „Papperlapapp, Pokorny, den kasteln wir ein. Das geht jetzt ruck-zuck.“
    „Ujegerl. Wenn was ruck-zuck geht, dann geht das meistens daneben. Das sagt mir meine langjährige Erfahrung.“
    „Pokorny, du Kleingläubiger, jetzt werd ich dir zeigen, wie das geht – und dann erwarte ich eine Entschuldigung von dir.“
    Pokorny verdrehte die Augen, seufzte und stellte die Kaffeetasse ab. „Na ja, ich bin ja nur der Geherda, mir kann’s wurscht sein. Aber um Ihre Karriere tut’s mir echt leid.“
    Bronstein achtete nicht auf Pokornys Einwände. Er hatte sich mit der Stiftskaserne verbinden lassen und dabei in Erfahrung gebracht, dass Baumgarten in der Tat der diensthabende Offizier vom Tage war. Mit etwas Glück hatten sie den Mann in einer halben Stunde im Verhörzimmer.
    Es war zehn Minuten nach zehn Uhr vormittags, als Bronstein und Pokorny vor dem Eingang der Kaserne vorfuhren. Vom Stehposten begehrte Bronstein, dieser möge Oberleutnant von Baumgarten holen, und so stand der blonde Offizier wenige Augenblicke später erneut Bronstein gegenüber.
    „Sie schon wieder. Wollen S’ wieder versteckte Insinuationen anbringen?“
    „Nein, diesmal offene. Herr von Baumgarten, Sie sind vorläufig festgenommen. Wir können das jetzt

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