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Tinnef

Tinnef

Titel: Tinnef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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braucht ein Alibi. Sehr verdächtig.“
    „Genau“, griff Bronstein Pokornys Einwurf auf, „ein Alibi nutzt dir auch nichts mehr, weil wir wissen ganz genau, dass ein solches bei dir sowieso nur gekauft ist. Also, die G’schicht war folgendermaßen: Du und der Mészáros, ihr warts zwei … na, Sodomiten halt. Und du wolltest ihn loswerden. Wahrscheinlich hast du dir einen Besseren g’funden. Und damit der Mészáros ned plaudert, hast ihm die Schleifen geben. Dass er sich da eh schon heimdrehen wollt, das ist dir dabei sehr entgegengekommen.“
    „Sie sind ja … pervers! Wenn Sie … satisfaktionsfähig wären, ich würd Sie jetzt fordern, Sie … Missgeburt.“
    „Gib’s doch zu, wir kriegen dich ja auch so … Es hat dich nämlich jemand g’sehn“, bluffte Bronstein.
    „Jemand g’sehn? Unmöglich!“
    „Doch, die Nachbarin. Die sagt auch vor Gericht gegen dich aus. Und dann …“ Bronstein vollendete den Satz nicht. Stattdessen griff seine Faust in die Luft oberhalb seines Kopfes und zog dabei scheinbar einen Strick gerade. Um diese Geste zu unterstreichen, strecke Bronstein die Zunge aus dem Mund und verdrehte dabei die Augen.
    „Genau. Dann hast ausg’schissen, du Oaschpuderer“, untermauerte Pokorny möglichst roh die Argumentation seines Vorgesetzten.
    Doch wenn die beiden geglaubt hatten, Baumgarten würde ob solch drastischer Vorführungen die Contenance verlieren, dann sahen sie sich getäuscht. Baumgarten verschränkte die Arme vor der Brust und starrte stumm vor sich hin.
    „Das wird Folgen haben. Oh ja, und wie. Gott, Sie tun mir beinahe leid. Wenn mein Vater mit Ihnen fertig ist, dann … dann sind Sie gesellschaftlich vollkommen unmöglich geworden. Dann können Sie höchstens noch … unter falschem Namen ins Ausland flüchten“, brach er dann endlich sein Schweigen. „Sie können mich nicht ewig hier festhalten. Nicht ohne Haftbefehl. Und den bekommen Sie auf der Basis nie. Nachbarin hin oder her.“
    Pokorny und Bronstein wechselten einen kurzen Blick. Beide wussten sie, dass Baumgarten recht hatte. Wenn ihnen nun kein entscheidender Coup gelang, dann sah es düster für sie aus.
    „Weißt was, du Oberg’scheiter. Wir lassen dich jetzt einmal ein bisserl über die Konsequenzen nachdenken, die dir blühen. Das machst jetzt am besten wieder in der Zelle. Aber keine Angst, wir sehen uns bald wieder. Kollegen! Sperrt diesen Perversling weg!“
    Kaum war Baumgarten aus dem Raum gebracht worden, blies Bronstein genervt Luft aus. Pokorny ließ sich schwer auf einen Sessel fallen und schüttelte den Kopf: „Ich hab gleich g’sagt, Herr Oberkommissär. Das wird nix. Der legt ned nieder.“
    „Der wird schon reden. Wir müssen ihn nur ordentlich weichkochen.“
    „Ja, aber was ist, wenn der Vater wirklich Wind von der G’schichte bekommt? Dann sind wir petschiert.“
    „Aber geh, Pokorny, wie soll der das denn erfahren? Das ist doch nur eine leere Drohung eines verzweifelten Mannes, der …“
    „Sind Sie Herr Oberkommissär Bronstein?“ Ohne dass es ihnen aufgefallen war, stand plötzlich ein Wachmann in der Tür. Bronstein nickte vorsichtig. „Ja, der bin ich.“
    „Wir hätten ein Telefonat für Sie. In der Zentrale. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“
    Bronstein sah Pokorny ratlos an und folgte dann dem Uniformierten in den Journalraum. Dort reichte man ihm wortlos den Hörer.
    „Bronstein, Sie Unglücksrabe. Sagen Sie mir, dass das nicht stimmt, was ich da eben hören musste!“, belferte Nechybas Stimme aus der Muschel.
    „Äh, Herr Hofrat, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Sie meinen …“
    „Papperlapapp, den Baumgarten haben S’ kassiert. Der Adjutant vom Conrad hat höchsteigen bei mir deswegen ang’rufen, weil Sie ihn direkt von seinem Wachposten wegg’führt haben. Wissen Sie eigentlich, wie peinlich das für mich ist! Mir is ganz anders worden. Und für Sie, lieber Bronstein, wird das Konsequenzen haben. … Was bilden Sie sich eigentlich ein, Sie Größenwahnsinniger!“, schrie Nechyba nun in ohrenbetäubender Lautstärke, „eine solche Eigenmächtigkeit, sagen Sie einmal, sind Sie von allen guten Geistern verlassen?“
    „Aber ich versichere Ihnen, Herr Hofrat, der Baumgarten ist unser Mann. Der hat den Mészáros umgebracht. Es fehlt nicht mehr viel, und der gesteht …“
    „Gar nichts wird der gestehen. Weil Sie ihn nämlich sofort freilassen. Haben Sie gehört? Sofort! Denn selbst wenn Sie recht hätten, was ich im Übrigen stark bezweifle,

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