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Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr

Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr

Titel: Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Biesinger
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Signale erkannt und Flucht- und Angstreflexe ausgelöst. In der Formatio reticularis wird Tinnitus abgespeichert und »gelernt«. Hier entscheidet sich, ob Tinnitus chronisch wird.
    Heute kann man mithilfe der sog. Funktionellen Magnetresonanz (fMRI) Tinnitus im Gehirn sichtbar machen! Man kann sehr genau alle Nervenzellen »aufleuchten« lassen, die sich zum Zeitpunkt der Aufnahme mit Tinnitus »beschäftigen«. Die Intensität dieser Beschäftigung wird farblich dargestellt. »Rot« bedeutet eine intensive Aktivität.
Von der Schallwelle zum Höreindruck
    Um das Entstehen des Höreindrucks zu verstehen, ist das Verständnis einiger physikalischer Begriffe wie Tonhöhe und Frequenz nützlich:
Frequenz: Anzahl der physikalischen Schwingungen oder Schallwellen in der Luft oder einem anderen Medium während einer definierten Zeiteinheit. Man drückt sie normalerweise in Schwingungen pro Sekunde oder in Hertz (Hz) aus.
Tonhöhe: subjektive Empfindung, die mit der Klangfrequenz zusammenhängt. Das mittlere C auf dem Klavier entspricht 361,6 Hertz, das C eine Oktave höher 723,2 Hertz. Es hat also die doppelte Frequenz.
    Eine ähnliche Unterscheidung existiert zwischen der physikalischen und der subjektiven Lautstärkeskala. Die Beziehung zwischen der subjektiv empfundenenLautstärke (der Lautheit) eines Tones und dessen physikalischer Energie (dem Schalldruck) ist ungefähr logarithmisch (s. Abb. S. 37 ). Das Hörsystem fasst eine sehr weite Spanne von Reizintensitäten zusammen – vom Rascheln eines Blattes im Wind bis zu einem Donnerschlag, und bewältigt diese in einem komplexen Wahrnehmungsapparat.
    Lautstärke verschiedener Geräusche im Vergleich: Die subjektive Lautheit (Senkrechte) steht in logarithmischer Beziehung zur physikalischen Schallintensität (Waagerechte; in Dezibel [dB]).
    INFO
    Können Sie Gras wachsen hören?
    Die Empfindlichkeit des menschlichen Ohres ist so groß, dass eine Bewegung des Trommelfelles um weniger als ein Zehntel des Durchmessers eines Wasserstoffatoms zu einer Hörempfindung führen kann. Manche Menschen mit extrem gutem Gehör können unter idealen akustischen Bedingungen, etwa in einem schalldichten Raum ohne Echo, die Braun’sche Molekularbewegung, also die Bewegung der Moleküle hören. Um einige der Klangfrequenzen nahe 3000 Hertz wahrzunehmen, müssen die Schwingungen im Trommelfell bis zu einem Milliardstel Zentimeter klein sein!
    Im Gegensatz zum Sehnerv, der über eine Million Nervenfasern verfügt, besteht ein Hörnerv nur aus etwa 30000 Nervenfasern. Trotzdem kann das Ohr auf der Grundlage der Frequenz und Intensität ungefähr 340000 Einzeltöne unterscheiden. Noch heute wird über die Mechanismen gerätselt, die dieser Effizienz im Hörsystem zugrunde liegen.
    Beim Menschen liegt der Gesamtbereich der hörbaren Frequenzen ungefähr zwischen 15 und 20 000 Hertz. Am empfindlichsten reagiert das Ohr jedoch auf Töne zwischen 1000 und 4000 Hertz. Bei Frequenzen, die diesen Bereich der maximalen Empfindlichkeit über- oder unterschreiten, ist eine immer größere Schallenergie notwendig, um einen Ton hörbar zu machen. Unter den Säugetieren können Elefanten Töne mit den niedrigsten Frequenzen hören, während kleine Tiere wie die Ratte für extrem hohe Frequenzen besonders empfindlich sind.
Tinnitus ist ein Alarmsignal!
    In den 60er-Jahren machten Wissenschaftler, die sich mit Ohrgeräuschen beschäftigten, eine wichtige, aber für die damals behandelten Patienten schwerwiegende Entdeckung. In der Annahme, dass ein Ohrgeräusch vom Innenohr ständig an das Gehirn weitergeleitet wird, versuchte man verzweifeltenPatienten zu helfen, indem man operativ den Hörnerv durchschnitt. Man dachte, dass dann die falschen Signale aus dem Innenohr nicht mehr in das Gehirn weitergeleitet werden und die Patienten somit von dem lästigen Ohrensausen befreit wären. Die durch die Operation entstehende Taubheit nahmen Arzt und Patient in Kauf.
    Ergebnis: Alle so behandelten Patienten waren nach der Operation an dem betreffenden Ohr zwar taub, der Tinnitus war jedoch unverändert vorhanden, oft sogar noch schlimmer!
    Trotz der leidvollen Erfahrungen der Patienten waren diese Operationen ein Meilenstein auf dem Weg der Forschung über Ohrgeräusche.
    WICHTIG
    Ein Ohrgeräusch, auch wenn es zunächst im Innenohr produziert wird, kann in der Wahrnehmung im Gehirn wie ein »Ohrwurm« abgespeichert werden und somit unabhängig vom Innenohr weiter bestehen!
    Heute sind die Funktionen und

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