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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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still«, kommandierte er knapp und hielt sie mit einer Hand um die Taille.
    Tiphanie kam es vor als risse sie eine riesige Welle mit sich fort. Das Hoftor des »Goldenen Ankers«, Dame Loyses fassungslose Miene und Martins starrende Neugier blieben zurück. Die Gassen, die Mauern und die tief herabgezogenen Dächer der Stadt wischten vorbei, ohne dass sie mehr als Schemen wahrnahm.
    Sie war hilflos dem Stoßen des Pferderückens ausgeliefert. Ihre Zähne klapperten aufeinander, und in ihrem verletzten Knöchel tobte der Schmerz. Sie klammerte sich haltsuchend an den dicken Umhang, den der Ritter über seinem Harnisch trug, und schloss die Augen.
    Sie spürte überrascht, dass er vor Zorn völlig außer sich war. Aus einem unbegreiflichen Grund brachte es ihn zur Weißglut, dass Dame Loyse sie auf so abscheuliche Weise gepiesackt hatte. Sie begriff nicht weshalb, denn bisher hatte sich noch nie jemand um ihr Wohlergehen gekümmert. Aber die Tatsache verursachte eine ungewohnte Wärme in ihrer Brust. Ein Gefühl der Geborgenheit, das sie sogar diesen höllischen Ritt ertragen ließ, der ihre Knochen so widerlich durchschüttelte.
    »Zum Henker, was ist mir dir? Mach die Augen auf, Kleines!«
    Erst in diesem Moment bemerkte Tiphanie, dass der Ritter sein Pferd gezügelt hatte und ihre Gestalt behutsam schüttelte. Sie schlug die Augen auf, und zum ersten Male, seit sich ihr Schicksal mit dem seinen verbunden hatte, wurde er der vollen Leuchtkraft ihrer ungewöhnlichen Augen ausgesetzt. Was er anfangs für farblos und monoton gehalten hatte, glänzte wie Mondschein auf dem Wasser. Wie flüssiges, kühles Silber, unter dem ein Hauch von ozeantiefem Türkis schwebte und eine Klarheit vorspiegelte, in der man ertrinken konnte.
    Unter dem Bann dieses Blickes vergaß er, was er sagen wollte. Tiphanie fand sich ohnehin unfähig, die Lider zu senken. Sie hatte versucht, die Einzelheiten seiner Züge in ihrem Kopf zu bewahren, und sich ein Mittelding aus Erzengel Michael und finsterem Ritter phantasiert, das der Wirklichkeit nicht standhielt.
    »Ihr habt Eure Besorgung schnell erledigt, Messire, und was ...« Die Stimme des Jünglings, der sich vor seinem Herrn verneigte, versagte, als er den merkwürdigen Kobold entdeckte, der halb in den Umhang des Ritters gewickelt vor ihm kauerte und aussah, als sei er geradewegs aus dem nächsten Rinnstein gefischt worden.
    »Mach den Mund zu!«, fuhr Jannik de Morvan seinen entgeisterten Knappen an, obwohl er im Grunde seines Herzens verstand, weshalb der junge Erwann de Brace dermaßen ins Staunen geriet. »Die Jungfer steht unter meinem persönlichen Schutz, und ich möchte keinen Tratsch darüber hören!«
    Der Jüngling knickte in eine Verneigung und sah staunend dabei zu, wie sein Herr das Bündel Mädchen brüsk auf die bloßen Füße stellte.
    Tiphanie riss ihren Beschützer dabei fast aus dem Sattel, denn sie ließ auch bei dieser Aktion seinen Mantel nicht aus den Fingern. Etwas hastiger als sonst folgte ihr der Ritter aus dem Sattel und sah auf die schmutzige Hand, die ihn eisern festhielt.
    »Zum Henker, Kind! Ich laufe dir schon nicht weg«, entgegnete er brummig und befreite sich, indem er die Finger einen nach dem anderen aufbog. »Dies ist das Quartier des Stadthauptmannes von Auray, sicherer kannst du nirgendwo sein! Und du, Erwann, treib mir irgendwo eine vernünftige Frauensperson auf, die diesen Hänfling hier unter ihren Schutz nehmen kann. Ich habe den Eindruck, sie braucht ein wenig weibliche Sorge und Hilfe!«
    Erwann sah sich mit einem unerwarteten Problem konfrontiert. Männer und Soldaten des Herzogs gab es in diesem Quartier in großer Anzahl. Ansonsten nur Küchen- und Bademägde, sowie ein paar Desmoiselles, deren Profession sie vielleicht auch nicht gerade zum idealen Kindermädchen machte. Am Ende war es jedoch genau eine dieser Frauen, die sich der verschüchterten Tiphanie annahm. Dass der Seigneur befahl, es für die junge Person an nichts fehlen zu lassen, bedeutete schließlich auch ihren Vorteil.
    Tiphanie wurde in einer der einfacheren Gästekammern untergebracht, aber sie hatte immerhin den ungewöhnlichen Luxus einer eigenen Feuerstelle. Im geschnitzten Kastenbett lagen saubere Decken und Kissen, der Tisch und die beiden Hocker standen auf rechteckigen Steinplatten. Eine wärmende, frische Strohschicht bedeckte den Boden, und die hölzernen Läden des Fensters sperrten den Wind aus.
    Rina la Rouge, wie sie ihrer roten Locken wegen genannt wurde,

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