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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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sprechen, wir fürchten, daß du hinsichtlich Sex nicht ganz auf dem richtigen Wege bist.«
    Senkrechte, zentimeterdicke Falten erschienen auf seiner Stirn. Sein Falkenprofil lauerte über meinem Gesicht. »Was quatschst du da, Baby?« erkundigte er sich argwöhnisch und bereits ziemlich wütend, denn er zog sogar seine Hand zurück.
    »Kurz gesagt, Slickie«, erklärte ich, »du scheinst nicht der Ansicht zu sein, daß der Sinn von Sex in der Erzeugung von Nachkommen liegt oder in Trost und Freude, die zwei Individuen darin finden können. Du scheinst zu denken…«
    Seine Wut kochte über und fand ein Ventil. Er riß ein gewaltiges Schießeisen aus dem Handschuhfach. Ich sprang auf meine transformierten unteren Tentakel – ebenfalls künstlerische Höchstleistungen, das können Sie mir glauben. Slickie stieß die Revolvermündung in meine Nabelgebend.
    »Genau das hab’ ich gemeint, Slickie«, brachte ich noch heraus, bevor meine hübsche Nabelgegend, mit der ich mir soviel Mühe gegeben hatte, in Rauch und gruselige rote Fetzen zerrissen wurde. Ich machte einen Salto rückwärts aus dem Auto und lag still – eine ganz reizende Leiche mit hochgeschlagenem Rock. Als das Kabriolet triumphierend aufheulte und losfuhr, erwischte ich die hintere Stoßstange mit einer schnell in ein Tentakel zurückverwandelten Hand. Bevor mir der Straßenbelag mehr als ein paar Gramm meiner Körpersubstanz abgehobelt hatte, zog ich mich auf die Stoßstange hinauf, wo ich mich der Aufgabe widmete, meine durchlöcherte Nabelgegend mit Material aus der Luft, vom Rest meines Körpers und vom Lack des Kofferraumdeckels zu reparieren. Diesmal ging die Arbeit zügig voran, da ich nicht mehr frei entwerfen mußte. Ich hatte die Formen vom ersten Mal gespeichert. Dann brachte ich meine Abschürfungen in Ordnung, zog mich aus und kreierte ein todschickes Silberlamé‐Abendkleid aus dem Chrombelag der Stoßstange. Ich nahm mir sogar die Zeit, aus einer Rückleuchte und dem restlichen Chrom hübschen Modeschmuck zu fabrizieren.
    Der Wagen hielt vor einer Bar, und Slickie rutschte hinaus. Einen Augenblick lang zeichnete sich sein kühnes Profil als Silhouette vor dem rötlich‐dunstigen Himmel ab. Dann war er im Innern verschwunden. Ich warf das Schmuckzeug weg und kletterte über das zurückgelegte Faltdach in den Wagen. Ich ließ mich auf den lederbezogenen Sitz fallen, kaum ein Kilogramm leichter als vorhin, da ich zum erstenmal hier gesessen hatte.
    Die Minuten zogen sich. Um mir die Zeit zu vertreiben, ging ich im Geist die etlichen tausend grundlegenden Arten gegenseitiger Zuneigung auf rund einer Million Planeten durch und vergaß dabei nicht die eine und einzige grundlegende Art von Liebe.
    Ein Schwall Music‐Box‐Lärm riß mich aus meinen Gedanken. Schritte näherten sich von der Bar. Ich lehnte mich bequem zurück, so daß meine silberüberzogenen Milchdrüsen effektvoll glitzernd zur Geltung kamen. »Hallo, Slickie«, rief ich, so sanft ich konnte, um den Schock zu mildern.
    Trotzdem traf es ihn hart. Mindestens zehn Sekunden lang stand er reglos da, leicht vorgeneigt wie so eine hölzerne Indianerfigur, die man von hinten angestoßen hat und die gleich umkippen wird.
    Dann fragte er mit naiver Schläue, die mich irgendwie rührte: »He, hast du vielleicht ‘ne Zwillingsschwester?«
    »Vielleicht«, antwortete ich mit einem Achselzucken, das meine Milchdrüsen in höchst reizvolle Bewegung versetzte.
    »Schön, und was tust du in meinem Auto?«
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte ich einfach.
    Er dachte darüber nach, während er langsam und mißtrauisch um den Wagen herumging und einstieg, ohne mich auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen.
    Ich stubste ihn in der probaten Weise an. Er fuhr zurück.
    »Ich frag’ mich, was du vorhast«, knurrte er argwöhnisch.
    »Warum bist du so überrascht, Slickieschatz?« entgegnete ich unschuldig. »Schließlich heißt es, daß du laufend in solche Situationen gerätst.«
    »Was für Situationen?«
    »Daß du in deinem Auto auf Mädchen triffst, oder in deiner Bar oder deinem Schlafzimmer, überall.«
    »Wo hast du das her?«
    »Ich hab’s in deinen Spike‐Mallet‐Büchern gelesen.«
    »Oh«, sagte er etwas besänftigt. Aber dann erwachte sein Argwohn von neuem. »Was, zum Teufel, willst du nun wirklich?«
    »Slickie«, versicherte ich ihm mit tiefem Ernst und berückendem Augenaufschlag, »ich liebe dich ganz einfach.«
    Diese Feststellung irritierte ihn so, daß er darüber
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