Titan 09
hat.«
»Francis? Ein kleiner fetter Frechdachs, nicht wahr? Wie sein Vater. Ich habe Burns mal das Nasenbein gebrochen, als wir noch Studenten waren.«
»Hör auf zu prahlen, und hör mir zu«, sagte Jane, während sie einen Whisky-Soda mixte. »Scott hat Francis etwas gezeigt, das ihm Angst einjagte. Solltest du nicht besser…«
»Ich glaube auch.« Paradine lauschte. Lärm im Zimmer nebenan sagte ihm, wo sein Sohn war. »Scotty!«
»Peng«, sagte Scott und erschien lächelnd. »Ich hab’ sie alle umgelegt. Raumpiraten. Du hast gerufen, Vati?«
»Ja; wenn du nichts dagegen hast, die Raumpiraten einige Minuten unbegraben zu lassen. Was hast du mit Francis Burns angestellt?«
Scotts blaue Augen spiegelten geradezu unglaubliche Offenheit wider: »Hmm?«
»Denk genau nach. Du kannst dich erinnern, da bin ich sicher.«
»Ah, das. Ich hab’ nix getan.«
»Nichts«, verbesserte Jane abwesend.
»Nichts. Ehrlich. Ich hab’ ihn nur in meinen Fernsehapparat gucken lassen, und das… hat ihm Angst gemacht.«
»Fernsehapparat?«
Scott fingerte den Kristallwürfel heraus. »Kein richtiger. Siehst du?«
Paradine untersuchte das Gerät und war von dem Vergrößerungseffekt verblüfft. Alles, was er sehen konnte, war ein Labyrinth sinnloser Farbmuster.
»Onkel Harry…«
Paradine griff nach dem Telefonhörer. Scott schluckte. »Ist… ist Onkel Harry wieder zurück?«
»Ja.«
»Ich gehe in die Badewanne.« Scott ging zur Tür. Paradine sah Jane an und nickte bedeutungsvoll.
Harry war zu Hause, aber er stritt jede Kenntnis von den merkwürdigen Spielsachen ab. Grimmig forderte Paradine Scott auf, alle seine
Spielsachen aus seinem Zimmer herunterzuholen. Schließlich lagen sie alle in einer Reihe auf dem Tisch: Würfel, ›Abakus‹, Puppe, die helmähnliche Kappe und einige andere rätselhafte Gegenstände. Scott wurde ins Kreuzverhör genommen. Eine Zeitlang log er tapfer, aber schließlich streckte er die Waffen und weinte; er schluchzte sein Geständnis hinaus.
»Hol den Behälter, in dem die Sachen waren«, befahl Paradine. »Dann ab ins Bett.«
»Wirst du mich… huch… bestrafen, Papa?«
»Fürs Schuleschwänzen und fürs Lügen, jawohl. Du kennst die Spielregeln. Zwei Wochen kein Fernsehen. Und ebenso lange keine Limonade.«
Scott schluckte. »Behältst du meine Sachen?«
»Ich weiß noch nicht.«
»Also gut… Nacht, Papa. Nacht, Mama.«
Nachdem der kleine Kerl die Treppe hinaufgegangen war, rückte Paradine einen Stuhl zum Tisch und untersuchte den Behälter eingehend. Nachdenklich kratzte er an den verbrannten Vorrichtungen. Jane sah aufmerksam zu.
»Was ist das, Denny?«
»Weiß nicht. Wer würde einen Behälter voll Spielzeug unten am Bach liegen lassen?«
»Er könnte aus einem Auto gefallen sein.«
»Nicht an dieser Stelle. Nördlich der Eisenbahnbrücke führt die Straße gar nicht am Bach vorbei. Nur leere Grundstücke -sonst nichts.« Paradine zündete sich eine Zigarette an. »Etwas zu trinken, Süßes?«
»Ich hole was.« Jane ging mit sorgenvollem Blick an die Arbeit. Sie brachte Paradine ein Glas, stellte sich hinter ihn und fuhr mit den Fingern durch sein Haar. »Stimmt etwas nicht?«
»Natürlich nicht. Nur… wo können diese Spielsachen herkommen?«
»Bei Johnsons wußten sie es nicht, und sie bekommen ihre Waren aus New York.«
»Ich habe mich auch erkundigt«, gab Paradine zu. »Diese Puppe…«
– er ergriff sie – »bereitet mir Kopfzerbrechen. Vielleicht auf Bestellung hergestellt. Aber ich würde zu gern wissen, wer sie gemacht hat.« »Ein Psychiater? Der ›Abakus‹ – benutzen sie solche Sachen nicht, um Leute zu testen?«
Paradine schnippte mit den Fingern. »Klar! Und stell dir vor: Nächste Woche kommt so ein Kerl namens Holloway zu einem Vortrag an die Universität, er ist Kinderpsychologe. Er ist eine ganz große Nummer, hat einen ziemlich guten Ruf. Vielleicht weiß er etwas darüber.«
»Holloway? Ich kann mich nicht…«
»Rex Holloway. Er ist… Hmmm! Er wohnt nicht weit von hier. Meinst du, er könnte diese Sachen selber hergestellt haben?«
Jane untersuchte den ›Abakus‹. Sie verzog das Gesicht und legte ihn zurück. »Wenn er es war, mag ich ihn nicht. Aber versuch mal, was du rausfinden kannst, Denny.«
Paradine nickte. »Das werde ich.«
Stirnrunzelnd trank er seinen Whisky. Er war irgendwie besorgt.
Aber er hatte keine Angst – noch nicht.
Rex Holloway war ein fetter, öliger Mann. Er hatte eine Glatze und trug eine wuchtige
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