Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
achtete schweigend auf seine Hände. Es war sinnlos, er würde nicht durchhalten, bis Jenkins Palmer endlich gefunden hatte. »Na gut, Jenkins, dann müssen Sie jetzt übernehmen. Ganz langsam, legen Sie Ihre Finger über meine. Langsam! Fühlen Sie meine Bewegungen? Ruhig, übereilen Sie nichts. Das schaffen Sie schon – Sie müssen einfach! Sie haben schon so viel vollbracht, daß ich eigentlich gar kein Recht habe, Sie darum zu bitten, also brauchen Sie sich auch keine Vorwürfe zu machen. Haben Sie es, Jenkins?«
    »Ja, Doc. Ich werde mein Bestes tun, aber um Himmels willen, was Sie auch vorhaben, beeilen Sie sich! Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, ich würde bald zusammenbrechen. Meyers soll Dodd ablösen, und rufen Sie Sue. Sie ist für mich das beste Nerventonikum.«
    »Holen Sie sie, Dodd.« Doc nahm eine Kolbenspritze, füllte sie schnell mit Wasser, gab einen Tropfen einer Flüssigkeit hinzu, die die Lösung sofort braun färbte, und zwang seine müden Beine dazu, in angemessener Geschwindigkeit zum Gebäude der Fernsprechvermittlung zu traben. Vielleicht waren die Angestellten dort stur, aber er kannte Möglichkeiten, um mit dickköpfigen Menschen fertig zu werden.
    Aber er hatte nicht mit dem Wachtposten vor dem Eingang gerechnet, dessen »Halt!« deutlich machte, daß er die Fernsprechzentrale nicht betreten durfte.
    »Es geht um Leben und Tod; ich bin Arzt.«
    »Hier kommen Sie nicht hinein, ich habe meine Befehle.« Das Bajonett schien dem Mann nicht eindrucksvoll genug zu sein, er nahm das Gewehr von der Schulter, und sein Kinn reckte sich drohend mit der Autoritätsgläubigkeit und dem Kadavergehorsam eines vorbildlichen Militaristen. »Hier ist niemand krank. Telefonzellen finden Sie überall. Und jetzt verschwinden Sie – aber schnell!«
    Doc machte einen Schritt vorwärts. Es klickte, als der Soldat sein Gewehr entsicherte. Dieses sture Arschloch stand zu dem, was er sagte. Achselzuckend ging Ferrel zurück – und richtete die Spritze direkt auf das Gesicht des Mannes. »Haben Sie schon einmal eine Spritze mit Curare gesehen? Damit bin ich schneller als Sie mit Ihrem Gewehr!«
    »Curare?« Die Augen der Wache blickten verblüfft auf die Nadel, und Unsicherheit kam in ihnen zum Vorschein. Er runzelte die Stirn. »Das schmieren die Indianer doch auf ihre Pfeilspitzen, nicht wahr?«
    »Genau! – Gift, wissen Sie. Ein Tropfen davon auf Ihre Haut, und Sie sind in zehn Sekunden tot.« Beide Behauptungen waren durch und durch erlogen, aber Doc zählte auf die Unkenntnis eines durchschnittlichen Bürgers über alle Arten von Giften. »Mit dieser Spritze treffe ich Sie unter Garantie. Sie werden zwar einen schnellen, aber keinen schönen Tod erleiden. So, und jetzt geben Sie mir das Gewehr.«
    Ein Berufssoldat hätte wahrscheinlich geschossen, aber dieser Mann von der Volksmiliz hatte keine Chance. Zögernd senkte er die Waffe, die Augen dabei immer auf die Spritze gerichtet, dann ließ er sie fallen. Mit ausgestreckter Nadel ging der Arzt auf ihn zu, und der Mann fuhr zurück. Doc hob die Waffe auf, um Vorsorge zu treffen, nicht hinterrücks erschossen zu werden. Das war alles verlorene Zeit! Aber zumindest kannte er sich hier aus. Er eilte in den Raum zu dem Mädchen hinter den Vermittlungskabeln.
    »Stehen Sie auf!« Er stand hinter ihr, und als sie sich umdrehte und das Gewehr in der einen und die Spritze in der anderen Hand sah, faßte sie sich an die Kehle. »Die Spritze ist mit Curare gefüllt, meine Liebe – ein tödliches Gift. Es hängt zuviel davon ab, daß ich nach draußen telefonieren kann, als daß ich mich jetzt noch mit meinem hippokratischen Eid herumschlagen könnte. Stehen Sie auf, und keine Tricks! Ja, so ist es richtig. Jetzt gehen Sie dort hinüber, legen sich dort auf den Boden. Fassen Sie mit den Händen an Ihre Fußknöchel. Ja, so ist es richtig. Wenn Sie sich jetzt noch bewegen, haben Sie sich zum letzten Mal bewegt!«
    Glücklicherweise hatte er dann und wann einen Kriminalfilm gesehen, und das half ihm nun bei seinen Einschüchterungsversuchen. Das Mädchen war zu Tode erschreckt und völlig fügsam. Aber vielleicht hätte sie seinen Anruf an eine falsche Stelle geleitet, also mußte er es allein schaffen. Verdammt, die roten Lichter zeigten die Fernleitungen an, aber welche Stecker gehörten dazu? Er versuchte einen, ein anderer erschien ihm logischer. Zwar hatte er der Telefonistin schon öfters zugeschaut, konnte sich aber nicht mehr an Details erinnern. Jetzt

Weitere Kostenlose Bücher