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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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es nicht, Doc. Sie brauchen mir keinen falschen Trost zu spenden.«
    »Das tue ich auch nicht, mein Sohn. In Ordnung, Sie haben geschrien – warum auch nicht? Das hat keinem geschadet. Ich knurrte Dr. Brown aus dem gleichen Grund an, als ich hereinkam – Erschöpfung, Überarbeitung. Wenn ich Dr. Brown jetzt ablösen müßte, würde ich wahrscheinlich auch schreien, oder mir auf die Zunge beißen; die Nerven müssen sich irgendwie abreagieren können, das ist eine psychologische Erfahrungstatsache.« Der Junge war noch nicht überzeugt, und Doc lehnte sich zurück und sah ihn nachdenklich an. »Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum ich hier arbeite?«
    »Nein, Sir.«
    »Nun, Sie sollten es wissen. Vor siebenundzwanzig Jahren – ich war damals in Ihrem Alter – gab es in diesem Land, nein, auf der ganzen Welt, keinen Chirurgen wie mich. Jede Operation, selbst am Gehirn, ich führte sie alle durch. Auch heute noch werden einige meiner Techniken benutzt … hm, ich hatte gehofft, Sie würden sich an meinen Namen erinnern. Damals war ich mit einer anderen Frau verheiratet, Jenkins, und sie erwartete ein Baby. Dann entdeckten wir einen Gehirntumor bei ihr, und ich mußte sie operieren, kein anderer hätte das gekonnt. Irgendwie operierte ich, verließ völlig aufgewühlt den OP‐Saal, und drei Tage später sagten sie mir, daß sie während der Operation gestorben sei. Ich weiß jetzt, daß es nicht meine Schuld war, aber damals begriff ich das einfach nicht. Danach arbeitete ich als praktischer Arzt, hielt mich von der Chirurgie fern. Da ich ziemlich gute Diagnosen stellen konnte, was bei Chirurgen normalerweise nicht der Fall ist, lebte ich ganz gut. Dann bewarb ich mich um diesen Posten, als die Firma gegründet wurde, und bekam ihn auch; ich hatte immer noch einen gewissen Ruf. Es war ein neues Arbeitsfeld, das viel eigene Forschung verlangte, sehr viel Spezialwissen, aber auch allgemeine Grundlagenkenntnisse. Ich hatte genug zu tun, um von meiner Chirurgie‐Phobie loszukommen. Verglichen mit mir haben Sie überhaupt keine Ahnung, was Zusammenbruch oder Nervenversagen wirklich bedeutet. Da ist ein kleiner Schrei nur ein unbedeutender Zwischenfall.«
    Jenkins entgegnete nichts, sondern zündete sich die Zigarette an, die er in der Hand hielt. Ferrel machte es sich bequem und entspannte sich. Sobald er gebraucht wurde, würde man ihn schon holen. Er war froh, daß er nicht mehr ständig an Jorgenson denken mußte. »Es ist schwer, für diesen Posten einen geeigneten Mann zu finden, Jenkins, obwohl er gut bezahlt wird. Man braucht dafür ein breites Wissen. Uns lagen viele Bewerbungen vor, und wir haben uns für Sie entschieden. Ich bereue diese Wahl keineswegs. Wirklich, Sie scheinen besser für diesen Job geeignet zu sein als Blake. Ihre Zeugnisse lassen vermuten, daß Sie speziell für diesen Posten ausgebildet wurden.«
    »Das ist richtig.«
    »Hm.« Diese Antwort hatte Doc Ferrel überhaupt nicht erwartet. Soweit er wußte, war niemand besonders scharf auf einen Job bei Atomic; gewöhnlich kündigten die Ärzte nach einem oder zwei Jahren wieder und ließen sich von National auszahlen. »Dann wußten Sie genau, was auf Sie zukam, und haben sogar speziell auf dieses Ziel hin studiert. Darf ich fragen, warum?«
    Jenkins zuckte die Achseln. »Warum nicht? Es ist schon recht, wenn wir den Spieß einmal umdrehen. Meine Geschichte ist nur etwas komplizierter. Vater hatte selbst eine Atomfabrik, eine recht gute, auch wenn sie nicht so groß wie National war. Mit fünfzehn begann ich dort zu arbeiten und belegte vier Semester Atomphysik an der Universität, um später die Fabrik weiterzuführen. Sue – nun, sie war ein Nachbarsmädchen, mit dem ich befreundet war. Wir hatten damals Geld, und deshalb heiratete sie mich nicht. Ich weiß nicht, warum, ihre Jugend war recht hart gewesen, aber sie arbeitete schon an der Mayo‐Klinik, ich war dagegen noch ein Kind. Auf jeden Fall haben wir dann doch geheiratet, und in den Flitterwochen bekam Vater einen großen Vertrag für ein Produkt, das wir ausgearbeitet hatten. Das war nicht so einfach, aber schließlich hatte er alle Geräte beisammen und begann mit der Arbeit. Ich habe die Vermutung, daß eins der Geräte nicht genügend ausgereift war, denn der Kernprozeß war fehlerfrei, wir hatten ihn schon zu oft durchgecheckt, als daß etwas nicht hätte stimmen können. Jedenfalls ging es schief, mein Vater kam bei dem Unfall ums Leben, und bei der Testamentseröffnung

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