Titan 10
medizinischen Vorgänge zu konzentrieren, während der andere dafür offen blieb. »Gut. Das erhöht unsere Aussichten mindestens um das Doppelte.«
Seine Finger arbeiteten weiter, zuerst am Herz, das durch die Massage schon recht mitgenommen war. Würde die Maschine auch in solch einem Fall noch arbeiten? Curare und Radioaktivität, die gegeneinander ankämpfen, waren eine fast unverträgliche Mischung. Dennoch kontrollierte die Maschine bereits die Nervenstränge, die vom Herz ausgingen, gab die Befehle, die sonst vom Gehirn kamen und sich nicht mehr durchsetzen konnten, da das Curare sie blockierte. Konnten die Nervenimpulse der Maschine diesen Lähmungsprozeß bekämpfen? Wahrscheinlich, ihre Intensität ließ sich stufenlos regeln. Er hatte keine andere Wahl und mußte den Versuch wagen.
Dr. Brown zog ihre Hände zurück und starrte ihn ungläubig an. »Dr. Ferrel … das Herz schlägt wieder! Von ganz allein! Es schlägt wieder!«
Er nickte nur, aber hinter der Maske erschien ein Lächeln. Seine Fähigkeiten waren noch nicht ganz verschwunden, er hatte die Operation korrekt durchgeführt, nachdem er nur einmal beobachtet hatte, wie sie an einem Hund durchgeführt wurde. Er war immer noch der Große Ferrel. Obwohl das Hochgefühl in ihm noch anhielt, konzentrierte er seine Gedanken wieder darauf, wie Jorgenson noch zu helfen war. Schließlich stellte die Schwester die künstliche Beatmung wieder ein, und die Lungen begannen mit ihrer Arbeit. Das hatte er erwartet. Die Erinnerung an die millimetergenaue Arbeit, die damit verbunden war, verließ ihn schnell; er trat von dem OP‐Tisch zurück, zog die Maske herunter und streifte die Handschuhe ab.
»Meinen Glückwunsch, Dr. Ferrel!« sagte eine fremde, gutturale Stimme. »Das war eine wirklich hervorragende Operation, wirklich hervorragend! Ich hätte Ihnen beinahe geholfen, aber nun bin ich froh, daß ich nicht unterbrochen habe. Es war ein Vergnügen, Ihnen zuzusehen, Sir!« Ferrel blickte auf und starrte verwundert in das bärtige, lächelnde Gesicht Dr. Kubeliks. Er fand keine Worte, als er seine Hand schüttelte. Aber offenbar hatte Kubelik auch gar keine erwartet.
»Sie sehen also, ich habe es doch noch geschafft. Ich wollte meine Maschine keinem anderen anvertrauen und habe das Flugzeug glücklicherweise noch erwischt. Aber als Sie so sicher, so zuversichtlich wirkten und mich gar nicht bemerkten, blieb ich im Hintergrund. Jetzt kann ich ja zurückfliegen, Sie brauchen mich sicher nicht mehr. Aber immerhin durfte ich Ihnen zuschauen. Nein, sagen Sie nichts, Dr. Ferrel, lassen Sie keine Worte dieses Wunder zerstören. Der Hubschrauber wartet, ich gehe; aber meine Bewunderung für Sie wird immer bestehen bleiben.«
Ferrel stand immer noch schweigend da und starrte auf seine Hände, als der startende Hubschrauber draußen aufheulte. Dann sah er auf den Bewußtlosen herab, dessen Halsschlagader nun wieder stetig von Blut durchflossen wurde. Mehr konnte er jetzt nicht tun. Immerhin hatte ihm Kubelik, ein Mann, der so ziemlich alle Chirurgen für Narren und Schwätzer hielt, seine Bewunderung ausgesprochen. Ein paar Sekunden genoß er Kubeliks Worte, dann schüttelte er sie ab.
»Nun können wir nur hoffen«, sagte er, als die Erinnerung an die Probleme der Fabrik wie eine Last auf seine Schultern fiel, »daß Jorgensons Gehirn den Sauerstoffmangel ohne Schaden überstanden hat. Und daß diese Maschine ihn so schnell wieder dazu befähigt, uns Ratschläge zu geben, bevor es endgültig zu spät ist. Gott möge uns diese Zeit gewähren! Blake, jetzt übernehmen Sie. Eine ausgeschlafene Schwester soll Ihnen helfen. Tun Sie das Nötigste für die Patienten hier und in den Wartezimmern. Sind in letzter Zeit noch welche eingeliefert worden?«
»Nein; für den, der jetzt noch nicht behandelt worden ist, kommt jede Hilfe sowieso zu spät«, gab Dr. Brown zurück.
»Nun gut. Sie und Jenkins legen sich jetzt schlafen. Das gilt auch für Sie, Dodd, und für Schwester Meyers. Blake, wenn nichts Außergewöhnliches geschieht, lassen Sie uns drei Stunden schlafen. Jetzt können wir sowieso nichts tun, und eine Pause hilft uns auf lange Sicht Zeit sparen. Jorgenson hat absoluten Vorrang!«
Der alte Ledersessel mußte als Bettersatz herhalten, aber Ferrel war sowieso zu erschöpft, um noch wählerisch zu sein, auch zu erschöpft, um sich in drei Stunden wirklich erholen zu können. Er fragte sich, wieso, da doch Palmers Sicherheitsleute die Fabrik hermetisch
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