Titan 10
abgeriegelt hatten, Kubelik das Gelände so leicht hatte betreten können. Nicht, daß es ihn etwas anging. Es war sowieso mehr als zweifelhaft, daß sich jemand freiwillig in die Nähe der Firma begeben oder sie sogar betreten würde.
Doch darin hatte er sich geirrt. Noch vor Ablauf der drei Stunden wurde er durch das Geräusch landender Helikopter geweckt. Die Müdigkeit war aber stärker als die Neugierde, und er rollte sich wieder im Sessel zusammen. Dann riß ein anderes Geräusch ihn vollends aus dem Schlaf. Es war das scharfe Aufbellen eines Maschinengewehrs, draußen am Haupttor. Nach einer kurzen Weile ratterte es erneut los. Düster erinnerte er sich daran, daß das Maschinengewehr schon vor Ankunft des Hubschraubers geschossen hatte, also mußte der Grund für die Schießerei irgendwo anders liegen. Also gab es noch mehr Ärger.
Er konnte nicht wieder einschlafen, stand auf und schlurfte müde in die Chirurgie, gerade als sich ein kleiner, schmächtiger Mann durch den Nebeneingang zwängte.
Der Mann kam auf Dr. Ferrel zu, nachdem er Blake einen raschen Seitenblick zugeworfen hatte. Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus; dann und wann verhaspelte er sich, aber als Ferrel den Ernst seiner Worte erkannte, unterdrückte er ein Lächeln. »Dr. Ferrel? Äh, Dr. Kubelik, Mayo‐Klinik, Sie wissen schon, hat mir berichtet, daß Sie an Personalmangel leiden. Wir haben uns freiwillig gemeldet, außer mir noch vier weitere Ärzte und neun Schwestern. Wir hätten Sie vorher benachrichtigt, bekamen aber keine Verbindung. Also sind wir direkt gekommen, so schnell, wie die Hubschrauber uns getragen haben.«
Ferrel blickte aus dem Fenster und sah dort drei Helikopter – und nicht einen, wie er geglaubt hatte. Helfer luden bereits Geräte aus. Jetzt verfluchte er seine Nachlässigkeit. Warum hatte er Kubelik nicht direkt um Hilfe gebeten? War er schon so sehr daran gewöhnt, mit seinem eigenen kleinen Stab auskommen zu müssen? »Sie wissen, daß die Arbeit hier nicht ganz ungefährlich ist? Nun, in diesem Fall möchte ich Ihnen und Kubelik danken. Hier sind etwa vierzig Patienten zu versorgen, aber ich bezweifle, ob wir noch genügend Raum für Sie alle haben.«
Der Mann deutete mit dem Daumen zum Fenster. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Wenn Kubelik etwas beginnt, dann führt er es auch gründlich zu Ende. Wir haben alles mitgebracht, was wir brauchen, praktisch unsere gesamte Strahlenverbrennungs‐Abteilung. Nur einige Spezialgeräte werden wir uns ausborgen müssen. Wir haben sogar ein eigenes Feldlazarett und Betten für alle Ihre Patienten. Wollen Sie, daß wir hier arbeiten, oder wäre es Ihnen lieber, die Patienten einfach zu uns ins Feldlazarett zu schicken? Ach ja, Kubelik läßt Sie grüßen. Sehr ungewöhnlich von diesem Mann!«
Kubelik hatte offenbar recht eigenwillige Vorstellungen von herzlichen Grüßen. Diese Hilfsexpedition war so dramatisch angelegt, daß Ferrel sich fragte, weshalb Kubelik nicht gleich die gesamte Mayo‐Klinik geschickt hatte. »Wir bringen sie besser ins Zelt, dort sind die Männer aus den Krankenzimmern und dem Wartesaal wohl besser aufgehoben. Wir sind zwar für alle Notfälle ausgerüstet, aber nicht dafür, Dutzende von Patienten stationär zu versorgen. Unsere Räumlichkeiten sind gänzlich ausgeschöpft. Dr. Blake wird Ihnen alles zeigen, damit Sie sich an unseren Arbeitsrhythmus gewöhnen können. Er sorgt auch dafür, daß Ihnen ein paar Männer beim Aufstellen des Zeltes helfen werden. Ach ja, wissen Sie vielleicht, was dieser Lärm am Haupttor zu bedeuten hat, als Sie landeten?«
»In der Tat wissen wir das. Wir sahen ein paar Männer in seltsamen Uniformen, die mit einem Maschinengewehr in die Luft schossen. Ein paar andere rannten vor ihnen fort und schüttelten die Fäuste. Wir hatten erst erwartet, daß sie das Feuer auf uns eröffneten, aber offensichtlich haben sie uns gar nicht bemerkt.«
Blake lachte spöttisch. »Mit Sicherheit wären Sie abgeschossen worden, wenn Palmer, unser Manager, nicht vergessen hätte, den Luftraum ebenfalls überwachen zu lassen. Vielleicht hat man Sie für einen Regierungshubschrauber gehalten, heute vormittag waren einige Herren von der Stadtverwaltung hier und haben mit Palmer darüber gesprochen.« Er deutete auf den kleinwüchsigen Arzt hinter ihm, dann drehte er sich zu Dr. Brown um. »Zeigen Sie ihm alles, während ich weg bin, meine Liebe. Wie geht es Jorgenson?«
Sie gab keine Antwort, legte nur ein
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