Titan 10
daß er noch eine zwischen den Lippen hatte und schleuderte die Packung wütend auf den Tisch zurück. »Sehen Sie, Doc, so durcheinander bin ich schon. Wenn wir mit heiler Haut hier herauskommen, müssen wir feststellen, weshalb Nummer 4 hochgegangen ist. Wenn! Hoke, kommen Sie mit den Variablen klar?«
Hoke schüttelte den Kopf. Jenkins antwortete für ihn. »Nichts zu machen. Theoretisch benötigt das Isotop R einen Zeitraum zwischen zwölf und sechzig Stunden, bevor es sich in Mahlers Isotop umwandelt; das hängt von den einzelnen Kettenreaktionen und Katalysatoren ab. Diese Vorgänge sind gleichbleibend und laufen wahrscheinlich mit unverminderter Geschwindigkeit ab. Es kommt darauf an, wie die Neutronen sich verhalten, ob sie aufgenommen werden oder nicht. Und auf die Konzentration des Isotops, auf die Masse und die Temperatur. Dadurch werden die Reaktionsprozesse verändert. Ohne Frage liegt die Lösung in einer der Variablen.«
»Das beweist schon das Wegschleudeln del Leaktionsmasse!« bekräftigte Hoke.
»Natürlich. Aber es sind zu viele Variablen, und wir haben nicht genug Zeit, um sie alle zu berücksichtigen. In dem Moment, da sich ein Partikel in Mahlers Isotop umwandelt, gibt es seine Energie auf das nächste Teilchen ab, und eine Kettenreaktion wird die Folge sein. Eine Kettenreaktion mit Lichtgeschwindigkeit! Ja, wenn wir die Reaktionsmasse so verteilen könnten, daß ein Atom nach dem anderen explodiert, isoliert voneinander! Aber das können wir nur, wenn die Konzentration der kritischen Masse unter einem zehntel Gramm liegt und jede Partikel von der anderen sicher isoliert ist! Und wenn wir bei der Trennung auf ein Isotop treffen, das sich für den kürzesten Transformationsprozeß entschließt, geht alles in die Luft. Wir können die kürzeren Reaktionsprozesse voneinander trennen, aber wir können sie nicht immer weiter unterteilen. Dazu ist das Risiko einfach zu groß!«
Ferrel hatte eine verschwommene Erinnerung an Variable, doch die Theorie, die dahinter steckte, war zu neu und komplex für ihn. Sein Wissen reichte nicht über das Faktum hinaus, daß Radium sich in einem einfachen Zerfallsprozeß in Blei umwandelte und dabei eine stabile Halbwertszeit aufwies. Die Superschweren Atome, die jetzt benutzt wurden, hatten aber mehrere Reaktionswege zur Verfügung. Das ging über seinen Verstand, und er erhob sich, um nach Jorgenson zu schauen.
Palmers Worte veranlaßten ihn, stehenzubleiben. »Das war mir klar, aber ich wollte es mir nicht eingestehen. Also müssen wir evakuieren. Es hat keinen Zweck, noch länger Wunschvorstellungen nachzuhängen. Ich werde den Gouverneur anrufen und ihn bitten, diesen Staat zu evakuieren. Hoke, du kannst den Arbeitern sagen, daß sie alle verschwinden sollen. Unsere einzige Chance war, der Kettenreaktion Einhalt zu gebieten. Weshalb hätten wir I‐231 auch in Tausend‐Pfund‐Blöcken einlagern sollen? Nun …«
Er griff zum Telefon, aber Ferrel unterbrach ihn. »Was soll mit den Patienten geschehen? Sie alle haben dieses Zeug in sich, die meisten mehr als zehn Gramm davon. Wir können sie doch nicht einfach hier liegen lassen, bis sie von den radioaktiven Splittern zerrissen werden!«
Alles schwieg. Dann flüsterte Jenkins plötzlich: »Mein Gott, was sind wir doch für Idioten! Seit Stunden reden wir über I‐231, und ich habe nicht daran gedacht. Jetzt stoßt ihr mich mit der Nase darauf, und beinahe hätte ich immer noch nicht kapiert!«
»I‐231? Davon haben wil nicht genug. Vielleicht fünfundzwanzig Pfund, vielleicht noch wenigel. Um mehl helzustellen, blauchen wil dleieinhalb Tage. Unsele beglenzten Volläte helfen uns nicht weitel, Doktol Jenkins.« Hoke zündete ein Blatt Papier an und spritzte einen Tropfen Tinte aus seinem Federhalter darauf. »So etwa. Ein Tlopfen auf den heißen Stein.« Er drückte das Feuer aus. »Nein …«
»Falsch, Hoke. Einen Tropfen, der den Schalter kurzschließt, der die Explosion erst in Gang kommen läßt. Vielleicht … Sehen Sie, Doc, I231 ist ein Atom, das mit dem Isotop R reagiert. Wenn Sie diese beiden Elemente zusammenfügen, zerfallen sie einfach unter mäßiger Hitzeentwicklung zu nicht radioaktiven Stoffen. Sie reagieren mäßig und wandeln sich zu stabilen Elementen um. Wir haben davon ein paar Pfund auf Lager, vielleicht nicht genug, um damit den Reaktionsprozeß in Nummer 4 zu stoppen, aber auf jeden Fall genug, um alle Patienten damit zu heilen – einschließlich Jorgenson!«
»Wie groß ist
Weitere Kostenlose Bücher