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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Ebene‐der‐Schwerelosigkeit hochgeklettert?«
    »Ich? Natürlich nicht. Ich war Der Zeuge und mußte meinem Ruf folgen, alle Zeilen aller Zeugen vor mir auswendig zu lernen, hatte also keine Zeit für solche naiven Vergnügen.«
    »Ich hatte gehofft, Ihr könntet mir sagen, was ich dort finden würde.«
    »Nun, das ist etwas anderes. Ich selbst bin niemals geklettert, besitze aber die Erinnerungen von so vielen, die das getan haben, wie du sie niemals besitzen wirst. Ich bin ein alter Mann. Ich kannte deinen Großvater und auch schon dessen Großvater. Was willst du wissen?«
    »Nun …« Was wollte er eigentlich wissen? Wie konnte er eine Frage stellen, die nicht mehr war als ein wühlender Schmerz in seiner Brust? Dennoch … »Worin liegt der Sinn davon, Zeuge? Weshalb gibt es diese vielen Ebenen über uns?«
    »He? Was soll diese Frage? Bei Jordan, ich bin ein Zeuge, mein Sohn, und kein Wissenschaftler.«
    »Nun … Ich dachte, Ihr würdet es wissen. Es tut mir leid.«
    »Aber ich weiß es. Was du hören willst, sind die Zeilen des Anfangs.«
    »Ich habe sie schon gehört.«
    »Vernehme sie noch einmal. Wenn du die Weisheit hast, sie zu sehen, findest du alle Antworten darin. Lausche mir. Nein …
    Das ist eine Gelegenheit für meinen Lehrling, sein Wissen zu zeigen. Komm hierher! Die Zeilen des Anfangs – und denke an die richtige Betonung!«
    Der Gehilfe benetzte die Lippen mit der Zunge und begann stockend:
     
    »Am Anfang war Jordan allein im einsamen Land.
    Formlos die Finsternis, der Mensch unbekannt.
    Zunächst war’s ein Wunsch, doch Jordan wußt’ Rat,
    Aus der Vision ward Der Plan, und nach Dem Plan kam die Tat:
    Er hob die Hand – und das Schiff entstand!
    Meile um Meile Gang und Gehäuse, Tank um Tank für das goldene Korn,
    Leiter und Plattform, Schott und Schleuse für das Wohl derer, die noch ungebor’n.
    Er sah sein Werk, und es gefiel,
    doch er vermißte das Leben, denn das war sein Ziel.
    Der Mensch entstand und trat ins Leben,
    er sollte dem Werk die Krönung geben.
    Der freie Mensch indes, auf seiner Suche,
    geriet dem Werk alsbald zum Fluche.
    Es drohte zu scheitern der große Plan,
    so schuf Jordan Das Gesetz, die Regel für jedermann.
    Jedem Arbeit und jedem ein Platz, Dienst einem Zweck, der keinem bekannt,
    Die einen befehlen, die andern gehorchen – so kam Ordnung ins Schiff, mit straffer Hand.
    Das Schiffsvolk erschuf Er, um die Arbeit zu machen,
    die Wissenschaftler, um Den Plan zu bewachen.
    Und über alle herrschte der Kapitän,
    als Richter und Vater vorgeseh’n.
    So war es in der Goldenen Zeit,
    Denn Jordan ist die Vollkommenheit.
    Doch Stolz wuchs im Schiff und Gier und Neid.
    Und eines Tages war es soweit.
    Der verfluchte Huff, übermannt von Sünde,
    Schürte die Rebellion, bezweifelte Gründe,
    Das Blut der Märtyrer überschwemmte die Decks,
    aber Jordans Kapitän mit starker Hand
    Und seine …«
     
    Der Alte schlug seinem Gehilfen mit dem Handrücken scharf auf den Mund. »Versuche es noch einmal!«
    »Von Anfang an?«
    »Nein! Von da, wo du den Fehler begangen hast.« Der Junge zögerte und fand dann den Faden wieder:
     
    »… bezweifelte Gründe,
    Das Blut der Märtyrer überschwemmte das Land,
    Aber Jordans Kapitän mit starker Hand
    und seine Männer hielten stand …«
    Monoton sprach der Junge Zeile um Zeile, erzählte ausführlich, aber ohne große Genauigkeit von der alten, alten Geschichte der Sünde, Rebellion und der Zeit der Finsternis, berichtete, wie die Weisheit sich letztlich doch noch durchsetzte und die Leichen der Rebellenführer dem Konverter übergeben wurden, wie einigen Rebellen die Flucht gelang und ein paar von ihnen überlebten, nur um später den Muties das Leben zu schenken. Und wie nach Opferungen und Gebeten ein neuer Kapitän gewählt wurde.
    Hugh blickte rastlos vor sich hin und scharrte mit den Füßen. Ohne Zweifel lagen in diesen Geheiligten Zeilen die Antworten auf seine Fragen, aber er hatte nicht Verstand genug, um sie zu finden. Warum? Welchen Sinn hatte dies alles? Gab es wirklich nicht mehr im Leben als zu essen und zu schlafen – und die lange Reise zu begehen? Hatte Jordan nicht gewollt, daß er den Sinn begriff? Aber warum blieb dieser Schmerz in seiner Brust? Dieser Hunger, der auch noch blieb, nachdem er gut gegessen hatte?
    Am nächsten Morgen, während er sein Frühstück einnahm, kam eine Ordonnanz zur Tür seines Onkels. »Der Wissenschaftler verlangt nach von Hugh Hoyland«, trug er förmlich vor.
    Hugh

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