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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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der Muties fließt auch das Blut vieler Mutanten, die während des Dunklen Zeitalters geboren worden sind. Natürlich ist dir bekannt, daß während jener Zeit unser weises Gesetz noch nicht in Kraft war, nach dem jedes neugeborene Kind auf das Mal der Sünde hin untersucht und – wenn man ein Anzeichen einer Mutation findet – dem Konverter übergeben wird. Es sind seltsame und schreckliche Geschöpfe, die durch die dunklen Passagen kriechen und in den verlassenen Ebenen lauern.«
    Hugh dachte eine Weile darüber nach. »Und warum gibt es auch bei uns, dem Volk, immer noch Mutationen?« fragte er dann.
    »Die Frage ist einfach zu beantworten. Wir tragen die Saat der Sünde immer noch in uns. Von Zeit zu Zeit zeigt sie sich noch, wird zu Fleisch. Indem wir diese Monstren vernichten, halten wir unser Erbgut rein und nähern uns so um ein weiteres Stückchen dem Höhepunkt von Jordans Plan, dem Ende unserer Reise in unserer himmlischen Heimat, dem Fernen Centaurus.«
    Hoyland zog die Augenbraue hoch. »Ich verstehe noch etwas nicht«, sagte er. »Viele der alten Schriften sprechen von ›Der Reise‹, als ob wir uns tatsächlich bewegten, irgendwohin fahren würden – als ob Das Schiff nicht mehr als ein Fahrzeug wäre. Wie kann das sein?«
    »In der Tat, wie kann das sein?« kicherte Nelson. »Wie kann der Grund und Boden, auf dem wir alle uns bewegen, ebenfalls in Bewegung sein? Natürlich ist die Antwort darauf einfach. Wieder hast du die symbolhafte Sprache falsch verstanden, ihre Aussagen als physikalische Wirklichkeit aufgefaßt. Natürlich ist Das Schiff in physikalischem Sinne fest und unbeweglich. Wie könnte sich das gesamte Universum bewegen? Aber trotzdem bewegt es sich, wenn auch nur in geistigem Sinne. Mit jeder richtigen Tat nähern wir uns ein Stückchen der Durchsetzung von Jordans Plan, unserem hehren Schicksal.«
    »Ich glaube, ich verstehe«, nickte Hugh.
    »Natürlich ist es denkbar, daß Jordan der Welt eine andere Form gegeben haben könnte, wenn es Seinen Plänen entsprochen hätte. Als die Menschheit noch jung und poetisch war, haben sich heilige Männer gegenseitig damit übertroffen, sich schöne Welten auszudenken, die Jordan erschaffen haben könnte. Ein Gelehrter erstellte die komplette Mythologie einer Rundum‐Welt mit endlosen räumlichen Ausmaßen, durchflossen von den Strahlen vieler Sonnen und bevölkert mit körperlosen mythologischen Ungeheuern. Sie nannten sie die Himmlische Welt oder einfach den Himmel, wie um einen Kontrast zu der fühlbaren Wirklichkeit Des Schiffes zu schaffen. Anscheinend wurden sie nie müde, sich immer neue Details dieser Welt auszudenken und Bilder nach ihren Vorstellungen zu malen. Ich glaube, sie taten es um des größeren Ruhms von Jordan willen, und wer von uns wagt zu behaupten, daß Er ihre Träume ablehnte? Aber in unserer schnellebigen Zeit haben wir andere, ernsthafte Aufgaben zu erledigen.«
    Hugh war nicht an Astronomie interessiert. Sein ungeschulter Verstand war noch nicht in der Lage, die Überspanntheit dieser nicht buchstäblich gemeinten Aufzeichnungen zu erfassen. Er wandte sich näherliegenden Problemen zu.
    »Da die Muties die Saat der Sünde sind – weshalb machen wir keine Anstalten, sie endgültig zu vernichten? Wäre das kein Akt, der Den Plan beschleunigen würde?«
    Der Alte überlegte eine Weile, bevor er eine Antwort gab. »Das ist eine gute Frage, und sie verdient eine gute Antwort. Da du ein Wissenschaftler werden sollst, mußt du sie kennen. Betrachte es einmal so. Die Anzahl der Menschen, die Das Schiff ernähren kann, ist beschränkt. Wenn unsere Zahl über alle Grenzen anwachsen würde, käme eine Zeit, da wir nicht mehr genug Nahrung für alle haben würden. Ist es also nicht besser, wenn immer wieder einige von uns in Kämpfen mit den Muties sterben, als daß unsere Anzahl zu stark anschwölle und wir uns gegenseitig um der Nahrung willen umbrächten?
    Jordans Wege sind unergründlich. Sogar die Muties haben ihren Teil in Seinem Plan.«
    Das klang vernünftig, aber Hugh war sich nicht sicher, ob ihm das einleuchtete.
    Als Hugh als Junior‐Wissenschaftler zu der Arbeit an den technischen Einrichtungen für die Schiffsfunktionen herangezogen wurde, fand er heraus, daß es mehr als eine Meinung gab. Wie es üblich war, wurde er eine Zeitlang am Konverter eingesetzt. Die Arbeit war keineswegs beschwerlich. Er mußte die Abfälle überprüfen, die von den einzelnen Dörfern geliefert wurden, sie abbuchen und sich

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