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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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wenn man zwei Köpfe auf einem Paar Schultern sitzen hat, friedliche Wege finden muß, miteinander auszukommen.
    Dame war da schon besser. Beide konnten sie das Spielbrett sehen, und ein Streit war so ausgeschlossen.
    Ein lautes Klopfen an der Tür der Kabine unterbrach das Spiel. Joe‐Jim zog das Wurfmesser aus der Scheide und hielt es für alle Fälle bereit. »Herein!« gröhlte Jim.
    Die Tür wurde geöffnet, und der, der geklopft hatte, kam rückwärts herein – wie jeder wußte, der einzig sichere Weg in Joe‐Jims Reich. Der Neuankömmling war untersetzt und mit Muskeln bepackt, aber nicht größer als einen Meter zwanzig. Der bewußtlose Körper eines Mannes hing über seine Schulter und wurde von einer Hand im Gleichgewicht gehalten.
    Joe‐Jim steckte das Messer in die Scheide zurück. »Leg ihn nieder, Bobo«, befahl Jim.
    »Und schließ die Tür«, fügte Joe hinzu. »Wen haben wir denn hier?«
    Es war ein junger Mann, anscheinend tot, obwohl er keine sichtbare Wunde aufwies. Bobo tätschelte ihn am Oberschenkel. »Ihn essen?« fragte er hoffnungsvoll. Speichel lief aus seinem halboffenen Mund.
    »Vielleicht«, sagte Jim. »Hast du ihn getötet?«
    Bobo schüttelte den viel zu kleinen Kopf.
    »Guter Bobo«, lobte Joe. »Wo hast du ihn getroffen?«
    »Bobo traf ihn da.« Der Kleinwüchsige deutete mit seinem breiten Daumen auf die Stelle zwischen Nabel und Brustbein.
    »Ein guter Schuß«, meinte Joe. »Wir hätten es mit dem Messer nicht besser gekonnt.«
    »Bobo schießt gut«, stimmte der Zwerg begeistert zu. »Will sehen?« Einladend schwang er seine Schleuder.
    »Halt den Mund«, gab Joe keineswegs unfreundlich zurück. »Nein, wir wollen es nicht sehen. Wir wollen, daß er redet.«
    »Bobo schnell«, bejahte der Kleine und begann mit sinnloser Brutalität an dem Bewußtlosen herumzuzerren.
    Joe‐Jim schob ihn beiseite. Er zog andere Methoden vor, die zwar auch noch schmerzhaft, aber bei weitem nicht so drastisch wie die des Zwerges waren. Der junge Mann stöhnte und öffnete die Augen.
    »Ihn essen?« wiederholte Bobo.
    »Nein«, sagte Joe.
    »Wann hast du zum letzten Mal etwas gegessen?« wollte Jim wissen.
    Bobo schüttelte den Kopf und rieb sich über den Bauch. Mit dieser pantomimischen Geste zeigte er an, daß es schon lange her sein mußte – zu lange. Joe‐Jim holte eine Büchse, öffnete sie und zog einen Fleischklumpen heraus. Er hielt ihn hoch. Der Geruch stieg Jim in die Nase, und Joe drehte den Kopf in unverhohlenem Abscheu beiseite. Joe‐Jim warf Bobo den Brocken zu, der ihn glücklich mitten in der Luft auffing.
    »Und jetzt raus!« befahl Jim. Bobo trottete davon und schloß die Tür hinter sich. Joe‐Jim wandte sich dem Gefangenen zu und stieß ihm den Fuß in die Seite.
    »Red schon«, sagte Jim. »Wer zum Huff bist du?«
    Der junge Mann erzitterte, fuhr mit der Hand zum Kopf und schien sich plötzlich seiner Umgebung bewußt zu werden, denn er kam taumelnd auf die Füße, schwankte in der ungewohnt niedrigen Schwerkraft und griff zum Messer an seinem Gürtel.
    Dort war es natürlich nicht mehr.
    Joe‐Jim zog seins heraus und fuchtelte damit herum. »Wenn du brav bist, passiert dir nichts«, sagte er. »Wie nennt man dich?«
    Der junge Mann befeuchtete seine Lippen, und seine Augen huschten suchend durch den Raum.
    »Sag schon«, drängte Joe.
    »Warum geben wir uns noch mit ihm ab?« meinte Jim. »Ich bin der Meinung, daß er nur etwas als Mittagessen taugt. Ruf Bobo besser wieder zurück.«
    »Damit haben wir ja keine Eile«, erwiderte Joe. »Ich will mit ihm reden. Wie heißt du?«
    Der Gefangene schaute das Messer wieder an und stieß dann heraus: »Hugh Hoyland.«
    »Das sagt uns nicht viel«, meinte Jim. »Was tust du so? Aus welchem Dorf kommst du? Und was hast du im Mutie‐Land zu suchen?«
    Aber diesmal blieb Hoyland stur. Nicht einmal ein Knuff mit dem Messergriff gegen die Rippen brachte ihn zum Sprechen. Er biß die Zähne zusammen.
    »Scheiße«, sagte Joe, »er ist nur ein einfacher Bauer. Geben wir’s auf.«
    »Sollen wir ihn fertigmachen?«
    »Nein, jetzt nicht. Sperr ihn ein.«
    Joe‐Jim öffnete die Tür zu einer kleinen Nebenkabine und zwang Hugh mit dem Messer hinein. Dann schloß und verriegelte er die Tür und kehrte zu seinem Spiel zurück.
    »Dein Zug, Jim.«
    Die Kabine, in der Hugh eingeschlossen war, war dunkel. Mit den Händen versicherte er sich davon, daß außer der sicher verschlossenen Tür keine Öffnungen in den glatten Metallwänden

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