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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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waren. Schließlich legte er sich flach auf den Boden und gab sich seinen fruchtlosen Gedanken hin.
    Er hatte viel Zeit zum Nachdenken, Zeit genug, um einzuschlafen und wieder aufzuwachen. Und dann kam die Zeit, da er sehr hungrig und sehr, sehr durstig wurde.
    Als Joe‐Jim der Gefangene wieder einfiel und die Tür aufschloß, bekam Hoyland das gar nicht mehr mit. Er hatte sich viele Male überlegt, was er tun würde, wenn die Tür sich öffnete und seine Chance kam, aber als das Ereignis wirklich eintrat, war er zu schwach und lag schon fast im Koma. Joe‐Jim zerrte ihn hinaus.
    Diese Bewegung brachte Hugh halbwegs zu Bewußtsein. Er setzte sich auf und blickte sich um.
    »Willst du jetzt reden?« fragte Jim.
    Hoyland öffnete den Mund, konnte aber keine Silbe über die Lippen bringen.
    »Siehst du nicht, daß er viel zu ausgetrocknet ist, um noch sprechen zu können?« sagte Joe zu seinem Zwillingsbruder. »Wirst du reden, wenn wir dir zu trinken geben?« fragte er dann Hugh.
    Hoyland sah verwirrt aus, nickte aber heftig.
    Nach einem Moment kam Joe‐Jim mit einem Becher Wasser zurück. Hugh trank hastig, setzte den Becher ab und sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen.
    Joe‐Jim nahm ihm den Becher weg. »Genug für jetzt«, sagte Joe. »Erzähl uns von dir.«
    Das tat Hugh. Und zwar in allen Einzelheiten, auch wenn Joe‐Jim manchmal ein wenig nachhelfen mußte.
    Hugh nahm seinen de facto ‐Zustand als Sklave ohne besonderen Widerstand hin. Auch sein Seelenfrieden wurde nicht übermäßig gestört. Das Wort »Sklave« existierte nicht in seinem Vokabular, aber die Eigentümlichkeiten des Sklavendaseins waren ihm von klein auf sehr gut bekannt. Immer schon hatte es jemanden gegeben, der die Befehle gab, und jemanden, der sie ausführte. Andere Bedingungen, eine andere Form des sozialen Zusammenlebens konnte sich Hugh gar nicht vorstellen. Eine Gegebenheit der Natur.
    Dennoch dachte er natürlich an Flucht.
    Aber weiter, als daran zu denken, kam er nicht. Joe‐Jim schienen seine Gedanken zu ahnen und warnten ihn. »Komm nicht auf dumme Gedanken, Kleiner«, sagte Joe. »Ohne ein Messer kommst du in diesem Teil Des Schiffes keine drei Ebenen weit. Und auch wenn es dir gelänge, mir ein Messer zu stehlen, würdest du es nicht schaffen. Außerdem ist auch noch Bobo da.«
    Hugh wartete einen Moment, als ob er überlegen müßte. »Bobo?« fragte er dann.
    »Wir haben Bobo gesagt, daß er dich schlachten darf, wenn du jemals unsere Kabine allein verlassen solltest«, erwiderte Jim grinsend. »Jetzt schläft er vor der Tür und verbringt auch so eine Menge Zeit dort.«
    »Das ist nur fair«, warf Joe ein. »Er war sehr enttäuscht, als wir uns entschlossen, dich zu behalten.«
    »Sag mal«, schlug Jim vor und stieß mit seinem Kopf den seines Bruders an, »wie wäre es mit ein paar Spielchen?« Er drehte sich zu Hugh um. »Kannst du mit dem Messer werfen?«
    »Natürlich«, antwortete Hugh.
    »Das wollen wir sehen. Hier!« Joe‐Jim händigten ihm ihr eigenes Messer aus. Hugh ergriff es und hielt es abwägend in der Hand, um zu erkennen, wie es ausbalanciert war.
    »Dort vorne.« Joe‐Jim hatte am anderen Ende des Raumes, gegenüber seinem bevorzugten Sessel, eine Zielscheibe aus Plastik angebracht. Hugh blickte darauf und schleuderte das Messer so schnell, daß man der Bewegung nicht folgen konnte. Die Klinge zwischen Daumen und zusammengepreßten Fingern warf er bequem aus der Handfläche heraus.
    Zitternd blieb das Messer in der Zielscheibe stecken, genau in dem schwarzen Punkt, der Joe‐Jims besten Versuch kennzeichnete.
    »Ein guter Junge!« lobte Joe. »Was hast du mit ihm vor, Jim?«
    »Wir können ihm ein Messer geben und sehen, wie weit er damit kommt.«
    »Nein«, sagte Joe. »Damit bin ich nicht einverstanden.«
    »Wieso nicht?«
    »Wenn Bobo gewinnt, haben wir keinen Diener mehr. Und wenn Hugh gewinnt, haben wir sowohl ihn als auch Bobo verloren. Das ist doch reine Verschwendung.«
    »Nun ja – wenn du darauf bestehst …«
    »Das tue ich. Hugh, gib mir das Messer.«
    Hugh gehorchte. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, das Messer gegen Joe‐Jim zu richten. Der Herr war der Herr. Es widersprach nicht nur den guten Manieren, wenn ein Diener seinen Herren angriff, diese Idee war sogar so absurd, daß sie Hugh nicht einmal kam.
    Hugh hatte erwartet, Joe‐Jim würden sich davon beeindruckt zeigen, wenn sie erfuhren, daß er Wissenschaftler hatte werden sollen. Aber das war nicht der Fall.

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