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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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auszudrücken – ein sehr schlechtes Licht auf die Universität geworfen haben.«
    Das war zwar nicht sein eigentliches Gebiet, aber Hawkins verstand, was geschehen war – ein zufälliges Versagen bei der ersten Erprobung der Levantman‐Schock‐Anästhesie, die längst durch andere Methoden ersetzt worden war. Um die Opfer vom Levantman‐Schock zu befreien, mußte man einfache Salzlösung in den Trigeminus‐Nerv injizieren. Interessant. Aber nun zu der Bronze …
    Keinen Widerstand erwartend, ließ er die Spitzhacke in das verrottende grüne Salz sausen – und brach sich fast die Hand dabei. Dort unten mußte irgend etwas Festes liegen. Er begann, das Oxid zur Seite zu scharren.
    Nach einer halben Stunde harter Arbeit stieß er auf Bronzephosphate, einen großen Behälter aus fast unzerstörbarem Metall. Im Lauf der Jahrhunderte war er da und dort beschädigt worden; mit der Spitzhacke konnte er in langgezogene Rillen eindringen und so große Stücke des Behälters herausbrechen.
    Hawkins wünschte, ein Archäologe wäre bei ihm, aber er dachte nicht im Traum daran, zu seinem Laden zurückzukehren und einen herbeizurufen, der sich um den Fund kümmern sollte. Er war ein Allround‐Mann: in seiner Freizeit ein begnadeter Künstler in Ton und Glasur, von Berufs wegen ein Ingenieur für Automation, Elektronik und Atomenergie, der auch auf den Gebieten der Verkehrskontrolle, der individuellen und Gruppenpsychologie, der Architektur und der Werkzeugfabrikation seinen Mann stand. Er schrie nicht jedesmal nach einem Spezialisten, wenn er etwas bewältigen mußte, das nicht direkt in sein Gebiet fiel; dazu gab es zu wenige, und die hatten auch noch zu viel zu tun …
    Er grub seinen Fund aus und entdeckte, daß es eine große, rechteckige Bronzemasse war, die aufregend hohl klang. Ein langer Streifen geschmolzenen Metalls bröckelte der Länge nach ab und enthüllte roten Staub, der aufwirbelte und in den Behälter hineingezogen wurde.
    Er mußte luftdicht abgeschlossen sein, dachte Hawkins, und eine innere Glashülle enthalten haben, die im Lauf der Jahrhunderte kristallisierte und beim ersten Schlag mit seiner Spitzhacke zerfallen war. Er wußte nicht, was ein Vakuum mit dem Opfer eines Levantman‐Schocks alles anstellen konnte, doch er war guter Hoffnung. Er hatte auch keine Ahnung, was ein Grundstücksmakler sein mochte, aber vielleicht hatte dieser Beruf etwas mit der Töpferei zu tun. Alles konnte mit seinem Thema Nummer Eins zu tun haben.
    Er zog die Spitzhacke heraus, kletterte aus dem Graben und trabte gemächlich zu seinem Laden. Nachdem er etwas herumgewühlt hatte, fand er eine Spritze, und in der Küche stieß er auch auf einen Plastikbehälter mit Salz.
    Nachdem er zu seinem Loch zurückgekehrt war, schaufelte er eine weitere halbe Stunde, in der er den gesamten Behälter freilegte. Die Scharniere waren hoffnungslos verrostet; er schlug sie einfach ab.
    Er verlängerte den ausziehbaren Griff seiner Spitzhacke, um den besten Gebrauch von deren Hebelkraft machen zu können, verankerte sie, legte die eingebaute Rolle darunter und schob. Nach fünf Versuchen konnte er in dem Sarg etwas erkennen, das wie eine verstaubte, marmorne Statue aussah. Zehn weitere Versuche, und er erblickte den nackten und von der Zeit nicht angegriffenen Körper von Honest John Barlow, dem Makler aus Evanstown.
    Mit der Nadel der Spritze fand der Töpfer den Knoten des Trigeminus‐Nervs und injizierte sechzig Kubikzentimeter.
    Nach einer Stunde begann Barlows Herz zu schlagen.
    Nach einer weiteren Stunde stöhnte er: »Hat’s geklappt?«
    »Es hat!« murmelte Hawkins.
    Barlow öffnete die Augen, blinzelte, sah sich um und schlug die Hände vors Gesicht. »Ich werde Sie verklagen!« schrie er. »Meine Kleider! Meine Fingernägel!« Ein schrecklicher Verdacht spiegelte sich auf seinem Gesicht, und er fuhr mit den Händen über seinen haarlosen Schädel. »Meine Haare!« jaulte er. »Ich werde Sie bis auf Ihren letzten Groschen verklagen! Diese Unterschrift bedeutet vor Gericht gar nichts! Ich habe nicht erlaubt, daß Sie mich der Haare und Kleider und Fingernägel berauben!«
    »Sie werden schon wieder wachsen«, sagte Hawkins beiläufig. »Und auch Ihre Oberhaut. Diese Teile Ihres Körpers werden nicht von Blut durchflossen und wurden deshalb nicht erhalten wie die anderen. Aber ich fürchte, daß die Kleider verloren sind.«
    »Wo bin ich – in der Universitätsklinik?« wollte Barlow wissen. »Bringen Sie mir ein Telefon!

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