Titan 11
herauskommen«, schlug er den Passagieren im allgemeinen und dem Dicken im besonderen vor, »oder mit dem Nacken zuerst. Wie Sie wollen. Entscheiden Sie sich!«
»Wenn Sie Ihren Verstand schon nicht gebrauchen können«, kommentierte der Dicke, »dann benutzen Sie wenigstens Ihre Augen.« Er schob den Sitz etwas zur Seite, und ein metallisches Klirren erklang.
Bidworthy tat, wie ihm geheißen, und lehnte sich durch die Tür, um einen Blick auf den Dicken zu werfen. Dann stieg er in das Vehikel, durchschritt es in seiner ganzen Länge und betrachtete alle Passagiere der Reihe nach. Sein lebhafter Gesichtsausdruck war um zwei Stufen dunkler, als er wieder herauskam, um Sergeant Gleed seine Befehle zu erteilen.
»Sie sind alle angekettet. Jeder einzelne!« Er warf dem Fahrer einen Blick zu. »Was hat das zu bedeuten. Weshalb seid ihr alle angekettet?«
»Meiob!« erwiderte der Fahrer hochmütig.
»Wer hat die Schlüssel?«
»Meiob!«
Bradworthy holte tief Luft. »Man hört so oft von Amokläufern, die Dutzende von Menschen umlegen. Bislang habe ich mich immer gefragt, was solch ein Amokläufer fühlen mag – nun weiß ich es.« Er sprach zu keinem im besonderen, ließ seine Knöchel knacken und wandte sich an Gleed: »Wir können den Bus nicht zum Raumschiff fahren, wenn dieser Idiot nicht vom Fahrersitz zu entfernen ist. Entweder wir finden die Schlüssel, oder wir besorgen uns Werkzeuge und brechen die Ketten.«
»Oder Sie könnten uns unseres Weges ziehen lassen und eine Beruhigungspille schlucken«, schlug der Fahrer vor.
»Halten Sie den Mund! Selbst wenn ich tausend Jahre hier stehen muß, ich werde Sie…«
»Da kommt der Colonel!« murmelte Gleed und stieß Bidworthy mit dem Ellbogen an.
Colonel Shelton erreichte den Bus, ging einmal langsamen Schrittes um ihn herum und untersuchte seine technische Konstruktion und die Insassen. Als er durch das Fenster den gestreiften Hut erblickte, mit dem der Dicke ihm zuwinkte, zuckte er zusammen. Dann kam er zu der entmutigten Gruppe herüber.
»Was gibt es denn diesmal für Probleme, Sergeant‐Major?«
»Die sind genauso verrückt wie die anderen, Sir. Sie riskieren eine große Lippe und sagen ›Meiob!‹ und geben überhaupt nichts auf Seine Exzellenz. Sie wollen nicht herauskommen, und wir können sie auch nicht dazu zwingen, denn sie sind an ihre Sitze gekettet.«
»Angekettet?« Ungläubig zog Shelton die Augenbrauen hoch. »Warum?«
»Das weiß ich nicht, Sir. Sie sind angekettet wie eine Gruppe Schwerverbrecher, die zum Arbeitslager gebracht werden, und…«
Shelton kletterte in das Fahrzeug, ohne den Rest des Satzes abzuwarten. Er überzeugte sich selbst und kletterte wieder heraus.
»Ihre Vermutung klingt gut, Sergeant‐Major. Aber ich glaube nicht, daß es sich um Kriminelle handelt.« »Nein, Sir?« »Nein.« Er warf einen bezeichnenden Blick auf den Dicken mit dem bunten Hut. Auch die anderen Passagiere wiesen mehrere Eigentümlichkeiten auf. So trug zum Beispiel ein blonder Mann eine schreiend bunte Krawatte, die bis zum Boden reichte. »Es ist wahrscheinlicher, daß es sich um einen Haufen Verrückter handelt, die zum Sanatorium gebracht werden sollen. Ich werde den Fahrer einmal fragen.« Er ging zum Bus und sagte: »Haben Sie etwas dagegen, mir Ihr Reiseziel zu nennen?«
»Ja«, erwiderte der Fahrer.
»Also gut, wo wollen Sie hin?«
»Hören Sie«, sagte der Fahrer, »sprechen wir die gleiche Sprache?« »Wie bitte?« »Sie haben mich gefragt, ob ich was dagegen habe, und ich sagte ja.« Er breitete die Hände aus. »Ich habe etwas dagegen. Also was soll Ihre Frage?«
»Sie weigern sich also, mir Auskunft zu geben?«
»Ihre Logik ist umwerfend, Sonny.«
»Sonny?« polterte Bidworthy zitternd vor Wut. »Wissen Sie eigentlich, daß Sie mit einem Colonel sprechen?«
»Überlassen Sie das mir«, sagte Shelton und winkte ab. Mit eiskaltem Ausdruck wandte er sich wieder dem Fahrer zu. »Fahren Sie weiter. Es tut mir leid, daß wir Sie aufgehalten haben.«
»Machen Sie sich nichts daraus«, meinte der Fahrer mit äußerster Höflichkeit. »Ich werde Ihnen eines Tages den gleichen Gefallen tun.«
Mit dieser rätselhaften Bemerkung ließ er sein Vehikel vorwärts rollen. Die Patrouille teilte sich, um ihm den Weg freizugeben. Der Bus hupte laut, fuhr die Straße entlang und verschwand bald in der Ferne.
»Beim Schwarzen Loch!« fluchte Bidworthy und starrte ihm mit dunkelrotem Kopf nach. »Auf diesem Planeten gibt es mehr Idioten als
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