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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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geworfene Paar aufstand und sich den Staub von der Uniform klopfte. »Ich habe euch befohlen, stehenzubleiben. Was habt ihr euch gedacht, ihn einfach so entkommen zu lassen?«
    »Wir hatten keine andere Wahl, Sarge«, versicherte der eine und warf ihm einen bockigen Blick zu.
    »Hört mit euren dummen Entschuldigungen auf! Ihr hättet ihm die Ballon‐Räder zerschießen können, wenn ihr eure Waffen bereitgehalten hättet. Damit hättet ihr ihn aufgehalten.«
    »Sie haben uns nicht befohlen, unsere Waffen zu benutzen.«
    »Wo haben Sie eigentlich Ihre eigene?« fügte eine Stimme hinzu.
    Gleed wirbelte zu den anderen Männern herum. »Wer hat das gesagt?« bellte er. Mit funkelnden Augen musterte er die Reihe völlig nichtssagender Gesichter. Es war ihm unmöglich, den Schuldigen herauszufinden. »Ich werde euch allen die Hölle heiß machen«, drohte er, »wenn sich der Mann nicht augenblicklich…«
    »Der Sergeant‐Major kommt«, warnte einer von ihnen.
    Bidworthy befand sich noch vierhundert Meter entfernt und kam im Gleichschritt auf sie zu. Als er die Gruppe erreicht hatte, musterte er die gesamte Patrouille mit einem anklagenden, kalten Blick.
    »Was ist hier geschehen?«
    Gleed gab eine kurze Zusammenfassung von dem Vorfall und schloß gekränkt: »Er sah aus wie ein leibhaftiger Apache.«
    »Was ist ein Apache?« fragte Bidworthy.
    »Ich habe etwas über sie gelesen, als ich noch ein Kind war«, erklärte Gleed, glücklich darüber, etwas mehr zu wissen als sein Vorgesetzter. »Sie trugen lange Haare, hatten bunte Decken und fuhren in goldenen Automobilen herum.«
    »Ganz nett verrückt«, meinte Bidworthy. »Ich habe mit sieben Jahren meine letzte Abenteuergeschichte gelesen. Mit zwölf war ich in die Geheimnisse der Ballistik eingedrungen, und mit vierzehn kannte ich alle Werke über militärische Logistik.« Er schnaubte vernehmlich und warf den anderen einen scheelen Blick zu. »Manche Leute leiden eben an Erziehungsfehlern.«
    »Es gab sie wirklich«, versicherte Gleed. »Sie…«
    »Es gab auch Feen!« schnappte Bidworthy. »Meine Mutter hat das gesagt. Sie war eine gute Frau. Sie hat mir nie einen Berg von Lügen aufgetischt – nur manchmal.« Er spuckte auf die Straße. »Benehmen Sie sich Ihrem Alter nach!« Er blickte einen nach dem anderen an. »In Ordnung, holen Sie Ihre Waffen hervor, versichern Sie sich, daß Sie sie überhaupt bei sich tragen, und vergessen Sie nicht, wo sie stecken und in welcher Hand Sie sie halten sollen. Ich übernehme das Kommando und werde mich mit dem nächsten Passanten selbst befassen.«
    »Dürfen wir rauchen, Sergeant‐Major?« fragte einer der Männer.
    »Nein.«
    Sie fielen in düsteres Schweigen, beobachteten die Stadt, fuhren dann und wann einmal mit der Zunge über die Lippen und dachten nach. Und es gab einiges, über das sie nachdenken konnten. Eine Stadt – jede menschliche Stadt – wies Eigentümlichkeiten auf, die man nirgendwo sonst im Kosmos fand. Lichtreklamen, Geschäftsniederlassungen, Freiheit, Gelächter, alle Eigenschaften des Lebens. Aber man konnte in einer Stadt auch verhungern.
    Endlich verließ auf der breiten Straße ein großes Gefährt die Vororte und kam auf sie zugerollt. Es war langgezogen, hell und stromlinienförmig und rollte auf zwanzig Gummibällen in zwei Zehnerreihen. Es hupte in einem ähnlichen Geräusch wie das Motorrad, nur lauter. Und es befanden sich Menschen darin.
    Als das Vehikel noch zweihundert Meter von der Straßensperre entfernt war, meldete sich aus einem Lautsprecher eine nachdrückliche, warnende Stimme: »Macht Platz! Macht Platz!«
    »Zerschießt die Gummibälle, wenn das Ding durchbrechen will«, befahl Bidworthy seinen Männern.
    Aber das war nicht nötig. Das busähnliche Vehikel wurde langsamer und kam einen Meter vor dem ersten Mann der Straßensperre zum Stehen. Der Fahrer schaute aus seinem Fenster, während die Passagiere ihre Gesichter gegen die Scheiben drückten.
    Bidworthy stellte sich in Positur, ging auf das Fenster des Fahrers zu und sagte – vertrauend auf den Effekt brüderlicher Herzlichkeit –: »Guten Morgen.«
    »Mit Ihren Sinnen scheint etwas durcheinandergeraten zu sein«, sagte der Fahrer. Er hatte ein blaues Auge, eine gebrochene Nase, Blumenkohlohren und sah aus, als ob er schon so manchen Kampf in einer Bar ausgefochten hätte. »Können Sie sich keine Uhr leisten?«
    »He?«
    »Wir haben keinen Morgen. Es ist später Nachmittag.«
    »In der Tat«, gestand Bidworthy ein und

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