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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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durch die Hintertür in den Hof.
    Jeff Baines deutete auf einen Stapel Kisten. »Konservendosen.« Er deutete auf einen Vorratsschuppen. »Bringen Sie das Zeug dorthin und stapeln Sie es auf. Die Kisten bleiben draußen. Es liegt an Ihnen, ob Sie das tun wollen oder nicht. Hier herrscht schließlich Freiheit, nicht wahr?« Er schlenderte zurück in den Laden.
    Der alleingelassene Harrison kratzte sich am Ohr und dachte nach. Er hatte den Eindruck, einem ganz schlechten Scherz aufgesessen zu sein. Der Kandidat Harrison qualifiziert sich für die Aufnahme ins Affenhaus. Aber wenn dieses Spiel dem Dicken zugute kam, mußte er erfahren, worin es bestand, um den Trick dabei in Zukunft selbst anwenden zu können. Aus Erfahrung wird man klug.
    Also machte er sich an die Arbeit. Nach zwanzig Minuten harten Schuftens war er fertig und ging zum Laden zurück.
    »Sie haben soeben etwas für mich getan«, erklärte Baines. »Das bedeutet, daß Sie mir ein Ob aufgelegt haben. Ich werde Ihnen für Ihre Arbeit nicht danken, das ist nicht nötig. Ich muß dieses Ob nur wieder loswerden.«
    »Welches Ob?«
    »Obligation. Eine Verpflichtung. Warum soll man ein langes Wort benutzen, wenn ein kurzes es auch tut? Ein Ob ist eine Verpflichtung. Ich übertrage sie folgendermaßen: Seth Warburton – der Inhaber des übernächsten Geschäftes – ist mir ein halbes Dutzend Obs schuldig. Ich werde mein Ob an Sie los und erleichtere ihn um eins an mich, indem ich dafür sorgen werde, daß Sie bei ihm etwas zu essen bekommen.« Er schrieb etwas auf ein Blatt Papier. »Geben Sie ihm das.«
    Harrison las mit weitaufgerissenen Augen die krakelige Schrift: »Gib diesem Trottel was zu essen. Jeff Baines.«
    Völlig verdattert verließ er das Delikatessengeschäft, blieb neben dem Fahrrad stehen und betrachtete den Zettel erneut. ›Trottel‹ stand dort. Ihm fielen eine ganze Reihe von Crewmitgliedern ein, die dem Dicken wegen diesem Ausdruck die Faust unters Kinn gesetzt hätten. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Lokal zwei Häuser weiter zu. Auf einem innen gardinenverhangenen Fenster prangten zwei großbuchstabige Worte: Seths Imbißstube.
    Der Hunger verhalf ihm zum nötigen Mut. Er entschloß sich, Seths Lokal zu betreten und hielt dabei den Zettel so fest umkrampft, als stünde sein Todesurteil darauf. Drinnen fand er eine lange Theke, viel Dampf und das Klappern von Geschirr. Er suchte sich einen Platz an einem Tisch mit Marmorplatte, an dem bereits eine grauäugige Brünette Platz genommen hatte.
    »Gestatten Sie?« fragte er höflich, als er sich auf den Stuhl niederließ.
    »Was soll ich gestatten?« Sie betrachtete seine Ohren, als ob sie fürchtete, sie könnten jeden Moment von allein losfliegen. »Babys, Hunde, Ehen zwischen ungleichaltrigen Partnern oder Spaziergänge im Regen?«
    »Gestatten Sie, daß ich hier Platz nehme?«
    »Wenn ich was dagegen habe, muß ich mich woanders hinsetzen. Das hat die Freiheit nun mal so an sich, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Harrison. »Sicher.« Er zappelte unruhig hin und her und fühlte sich wie ein Schachspieler, der schon beim ersten Zug einen Bauer verloren hat. Er suchte fieberhaft nach einem Gesprächsthema, als prompt ein schmalgesichtiger Mann in einem weißen Kittel ihm ein Tablett mit einem gebratenen Hähnchen und drei ihm unbekannten Gemüsesorten auf den Tisch knallte.
    Dieser Anblick brachte ihn völlig aus der Fassung. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie lange es her war, daß er zum letzten Mal ein gebratenes Hähnchen gesehen und seit wieviel Monaten er Gemüse nur in pulverisierter Form zu sich genommen hatte.
    »Nun?« fragte der Kellner, der seinen erstaunten Blick auf den Teller mißverstand, »paßt Ihnen irgendwas nicht?«
    »Doch.« Harrison gab ihm den Zettel. »Doch, ganz bestimmt.«
    Der Kellner warf einen Blick auf den Zettel und rief seinem hinter dem Dampf der Theke unsichtbaren Kollegen zu: »Du kannst eins von Jeffs Obs ausstreichen.« Dann ging er und zerriß den Zettel in kleine Fetzen.
    »Das war aber ein schneller Tausch«, kommentierte die Brünette mit einem Blick auf seinen Teller. »Er will Ihnen ein NahrungsmittelOb aufladen, und Sie geben es gleich zurück. Nun sind Sie quitt. Ich muß Teller waschen, um meines loszuwerden, oder eins abtragen, das Seth irgendwo anders schuldig ist.«
    »Ich habe ziemlich viele Konservenbüchsen dafür aufgestapelt.« Harrison ergriff Messer und Gabel. Das Wasser lief ihm im Munde zusammen. Auf dem Schiff gab

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