Titan 11
es weder Messer noch Gabeln. Man brauchte sie nicht für konzentrierte Nahrung und Pillen. »Hier gibt es keine große Auswahl, oder? Man muß nehmen, was einem vorgesetzt wird.«
»Nicht, wenn Seth Ihnen ein Ob schuldet«, erklärte sie. »In diesem Fall muß er das beste Menü vorsetzen, das er zustande bringen kann. Sie hätten es ihm besser sofort gegeben, dann bräuchten Sie das jetzt nicht zu essen und könnten sich Ihre Klagen sparen.«
»Ich beklage mich doch gar nicht.«
»Das ist aber Ihr gutes Recht. So ist die Freiheit nun mal, nicht wahr?« Sie zögerte ein wenig, fuhr dann aber fort: »Es kommt nicht oft vor, daß ich Seth ein Ob voraus bin, aber wenn das einmal der Fall ist, rufe ich nach Ananaseis, und er kommt sofort damit angelaufen. Wenn er mir ein Ob voraus ist, muß ich eben angelaufen kommen.« Ihre grauen Augen verdunkelten sich in plötzlichem Argwohn. »Sie hören mir zu, als ob das alles etwas völlig Neues für Sie sei«, fügte sie hinzu. »Sind Sie fremd hier?«
Er nickte mit vollem Mund. Als er das Hähnchenfleisch hinuntergeschlungen hatte, brachte er endlich heraus: »Ich komme von diesem Raumschiff.«
»O Gott!« Sie erschauderte. »Ein Antigand! Das hätte ich nicht gedacht. Mann, Sie sehen fast menschlich aus!«
»Auf diese Ähnlichkeit bin ich auch sehr stolz.« Mit dem vollen Magen war auch seine Schlagfertigkeit zurückgekehrt. Er kaute, schluckte und blickte sich um. Der weißgekleidete Ober kam sofort.
»Was gibt es zu trinken?« fragte Harrison.
»Dith, Doppeldith, Shemak oder Kaffee.« »Kaffee. Stark und schwarz.« »Shemak ist besser«, riet die Brünette, als der Kellner schon wieder fort war. »Aber warum sollte ich Ihnen das sagen?«
Der Kaffee wurde in einem riesigen Glas gebracht. »Da Seth Ihnen ein Ob abarbeiten muß, haben Sie die Wahl«, sagte der Ober und stellte den Krug auf den Tisch. »Was wollen Sie zum Nachtisch – Apfelkuchen, frisches Yimpik, gemahlenen Tafelsufer oder Melonen in Sirup?«
»Ananaseis.«
»Oh.« Der Kellner blinzelte, warf der Brünetten einen anklagenden Blick zu, ging und brachte das Gewünschte.
Harrison schob es über den Tisch. »Für Sie. Guten Appetit.«
»Das gehört doch Ihnen!«
»Selbst wenn ich wollte, könnte ich nichts mehr essen.« Er verzehrte die letzte Hähnchenkeule, rührte den Kaffee um und begann Frieden mit sich und der Welt zu empfinden. »Ich kriege wirklich nichts mehr rein.« Er deutete mit dem Messer einladend auf das Dessert. »Kommen Sie schon, seien Sie mal nett und denken Sie nicht an die schlanke Linie.«
»Nein.« Standfest schob sie das Ananaseis zu ihm zurück. »Wenn ich das esse, schulde ich Ihnen ein Ob.« »Na und?« »Ich lasse mir aber nicht von Fremden Obs auflegen.« »Da haben Sie auch wieder recht. Sehr vernünftig von Ihnen. Fremde haben manchmal sehr seltsame Ambitionen.« »Sie kommen anscheinend viel herum«, stimmte sie zu. »Nur verstehe ich nicht, welche seltsamen Ambitionen Sie meinen.« »Geschirrspülen!« »Bitte?«
»Das war zynisch gemeint«, erklärte er. »Wenn Sie das Ob unbedingt abtragen wollen, können Sie das haben. Ich brauche nur eine Auskunft. Sagen Sie mir nur, wo ich hier den besten Käse bekommen kann.«
»Das ist einfach. Im Geschäft von Alec Peters, hinten in der Tenth Street.« Damit zog sie den Teller wieder an sich heran.
»Danke. Ich hatte schon geglaubt, hier wären alle taub oder würden nur blödsinnige Antworten geben.«
Er nagte den letzten Knochen ab und lehnte sich entspannt zurück. Nach dem ungewohnt reichhaltigen Mahl arbeitete sein Gehirn wie geschmiert, denn nach einer Minute angestrengten Nachdenkens bewölkte sich sein Gesicht in einem plötzlichen Argwohn. »Besitzt dieser Peters wirklich einen Käseladen?« fragte er.
»Natürlich.« Mit einem Seufzer des Vergnügens schob die Brünette den leeren Teller zurück.
Er tat einen tiefen Atemzug. »Ich suche den Bürgermeister«, erklärte er dann.
»Wer ist das?«
»Die Nummer eins. Der große Boß. Der Sheriff, der Kalif oder wie immer er sich auch nennen mag.«
»Ich weiß immer noch nicht, wen Sie eigentlich suchen«, meinte sie verwirrt.
»Der Mann, der diese Stadt leitet. Der führende Bürger.«
»Drücken Sie sich doch ein wenig deutlicher aus«, schlug sie vor. Sie wollte ihm wirklich helfen. »Wen oder was soll dieser Bürger führen?«
»Sie und Seth und alle anderen.« Mit einer weitausholenden Geste deutete er auf die benachbarten Häuser.
» Wohin soll der uns
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