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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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durch die Stadt gerast, haben Verwirrung unter den Eingeborenen hervorgerufen, ihre Verkehrsgesetze zu Hauf mißachtet und Menschenleben gefährdet, da Sie sich noch nicht einmal die Mühe gemacht haben, mit Ihrer Klingel ein Warnzeichen zu geben…«
    »Ich habe keine Klingel am Fahrrad, Sir«, stellte Harrison richtig, der sich all dieser Greueltaten zu unrecht angeklagt fühlte, »sondern eine Trillerpfeife, die durch die Schwungkraft des Hinterrades betätigt werden kann.«
    »Aha!« sagte der Botschafter mit dem Tonfall eines Mannes, von dem alle Hoffnung gewichen ist. Er nahm wieder Platz und schlug sich mit der flachen Hand mehrmals gegen die Stirn. »Der eine holt sich eine Wasserpfeife.« Er machte eine erbarmenswerte Handbewegung. »Und der da besitzt eine Trillerpfeife.«
    »Ich habe sie selbst konstruiert, Sir«, erklärte Harrison bereitwillig.
    »Dessen bin ich mir sicher. Ich kann es mir genau vorstellen. Genau das habe ich auch von Ihnen erwartet.« Der Botschafter versuchte, sich zusammenzunehmen. »Hören Sie, Mister, darf ich eine vertrauliche Frage stellen, die nur Sie und mich etwas angeht?« Er beugte sich vor und brüllte dem Ingenieur die Frage so laut ins Ohr, daß sie mehrmals in dem kleinen Raum widerhallte. »Warum haben Sie niemanden gefragt?«
    »Ich konnte keinen finden, den ich einladen konnte, Sir. Ich habe wirklich mein Bestes gegeben, aber die Leute schienen einfach nicht zu verstehen, wovon ich eigentlich sprach. Oder sie gaben vor, es nicht zu verstehen.«
    »Hmmm…« Seine Exzellenz blickte aus dem Bullauge und dann zur Uhr. »Es wird schon dunkel. Die Dämmerung naht. Heute können wir nichts mehr unternehmen.« Er räusperte sich verhalten. »Wieder ein Tag zum Teufel. Wir befinden uns nun schon zwei Tage hier und sind noch keinen Schritt weitergekommen.« Er ließ sein kritisches Auge auf Harrison ruhen. »Nun gut, Mister, wenn wir so oder so unsere Zeit verschwenden, können wir uns Ihre Geschichte auch zur Gänze anhören. Erzählen Sie uns genau, was geschehen ist, und lassen Sie keine Einzelheit aus. So können wir uns vielleicht einen Reim darauf machen.«
    Harrison berichtete und endete mit den Worten: »Ich glaube, ich hätte mich wochenlang mit den Leuten dort unterhalten können, ohne etwas aus ihnen herauszubekommen. Ihre Gehirne sind einfach von Osten nach Westen orientiert, während meins wie ein Kompaß von Süden nach Norden zeigt. Man kann mit Ihnen bis zum Jüngsten Tag reden, sich wirklich schön unterhalten, und keiner weiß, wovon der andere eigentlich spricht.«
    »Ja, diesen Eindruck habe ich auch«, kommentierte der Botschafter trocken und drehte sich zu Captain Grayder um. »Sie sind schon viel herumgekommen und haben während Ihres Dienstes schon viele Welten gesehen. Was halten Sie davon – wenn Sie überhaupt eine Meinung haben?«
    »Ein semantisches Problem«, erwiderte Grayder vorsichtig, der von den mannigfaltigsten Umständen gezwungen wurde, sich mit diesem Problem zu beschäftigen. »Auf jeder Welt, die man lange genug unber・rst gelassen hat, kommt man mit semantischen Problemen in Konflikt, auch wenn diese Welten sich nicht soweit entwickelt haben, um wirklich fremd zu erscheinen.« Er setzte eine bedeutungsschwangere Pause. »Der erste Bursche, den wir auf Basileus trafen, sagte im herzlichsten Ton und besten Englisch: ›Komm, Junge, schnall doch gleich ab!‹«
    »Ja? Und was hat das zu bedeuten?«
    »Kommen Sie herein, ziehen Sie sich die Schuhe aus und machen Sie es sich gemütlich. In anderen Worten: Willkommen! Das habe ich damals sofort begriffen, Euer Exzellenz. Es fiel mir besonders leicht, da ich ja ein Experte auf dem Gebiet der Semantik bin.« Grayder warf einen nachdenklichen Blick auf Harrison und fuhr fort: »Hier scheinen sich die Dinge zu weit größeren Extremen entwickelt zu haben. Die Sprache bleibt fließend, enthält aber genug bekannte Ausdrücke, die sich dahingehend verändert haben, daß sie nun eine neue Bedeutung besitzen. Ältere Sprachformen wurden durch neue ersetzt. Natürlich ist der lokale Dialekt hier besonders ausgeprägt.«
    »Ein Wort wie ›Meiob‹ zählt wohl dazu«, warf Seine Exzellenz ein. »Ein seltsamer Begriff ohne bekannte irdische Wurzel. Ich mag die Art nicht, wie sie ihn benutzen. Das klingt irgendwie beleidigend. Augenscheinlich steht es in irgendeinem Zusammenhang mit diesen Obs, die sie verteilen. Es bedeutet wohl ›Meine Obligation‹, ›Meine Verpflichtung‹ oder so etwas, aber

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