Titan 11
musterte ihn mit seinen großen, kugelrunden Augen von Kopf bis Fuß. Dann wandte er sich zu Harrison. »Noch so ein Depp von eurem Schiff. Wovon spricht er überhaupt?«
»Von Geld«, erklärte Harrison. »Material, das wir benutzen, um unsere Handelsbeziehungen zu vereinfachen. Es wird gedruckt. Stellen Sie sich niedergeschriebene Obs von verschiedenen Werten vor.«
»Jetzt weiß ich schon mehr«, maulte Baines. »Nämlich, daß man Leuten, die ihre Obs niederschreiben, nicht vertrauen kann – weil sie sich gegenseitig auch nicht vertrauen.« Er watschelte zu seinem hohen Stuhl und ließ sich darauf nieder. Sein Atem ging schnell und gequält. »Und das bestätigt auch die Lehren unserer Schulbücher – ein Antigand würde sogar seine verwitwete Mutter beschwindeln.«
»Ihre Schulbücher sagen nicht die Wahrheit«, versicherte Harrison.
»Vielleicht.« Jeff sah keine Notwendigkeit, diesen Streitpunkt auszudiskutieren. »Aber wir gehen auf Nummer Sicher, bis wir Genaues wissen.« Er blickte sie an. »Was wollt ihr überhaupt?«
»Einen Rat«, warf Gleed schnell ein. »Wir haben Urlaub. Wo werden uns hier das beste Essen und die besten Vergnügungen geboten?«
»Wie lange bleiben Sie?«
»Bis morgen abend.«
»Zu kurz.« Jeff schüttelte bedauernd den Kopf. »Sie würden zwei Tage brauchen, um genug Obs zu verteilen, für die Sie Ihre Vergnügungen erhalten. Außerdem würden sich ziemlich viele unserer Jungs von Antigands keine Obs aufladen lassen. Sie sind ziemlich eigensinnig, verstehen Sie?«
»Hören Sie«, sagte Harrison, »wo bekommen wir denn wenigstens etwas zu essen?«
»Hm, da kann ich euch auch nicht weiterhelfen«, meinte Jeff und rieb nachdenklich über sein Vielfachkinn. »Es gibt da manche Möglichkeiten, aber ich wüßte keine. Ich will nichts von euch, also könnt ihr keine Obs benutzen, die mir zustehen.«
»Haben Sie denn überhaupt keinen Vorschlag?«
»Wenn ihr Bürger der Stadt wäret, sähe alles schon anders aus. Dann bekämt ihr alles, was ihr wollt, und könntet die Obs irgendwann einmal abarbeiten, wenn sich gerade eine günstige Gelegenheit ergibt. Aber ich wüßte keinen, der einem Antigand Kredit gibt, der heute hier und morgen dort ist.«
»Vertrauen Sie nicht allzusehr darauf, daß wir morgen schon wieder weg sind«, riet Gleed. »Wenn ein Botschafter des Reiches mitgeschickt wird, bedeutet das, daß die Terraner auf lange Zeit hierbleiben werden.«
»Wer sagt das?«
»Das Reich. Und ihr seid doch ein Teil davon, oder nicht?«
»Nee«, sagte Jeff. »Wir gehören zu niemandem und gar nichts und wollen auch niemandem gehören. Keiner wird uns dazu veranlassen, Teil von irgend etwas zu sein.«
Gleed lehnte sich auf die Theke und betrachtete geistesabwesend eine Dose mit Schweinefleisch. »Wenn ich keine Uniform trage und nicht im Dienst bin, sympathisiere ich mit Ihnen, obwohl ich das eigentlich nicht sagen sollte. Ich würde es auch nicht mögen, wenn Bürokraten von einer anderen Welt über meinen Körper und meine Seele das Sagen haben. Aber auf euch werden wirklich harte Zeiten zukommen, wenn ihr etwas gegen uns unternehmen wollt. So sieht es nun einmal aus.«
»Nicht bei dem, was wir besitzen«, widersprach Jeff. Er sah dabei mächtig selbstbewußt aus.
»Soviel besitzt ihr doch gar nicht«, widersprach Gleed. Es klang mehr wie ein freundschaftlicher Rat denn als offene Kritik. Er drehte sich zu Harrison um. »Nicht wahr?«
»So scheint es«, bekräftigte Harrison.
»Laßt euch nicht von Vorurteilen täuschen«, riet Jeff. »Wir besitzen mehr als ihr vermutet.« »Was denn?« »Nun, zuerst einmal besitzen wir die stärkste Waffe, die je ein menschliches Gehirn erdacht hat. Wir sind Gands, versteht ihr? Also brauchen wir keine Raumschiffe und Waffen und solche Spielereien. Wir haben etwas Besseres, etwas wirksameres, gegen das es keine Verteidigung gibt.«
»Das möchte ich gerne sehen«, sagte Gleed herausfordernd. Die Konstruktionshinweise über eine neue und außergewöhnlich starke Waffe waren bestimmt viel mehr wert als die Adresse des Bürgermeisters. Vielleicht war Grayder von der Wichtigkeit dieser Entdeckung so beeindruckt, daß er ihm die fünftausend Kredits Belohnung gewährte. »Aber natürlich kann ich von Ihnen nicht erwarten, daß Sie militärische Geheimnisse preisgeben«, fügte er äußerst sarkastisch hinzu.
»Daran ist gar nichts Geheimnisvolles«, erwiderte Jeff überraschenderweise. »Sie können sie umsonst haben, wann immer Sie
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