Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
angesprochen fühlte, streckte die Hand aus. »Zeig mir dieses Ding noch mal.« »Das werde ich nicht tun«, gab Harrison zurück und blickte ihm fest in die Augen.
    »He, was soll das denn.« Gleeds protestierende Stimme erstarb. Er stand einen Moment lang einfach da und starrte ins Leere, während sein Verstand die kühnsten Luftsprünge vollführte. »Mein Gott«, flüsterte er dann.
    »Genau«, sagte Baines. »Der kann Ihnen jetzt auch nicht weiterhelfen. Sie waren schwer von Begriff.«
    Während die vielfältigsten Ideen Gleed durch den Kopf schossen, flüsterte er seinem Begleiter heiser zu: »Komm, verschwinden wir von hier. Ich muß nachdenken. In Ruhe und aller Stille nachdenken.«
    Sie fanden einen winzigen Park mit Stühlen und Bänken und einem kleinen Springbrunnen, um den ein paar Kinder herumtobten. Sie suchten einen Platz, von dem aus sie die exotischen, fremden und farbenprächtigen Blumen gut sehen konnten, setzten sich und dachten eine Weile nach.
    »Für einen einzelnen bedeutete es das Märtyrertum, aber für eine ganze Welt…«, brachte Gleed nach einer Weile hervor. Seine Stimme zitterte, und er mußte um seine Fassung ringen, bevor er weitersprechen konnte. »Wenn man sich mal alle Implikationen dabei genau überlegt, dann könnte man verrückt werden.«
    Harrison schwieg.
    »Stell dir doch nur mal vor«, fuhr Gleed fort, »wir kehren zum Schiff zurück, und dieses schnaubende Rhinozeros Bidworthy gibt mir einen Befehl. Und ich blicke ihn gelassen an und sage einfach: ›Das werde ich nicht tun!‹ Entweder fällt er tot um, oder er sperrt mich in den Knast.«
    »Das täte dir mal ganz gut.«
    »Moment mal, ich bin noch nicht fertig. Jetzt stecke ich zwar im Knast, aber die Arbeit muß immer noch getan werden. Also sucht Bidworthy sich einen anderen. Dieses Opfer, ein Mitverschworener, blickt ihn nur kaltschnäuzig an und sagt: ›Das werde ich nicht tun!‹ Er fliegt auch in den Knast, und ich habe Gesellschaft. Bidworthy versucht es noch einmal. Und noch einmal. In unsere Arrestzellen passen maximal zwanzig Mann. Also weichen sie auf die Ingenieursmesse aus.«
    »Laß die Messe aus dem Spiel«, verlangte Harrison.
    »Sie benutzen also die Ingenieursmesse als Gefängnisraum«, fuhr Gleed geistesabwesend fort. Abgesehen davon lag ihm wirklich nichts daran, die Ingenieure schlecht zu machen. »Ziemlich bald ist auch die gerammelt voll mit Dienstverweigerern. Bidworthy schickt die Jungs immer noch der Reihe nach in den Knast – wenn ihm mittlerweile nicht ein paar Adern im Hirn geplatzt sind. Also kommen jetzt die Schlafsäle der Maschinisten an die Reihe.«
    »Warum hackst du ununterbrochen auf meinen Kumpels herum?«
    »Auch die werden bis unter die Decke mit Befehlsverweigerern vollgestopft.« Gleed begann diese sadistische Vorstellung zu genießen. »Und dann muß Bidworthy sich Eimer und Besen holen und auf den Knien das Deck schrubben, während Grayder, Shelton und die anderen uns bewachen. Inzwischen wird Sein Luftikus, der Botschafter, schon in der Kombüse damit beschäftigt sein, uns ein schmackhaftes Mahl zu bereiten. Vielleicht helfen ihm diese Jasager von Federfuchsern dabei.« Er stellte sich dieses Bild genüßlich vor und flüsterte dann: »Heiliger Himmel!«
    Ein bunter Ball purzelte ihm direkt vor die Füße. Er bückte sich und hob ihn auf. Sofort kam ein vielleicht siebenjähriger Junge herbeigerannt und sah ihn ernst an.
    »Gib mir bitte den Ball zurück!«
    »Das werde ich nicht tun!« sagte Gleed und hielt den Ball fest. Wenn er erwartet hatte, Tränen, Enttäuschung oder Wut zu sehen, wurde er enttäuscht. Das Kind zuckte nur enttäuscht die Achseln und ging davon.
    »Hier hast du ihn, Kleiner«, rief er und warf dem Jungen den Ball zu.
    »Danke schön!« Der Kleine ergriff ihn und lief davon.
    »Was würde geschehen«, grübelte Harrison, »wenn jeder Bürger des Reiches, von Prometheus bis nach Kaldor Vier, in dieser gesamten Raumsphäre von achtzehnhundert Lichtjahren Durchmesser, seine Einkommenssteuererklärung bekommt, sie zerreißt und sagt: ›Ich werde nicht bezahlen.‹ Was würde dann geschehen?«
    »Wir bräuchten ein zweites Universum für die Strafgefangenen und ein drittes für die Wärter.«
    »Reinstes Chaos würde herrschen«, fuhr Harrison fort. Er deutete auf den Brunnen und die Kinder, die dort spielten. »Aber hier herrscht kein Chaos. Jedenfalls sehe ich keins. Das bedeutet, daß die Leute hier in ihren Verweigerungen nicht übertreiben. Sie

Weitere Kostenlose Bücher