Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
die in einer dicken Fleischbrühe schwammen. »Hier, Gerry. Setz dich.«
    Ich schaute den Stuhl an. »Darauf etwa?«
    »Natürlich.«
    »Ich nicht«, sagte ich. Ich nahm den Teller und lehnte mich gegen die Wand.
    »He«, sagte er nach einiger Zeit. »Nicht so schnell. Wir haben alle schon genug von dem Eintopf gegessen. Niemand wird dir was wegnehmen. Iß langsamer!«
    Ich aß noch schneller und war fast fertig, als alles wieder hoch kam. Dann prallte aus irgendeinem Grund mein Kopf gegen die Kante des Hockers. Ich ließ Teller und Löffel fallen und sackte zusammen. Ich fühlte mich richtig schlecht.
    Lone kam herüber und sah nach mir. »Tut mir leid, mein Junge«, sagte er. »Janie, machst du bitte sauber?«
    Direkt unter meinen Augen verschwand die ganze Kotze. Ich gab nichts darum, mir war inzwischen alles egal. Ich fühlte die Hand des Mannes an meinem Nacken; er streichelte mir übers Haar.
    »Beanie, hol ihm eine Decke. Und dann gehen wir alle schlafen, er braucht ein bißchen Ruhe.« Ich fühlte, wie er die Decke um mich schlang und war schon, eingeschlafen, bevor er mich auf den Boden gelegt hatte.
    Ich weiß nicht, wieviel später es war, als ich aufwachte. Ich wußte nicht, wo ich war, und das erschreckte mich. Ich hob den Kopf und sah die schwache Glut in der Feuerstelle. Lone lag dort ausgestreckt in seinen Kleidern. Janies Staffelei stand in der rötlichen Dunkelheit wie ein großes räuberisches Insekt. Ich sah, wie Baby den Kopf aus der Wiege hob, konnte aber nicht sagen, ob es mich anstarrte oder nicht. Janie lag neben der Tür auf dem Boden, die beiden Zwillinge auf dem alten Tisch. Außer dem leicht auf und ab wackelnden Kopf Babys bewegte sich nichts.
    Ich stand auf und sah mich in dem Zimmer um. Nur ein Zimmer, nur eine Tür. Als ich darauf zuschlich und an Janie vorbeikam, öffnete sie die Augen.
    »Was ist los?« flüsterte sie.
    »Das geht dich nichts an«, antwortete ich. Ich ging zur Tür, als ob nichts wäre, beobachtete sie aber dabei. Sie machte gar nichts. Genau wie beim ersten Mal war die Tür fest verschlossen, und ich kriegte sie nicht auf.
    Ich ging zurück zu Janie. Sie schaute mich einfach an und hatte überhaupt keine Angst. »Ich muß mal für kleine Jungs«, sagte ich ihr. »Ach so«, meinte sie. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?« Plötzlich grunzte ich und faßte mir an den Bauch. Das Gefühl, das ich hatte, kann ich nicht beschreiben. Ich benahm mich, als ob es weh täte, aber das tat es gar nicht. So ein Gefühl hatte ich noch nie zuvor gehabt.
    »Okay«, sagte Janie, »leg dich wieder hin.«
    »Aber ich muß…«
    »Was mußt du?«
    »Nichts.« Das war wahr. Ich mußte gar nicht mehr. »Nächstes Mal sagst du mir rechtzeitig Bescheid. Mir macht das nichts aus.« Ich sagte nichts mehr und ging zu meiner Decke zurück.
    »Ist das alles?« sagte Stern. Ich lag auf der Couch und betrachtete die graue Decke. »Wie alt bist du?« fragte er.
    »Fünfzehn«, sagte ich verträumt. Er wartete, bis für mich die Decke wieder zur Decke wurde und ich auf dem Fußboden eine Brücke sah und Stehlampen und einen Schreibtisch und einen Stuhl, auf dem Stern saß. Ich setzte mich auf und hielt meinen Kopf einen Moment lang fest, dann sah ich Stern an. Er spielte mit seiner Pfeife und schaute zurück.
    »Was haben Sie mit mir gemacht?«
    »Das habe ich dir doch schon erklärt. Ich mache hier überhaupt nichts. Du tust es.« »Sie haben mich hypnotisiert.« »Das habe ich nicht.« Seine Stimme klang ruhig; er sprach die Wahrheit. »Was war es dann, he? Es war…, als ob ich alles noch einmal von vorn erlebt hätte.«
    »Alles?«
    »Alles.« Ich erschauderte. »Jede verdammte Einzelheit. Was war das?«
    »Jeder fühlt sich danach besser. Jetzt kannst du es dir alles vorstellen, so oft du willst, und jedesmal, wenn du daran denkst, wird es ein bißchen weniger weh tun. Du wirst es ja sehen.«
    Zum ersten Mal seit Jahren war ich wieder verblüfft. Ich grübelte darüber nach, und dann fragte ich: »Wenn ich das allein tat, wieso ist es mir dann nicht eher passiert?«
    »Weil man jemanden dazu braucht, der einem zuhört.« »Zuhören? Habe ich geredet?« »Wie ein Wasserfall.« »Über alles, was passierte?« »Wie soll ich das wissen? Ich war ja nicht dabei, nur du.« »Glauben Sie mir denn das alles? Diese verschwindenden Kinder und der Hocker und so?« Er zuckte die Achseln. »Es ist nicht meine Aufgabe, zu glauben oder nicht zu glauben. War es Wirklichkeit für dich?« »Mann, ja, zum

Weitere Kostenlose Bücher