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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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fortgelaufen«, sagte das Mädchen. »Sie gaben ihm genug zu essen, aber niemand kümmerte sich um ihn.«
    Genau das hat sie gesagt – »niemand kümmerte sich um ihn«.
    Ich öffnete die Tür, und kalte Luft strömte herein. »Du Arsch«, sagte ich zu dem Mann, »du bist von der Schule.«
    »Janie, mach die Tür zu«, sagte der Mann. Das Mädchen hinter der Staffelei bewegte sich nicht, aber die Tür schlug mit lautem Knall zu. Ich versuchte, sie wieder zu öffnen, aber sie gab nicht nach. Ich stieß ein Wutgeheul aus und zerrte daran.
    »Ich glaube, du solltest in der Ecke stehen«, sagte der Mann. »Stell ihn in die Ecke, Janie.«
    Janie schaute mich an. Einer der dreibeinigen Schemel kam auf mich zugeflogen. Er hing mitten in der Luft und drehte sich, dann stieß er mich mit der Sitzfläche an. Ich sprang zurück, doch der Schemel folgte mir. Ich wich zur Seite aus, und das war die Ecke. Der Hocker kam näher. Ich versuchte, ihn auf den Boden zu schlagen und tat mir nur die Hand weh. Ich duckte mich, und er sank herab. Ich stützte eine Hand auf ihn und versuchte, mich über ihn hinwegzuschwingen, aber er fiel zu Boden – und ich mit ihm. Ich rappelte mich hoch und stellte mich zitternd in die Ecke. Der Hocker richtete sich auf und sank vor mir auf den Boden.
    »Danke, Janie«, sagte der Mann. Dann drehte er sich zu mir um. »Du bleibst jetzt dort stehen und bist ruhig. Mit dir beschäftige ich mich später. Du hättest nicht so viel Blödsinn machen sollen.« Dann sagte er zu dem Baby: »Hat er irgend etwas, was wir brauchen können?«
    Wieder gab das Mädchen die Antwort. »Sicher«, sagte sie. »Er ist derjenige.«
    »Nun«, sagte der Mann. »Weißt du was?« Er kam zu mir herüber. »Du kannst hier wohnen bleiben. Ich bin nicht von der Schule, Gerry, und ich werde dich niemals dort abliefern.«
    »Puh, Mann.«
    »Er haßt dich«, sagte Janie.
    »Was kann ich dagegen tun?« wollte er wissen.
    Janie wandte ihren Kopf zu der Wiege mit dem Baby. »Gib ihm zu essen.« Der Mann nickte und machte sich am Feuer zu schaffen.
    Unterdessen stand das kleine Negermädchen immer noch an seinem Platz und schaute mich aus ihren großen, runden Augen unverschämt an. Janie ging zu ihrer Staffelei zurück, und das Baby lag da wie zuvor, also starrte ich zurück. »Was zum Teufel glotzt du so?« fuhr ich das kleine Negermädchen an.
    Sie grinste und sagte: »Gerry ho‐ho« – und dann verschwand sie. Ich meine damit, sie verschwand wirklich, wie eine ausgeblasene Kerzenflamme, nur ihre Kleider blieben zurück, wo sie gewesen war. Ihr Kleidchen blähte sich auf und sank in einem kleinen Häuflein auf den Boden. Genauso war es. Sie war verschwunden.
    »Gerry hi‐hi«, hörte ich dann. Ich schaute auf, und da war sie wieder, splitternackt hingekauert auf einen kleinen Felsvorsprung direkt unter dem Dach. In der gleichen Sekunde sah ich sie wieder verschwinden.
    »Gerry ho‐ho«, sagte sie. Nun war sie oben auf den Truhen, die als Vorratsregale dienten, genau am entgegengesetzten Ende des Raumes.
    »Gerry hi‐hi!« Jetzt war sie unter dem Tisch. »Gerry ho‐ho!« Diesmal war sie direkt neben mir in der Ecke.
    Ich schrie und hatte Angst und versuchte, ihr aus dem Weg zu kommen und stieß den Stuhl um. Ich hatte Angst und schreckte zurück, und dann war das kleine Mädchen verschwunden.
    Von seinem Arbeitsplatz neben dem Feuer blickte der Mann über die Schulter. »Kinder, hört mit dem Unsinn auf«, sagte er. Es wurde ruhig, und dann kam das Mädchen langsam unter dem Bretterregal hervorgekrochen, ging zu ihrem Kleid und zog es an. »Wie hast du das gemacht?« wollte ich wissen. »Ho‐ho«, sagte sie. »Das ist einfach«, sagte Janie. »In Wirklichkeit sind es Zwillinge.«
    »Oh«, sagte ich. Dann kam aus dem Dunkeln ein zweites Mädchen und stellte sich neben das andere. Sie sahen beide genau gleich aus. Seite an Seite standen sie dort und starrten mich an. Diesmal ließ ich sie starren.
    »Sie heißen Bonnie und Beanie«, sagte das Mädchen mit der Staffelei. »Das ist Baby und das« – sie deutete auf den Mann – »das ist Lone. Und ich bin Janie.«
    Ich wußte nicht, was ich darauf antworten sollte, also sagte ich: »Ach ja?«
    »Wasser, Janie«, sagte Lone und hielt einen Topf hoch. Ich hörte Wasser rauschen, sah aber keins. »Das ist genug«, sagte er dann und hängte den Topf über das Feuer. Er brachte einen gesprungenen chinesischen Teller und gab ihn mir. Er war voller Fleischstücke, Kartoffeln und Möhren,

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