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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Teufel!« »Nun, allein darauf kommt es an. Wohnst du dort, bei all diesen Leuten?« Ich biß einen Fingernagel ab, der mich aufgeregt hatte. »Nicht lange. Nicht mehr, seitdem Baby drei war.« Ich sah ihn an. »Sie erinnern mich an Lone.« »Warum?« »Das weiß ich nicht. Nein, Sie erinnern mich doch nicht an ihn«, fügte ich plötzlich hinzu. »Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe.« Ich brach abrupt ab.
    Die Decke war grau und die Lampen trübe. Ich hörte das Mundstück der Pfeife gegen seine Zähne klicken. Lange Zeit lag ich da, einfach so.
    »Es passiert nichts«, sagte ich ihm. »Was erwartest du denn?« »Das es so ist wie vorher.« »In dir steckt etwas, das hinaus will. Laß es einfach kommen.« Es war, als ob eine rotierende Trommel in meinem Kopf steckte, und darauf waren Fotos von den Orten und Dingen und Leuten, hinter denen ich her war. Und es erschien, als ob sich die Trommel sehr schnell drehte, so daß ich ein Bild nicht von dem anderen unterscheiden konnte. Ich ließ sie anhalten, und sie stoppte an einer leeren Stelle. Ich setzte sie wieder in Drehung und hielt sie erneut an.
    »Es passiert nichts,« sagte ich.
    »Baby ist drei«, wiederholte er.
    »Ah«, sagte ich, »das.« Ich schloß die Augen.
    Das mochte es sein. Macht, Sicht, Nacht, Licht. Ich mochte die Sicht eines Lichts in der Nacht haben. Vielleicht war es das Baby. Vielleicht war es, weil ich in der Nacht wegen dem Licht das Baby sah…
    Nacht um Nacht lag ich auf dieser Decke, viele Nächte aber auch nicht. In Lones Haus war immer etwas los. Manchmal schlief ich tagsüber. Ich glaube, die einzige Zeit, wo alle gleichzeitig schliefen, war, wenn jemand krank wurde – wie ich, als ich hier ankam. Es war immer ziemlich dunkel im Raum, egal, ob Tag oder Nacht, das Feuer brannte, und die beiden gelben Glühbirnen hingen an ihren Drähten von der Batterie. Wenn ihr Licht zu trübe wurde, sah Janie die Batterie eine Weile an, und es wurde wieder hell.
    Janie tat alles, was getan werden mußte und wozu die anderen keine Lust verspürten. Aber auch alle anderen taten etwas. Lone war ziemlich oft draußen. Manchmal ließ er sich von den Zwillingen helfen, aber man vermißte sie nie, da sie mit einem Bäng! da oder dort wieder zurück sein konnten. Und Baby blieb immer in seiner Wiege liegen.
    Ich selbst arbeitete auch. Ich hackte Holz für das Feuer, stellte ein paar neue Regale auf und ging danach manchmal mit Janie und den Zwillingen schwimmen. Und ich sprach mit Lone. Ich tat nichts, was die anderen nicht hätten auch tun können, aber sie taten alle etwas, was ich nicht konnte. Deshalb war ich die ganze Zeit über wütend. Aber ich hätte sowieso nicht gewußt, was ich mit mir anfangen sollte, wenn ich nicht ständig wegen diesem oder jenem wütend gewesen wäre. Das hielt uns aber nicht davon ab, uns zu verkolleinen . Verkolleinen, das war das Wort, das sie benutzte. Sie hatte es von Baby. Sie sagte, es bedeute soviel wie mit jedem eins sein, obwohl jeder etwas anderes macht. Zwei Arme, zwei Beine, ein Körper, ein Kopf, das alles arbeitete zusammen, obwohl ein Kopf nicht gehen und Arme nicht denken können. Lone meinte, das Wort setze sich vielleicht aus ›vereinen‹ und ›Kollektiv‹ zusammen, aber ich glaube nicht daran, daß er davon überzeugt war. Das Wort bedeutete viel mehr.
    Baby redete die ganze Zeit über. Es war wie ein Sender, der vierundzwanzig Stunden am Tag arbeitet und den man immer empfangen kann, wenn man einschaltet. Man empfing ihn aber auch, wenn man abgeschaltet hatte. Wenn ich sage, daß er redete, meine ich das nicht so genau. Er gab meist Zeichen. Man könnte glauben, diese ungewissen, verschwommenen Bewegungen von Händen, Armen, Beinen und Kopf hätten nichts zu bedeuten, aber das stimmt nicht. Es war so ähnlich wie Morsen, nur anstatt eines Tons ein Zeichen. Auf jeden Fall steckten seine Bewegungen voller Gedanken.
    Ich meine, daß er zum Beispiel die linke Hand abspreizte und die rechte hob und schüttelte und mit der linken Ferse auf den Boden stieß, und das bedeutete dann: ›Jeder, der glaubt, daß ein Spatz kein schöner Vogel ist, weiß überhaupt nicht, was solch ein Spatz sich eigentlich denkt.‹ Oder auch so etwas ähnliches.
    Lone konnte die Zeichen genausowenig wie ich verstehen. Die Zwillinge konnten es, aber sie gaben nichts darum. Gewöhnlich beobachtete Janie es die ganze Zeit über. Es wußte immer im voraus, was man fragen wollte, gab Janie dann die Antwort, und Janie sagte sie

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