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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Unterschied zwischen dieser Sitzung und der davor?«
    »Mann, das ist doch wohl klar. Bei der ersten habe ich etwas gefühlt. Das geschah alles wirklich mit mir. Aber diesmal – nichts.«
    »Was glaubst du, woran mag das liegen?«
    »Ich weiß es nicht. Sagen Sie es mir!«
    »Überlege doch einmal«, sagte er nachdenklich, »ob es nicht irgendein Erlebnis gibt, das so unangenehm war, daß du dich daran nicht zu erinnern wagtest.«
    »Unangenehm? Hören Sie mal, es ist unangenehm, wenn man sich zu Tode friert!«
    »Es gibt mehrere Arten von unangenehmen Erlebnissen. Manchmal ist gerade das, was man sucht und das alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen würde, so unerträglich, daß man nicht in seine Nähe kommen will. Oder versucht, es zu verstecken. Warte«, sagte er plötzlich, »vielleicht sind ›unangenehm‹ und ›unerträglich‹ nicht die richtigen Worte. Es kann etwas sehr Erstrebenswertes sein. Es ist nur so, daß du nicht darauf zu sprechen kommen willst.«
    »Ich will aber darauf zu sprechen kommen!«
    Er wartete, als ob er seine Gedanken ordnen müßte, und sagte dann: »Da ist irgend etwas an dem Satz ›Baby ist drei‹, das dich abstößt. Was ist es?«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich das wüßte.« »Wer hat das gesagt?« »Ich weiß nicht… eh…« Er grinste. »Eh?« Ich grinste zurück. »Ich sagte es.« »Na gut. Wann?« . Ich grinste nicht mehr. Er beugte sich vor und stand dann auf. »Was gibt es?« fragte ich. »Ich hätte nicht geglaubt, daß jemand so verrückt sein kann.« Ich sagte nichts. Er ging zum Schreibtisch hinüber. »Du willst überhaupt nicht weitermachen, nicht wahr?« »Nein.« »Angenommen, ich sage dir, daß du aufhören willst, weil du ganz nahe daran bist, das herauszufinden, was du wissen willst.« »Warum sagen Sie es denn nicht und warten, was ich tue?« Er schüttelte nur den Kopf. »Ich sage dir gar nichts. Du kannst ja gehen, wenn du willst. Dein Wechselgeld bekommst du zurück.« »Wie viele Leute hören auf, wenn sie ganz nahe am Ziel sind?« »Ziemlich viele.« »Nun, ich nicht.« Ich legte mich wieder.
    Er lachte nicht und sagte auch nicht: »Gut.« Er machte kein großes Getue, nahm lediglich den Telefonhörer ab und sagte: »Sagen Sie alle Verabredungen für diesen Nachmittag ab.« Dann setzte er sich wieder, dort, wo ich ihn nicht sehen konnte.
    Es war sehr still in seinem Zimmer. Er hatte es schalldicht isolieren lassen.
    »Warum, glauben Sie«, sagte ich, »hat Lone mich dort so lange wohnen lassen, da ich doch gar nichts von dem konnte, was die anderen Kinder auszeichnete?«
    »Vielleicht kannst du doch so etwas.«
    »O nein«, gab ich überzeugt zurück. »Ich versuchte es. Für ein Kind meines Alters war ich ziemlich stark, und ich wußte auch meinen Mund zu halten. Aber sonst unterschied ich mich in nichts von einem normalen Kind. Ich glaube auch nicht, daß ich mich jetzt von einem gewöhnlichen Kind unterscheide, außer bis auf die Erfahrungen, die ich bei Lone gewonnen habe.«
    »Hat irgend etwas davon zu tun mit dem Satz ›Baby ist drei‹?«
    Ich schaute zur grauen Decke hoch. »Baby ist drei. Baby ist drei. Ich ging zu einem großem Haus mit einer gewundenen Auffahrt, die unter eine Art Markise führte. Baby ist drei. Baby…«
    »Wie alt bist du?«
    »Dreiunddreißig«, sagte ich, und das nächste, was ich wieder, wußte, war, daß ich von der Couch aufsprang, als ob sie glühend heiß geworden sei, und zur Tür rannte.
    »Sei kein Dummkopf«, sagte Stern. »Willst du, daß ich einen ganzen Nachmittag verschwende?«
    »Was geht das mich an? Ich habe dafür bezahlt.«
    »Na gut, es ist deine Entscheidung.«
    Ich kam zurück. »Ich mag das alles nicht«, sagte ich.
    »Gut. Dann kommen wir der Sache schon näher.«
    »Weshalb habe ich dreiunddreißig gesagt? Ich bin keine dreiunddreißig, sondern fünfzehn. Und noch etwas…«
    »Ja?«
    »Das mit dem ›Baby ist drei‹. Na schön, ich sage es, aber wenn ich darüber nachdenke – es ist nicht meine Stimme.«
    »Genau wie dreiunddreißig nicht dein Alter ist?«
    »Ja«, flüsterte ich.
    »Gerry«, sagte er warm, »du brauchst keine Angst zu haben.«
    Ich bemerkte, daß ich zu schnell atmete. Ich riß mich zusammen. »Ich mag es nicht, mich an etwas zu erinnern, was ich mit der Stimme eines anderen gesagt habe«, meinte ich.
    »Schau«, erklärte er. »Die Arbeit eines Oberstübchenschnüfflers, wie du mich vor einiger Zeit genannt hast, ist nicht so, wie die meisten Leute sie sich vorstellen.

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