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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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»Verschwinde von hier, du Dreckspatz, oder ich rufe die Polizei«, kreischte sie. Dann schubste sie mich zurück, und ich fiel zu Boden.
    Ich kam wieder auf die Füße und ging auf sie los. Sie wich zurück und zog mir eine mit dem Besen über, als ich an ihr vorbeistürmte, aber wenigstens war ich jetzt drinnen. Die Frau stieß kleine schrille Schreie aus und kam mir nachgerannt. Ich nahm ihr den Besen weg, und dann sagte plötzlich jemand mit der quäkenden Stimme einer frisch gerupften Gans: »Miriam!«
    Ich erstarrte, und die Farbige wurde hysterisch. »Oh, Miß Kew, passen Sie auf! Er wird uns alle töten. Rufen Sie die Polizei und…«
    »Miriam!« keifte die Stimme, und Miriam verstummte.
    Oben auf der Treppe stand diese Frau mit einem Gesicht wie eine Backpflaume und einem spitzenbesetzten Kleid. Sie sah viel älter aus, als sie war, vielleicht weil sie ihren Mund so zusammenkniff. Ich glaube, sie war etwa dreiunddreißig – dreiunddreißig. Sie hatte böse Augen und eine kleine Nase.
    »Sind Sie Miß Kew?« fragte ich.
    »Das bin ich. Aber was hat diese… Invasion zu bedeuten?«
    »Ich muß mit Ihnen reden, Miß Kew.«
    »Sag nicht ›muß‹. Brust raus, und hör auf zu nuscheln!«
    »Ich rufe die Polizei«, sagte das Dienstmädchen.
    Miß Kew wandte sich zu ihr um. »Dafür ist immer noch Zeit, Miriam. Also, du kleiner Schmutzfink, was willst du?«
    »Ich muß mit Ihnen allein sprechen«, sagte ich.
    »Erlauben Sie das nicht, Miß Kew!« schrie die Farbige.
    »Sei still, Miriam. Junger Mann, ich habe dich schon einmal gebeten, nicht ›muß‹ zu sagen, sondern ›möchte‹. Wenn du etwas zu sagen hast, kannst du es vor Miriam tun.«
    »Scheiß drauf.« Sie schnappten beide nach Luft. »Lone hat es mir verboten«, sagte ich.
    »Miß Kew, Sie wollen ihn doch nicht etwa…«
    »Sei still, Miriam. Junger Mann, möchtest du dir bitte eine etwas gepflegtere Ausdrucksweise ange…« Dann wurden ihre Augen auf einmal kugelrund. »Wer, hast du gesagt?«
    »Lone.«
    »Lone.« Sie stand dort auf den Stufen und schaute auf ihre Hände. Dann sagte sie: »Miriam, das ist alles.« So wie sie das sagte, hätte man sie nicht für die gleiche Frau wie von vorhin gehalten.
    Das Dienstmädchen sperrte den Mund auf, aber Miß Kew deutete mit ihrem Zeigefinger hinaus, und diese Geste war so eindeutig wie ein auf einen gerichteter Gewehrlauf. Endlich begriff die Farbige.
    »He«, sagte ich, »hier ist Ihr Besen.« Ich wollte ihr ihn gerade zuwerfen, als Miß Kew mich ergriff und ihn mir aus der Hand nahm. »Dort hinein«, sagte sie.
    Sie ließ mich vorgehen. Wir kamen in ein Zimmer, das so groß wie unser Planschteich war. Überall waren Bücher, und die Platten der Tische waren mit Leder überzogen und hatten goldene Blumen an den Ecken.
    Sie deutete auf einen Stuhl. »Setz dich dorthin. Nein, warte einen Moment.« Sie ging zum Kamin, zog eine Zeitung aus einer Truhe und breitete sie auf dem Sitz des Stuhls aus. »Jetzt kannst du dich setzen.«
    Ich setzte mich auf das Papier, und sie zog einen anderen Stuhl heran, aber auf den legte sie kein Papier.
    »Was gibt es? Wo ist Lone?«
    »Tot«, sagte ich.
    Sie hielt den Atem an und wurde blaß. Dann starrte sie mich an, bis ihre Augen sich mit Tränen füllten.
    »Haben Sie was?« fragte ich sie. »Reden Sie schon, dann fühlen Sie sich gleich viel besser.«
    »Tot? Lone ist tot?«
    »Ja. Letzte Woche gab’s bei uns einen Wolkenbruch, und als er in der nächsten Nacht in dem starken Sturm hinausging, kam er an einer alten Eiche vorbei, die von den Fluten unterspült war, und der Baum kam auf ihn herunter.«
    »Kam auf ihn herunter«, flüsterte sie. »O nein… das ist nicht wahr!« »Doch, es ist wahr. Wir haben ihn heute morgen eingegraben. Wir konnten ihn nicht mehr länger herumliegen lassen, er fing an zu stin…«
    »Sei still.« Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
    »Was ist los?«
    »Es ist gleich vorüber«, sagte sie mit leiser Stimme. Sie stand auf und stellte sich mit dem Rücken zu mir vor den Kamin. Während ich wartete, daß sie zurückkam, zog ich meine Schuhe aus. Aber statt dessen sprach sie vom Kamin aus. »Bist du Lones kleiner Junge?«
    »Ja. Er sagte mir, ich solle hierher gehen.« »Ach, mein armer Junge!« Sie kam zurückgelaufen, und für eine Sekunde dachte ich, sie wollte mich in die Arme schließen, aber kurz vor mir blieb sie stehen und rümpfte die Nase ein wenig. »Wie… wie heißt du?« »Gerry«, sagte ich. »Nun, Gerry, würdest du es

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