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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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mögen, hier bei mir in diesem schönen, großen Haus zu wohnen und neue Kleider zu bekommen und all das?«
    »Na, darum geht es ja. Lone hat mir gesagt, ich solle zu Ihnen gehen. Er sagte, Sie hätten mehr Mäuse, als Sie ausgeben könnten, und außerdem schuldeten Sie ihm noch einen Gefallen.«
    »Einen Gefallen?« Sie schien betroffen zu sein. »Nun«, versuchte ich zu erklären, »er sagte, er hätte für Sie einmal etwas getan, und Sie sagten, eines Tages würden Sie ihm alles zurückzahlen, wenn Sie könnten. So war es.« »Was hat er dir noch darüber erzählt?« Ihre Stimme war jetzt wieder schrill. »Kein verdammtes Wort.« »Bitte, benutze diesen Ausdruck nicht mehr«, sagte sie und schloß die Augen. Dann öffnete sie sie wieder und nickte. »Ja, das habe ich versprochen, und ich werde mein Versprechen halten. Du kannst von nun an hier wohnen. Wenn du das überhaupt willst.«
    »Das spielt keine Rolle. Lone hat es mir gesagt.«
    »Du wirst hier glücklich sein«, sagte sie. Sie betrachtete mich von oben bis unten. »Dafür werde ich schon sorgen.«
    »Okay. Soll ich jetzt die anderen holen?«
    »Die anderen? – Auch Kinder?«
    »Ja. Ich bin nicht allein. Wir sind ‘ne ganze Bande, insgesamt fünf.«
    »Sag eine, nicht ›ne‹.« Sie lehnte sich in dem Sessel zurück, nahm ein lächerlich kleines Taschentuch und tupfte sich damit die Lippen ab. Dabei sah sie mich die ganze Zeit über an. »Erzähl mir etwas über diese… diese anderen Kinder.«
    »Nun, da ist Janie, sie ist elf, wie ich auch. Und Bonnie und Beanie sind acht, sie sind Zwillinge. Und Baby. Baby ist drei.«
    »Baby ist drei«, wiederholte sie.
    Ich schrie auf. Stern kniete sofort neben der Couch und hielt mit den Handflächen meinen Kopf; ich hatte ihn hin‐und hergeschlagen.
    »Guter Junge«, sagte er. »Du hast es gefunden. Du hast noch nicht herausgefunden, was es eigentlich ist, aber du weißt nun, wo es ist.«
    »Und ob«, sagte ich heiser. »Haben Sie Wasser?«
    Er flößte mir etwas Wasser aus einer Thermosflasche ein. Es war so kalt, daß es schmerzte. Ich lehnte mich zurück und ruhte etwas, so, als hätte ich gerade einen Berg bestiegen. »So etwas stehe ich nicht noch einmal durch«, sagte ich.
    »Willst du für heute aufhören?«
    »Was ist mit Ihnen?«
    »Ich mache so lange weiter, wie du willst.«
    Ich dachte darüber nach. »Ich würde gern weitermachen, aber so einen harten Brocken verkrafte ich jetzt nicht mehr. Wenigstens nicht im Augenblick.«
    »Wenn du noch einen ungenauen Vergleich hören willst«, sagte Stern, »die Psychiatrie ist wie eine Landkarte. Es gibt immer viele Wege, um von einem Punkt zum anderen zu gelangen.«
    »Ich nehme den Umweg«, meinte ich. »Die achtspurige Autobahn. Nicht den Feldweg über den Hügel. Meine Kupplung schleift. Wo muß ich abbiegen?«
    Er kicherte. Ich mochte den Klang seiner Stimme. »Einfach den Kiesweg entlang.«
    »Da war ich schon. Da ist eine Brücke fortgespült worden.«
    »Du bist auf dieser Seite der Brücke gewesen«, berichtigte er. »Jetzt fahre auf der anderen weiter.«
    »Daran habe ich nicht gedacht. Ich glaubte, ich müßte die ganze Strecke zurücklegen, Meter um Meter.«
    »Vielleicht mußt du das, vielleicht aber auch nicht. Aber wenn du alles andere hinter dich gebracht hast, wird es dir leicht fallen, auch die Brücke zu überqueren. Vielleicht ist die Brücke nicht von Wert, vielleicht aber doch. Das kannst du erst sagen, sobald du dich überall umgesehen hast.«
    »Also los.« Irgendwie war ich wirklich gespannt.
    »Darf ich dir einen Vorschlag machen?«
    »Sicher.«
    »Erzähle einfach«, meinte er. »Versuche dich nicht zu sehr in das hineinzusteigern, was du berichtest. Diese erste Episode, als du acht warst – das hast du noch einmal wirklich durchlebt. Über die zweite – die mit den Kindern – hast du nur berichtet. Die dritte, als du elf warst, spürtest du wieder. Jetzt erzähle einfach.« »In Ordnung.«
    Er wartete, sagte dann ruhig: »In der Bibliothek. Du hast ihr von den anderen Kindern erzählt.«
    Ich habe ihr erzählt… und dann sagte sie… und irgend etwas geschah, und ich schrie. Sie tröstete mich, und ich beschimpfte sie. Aber daran denken wir jetzt nicht. Es geht weiter.
    In der Bibliothek. Das Leder, der Tisch, und ob ich fähig bin, das mit Miß Kew zu tun, was Lone mir aufgetragen hat.
    Lone hatte gesagt: »Dort oben auf der Spitze des Hügels in den Heights lebt eine Frau. Hat den Namen Kew. Sie muß sich um euch kümmern. Du

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