Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
alles mögliche.«
    Wie um Longs Bemerkung zu illustrieren, verblaßte die bärtige Gestalt jetzt auf dem Bildschirm, und die Rißzeichnung eines Raumschiffes erschien. Hilders Stimme fuhr fort und wies auf Einzelheiten hin, die farbig hervorgehoben wurden. Jetzt erschien gerade das Kommunikationssystem des Schiffes in roter Farbe, dann die Lager‐räume, der Protonen‐Mikro‐Meiler des Antriebs, die kybernetischen Stromkreise…
    Dann tauchte wieder Hilder auf. »Aber das ist nur die Steuerkapsel des Schiffes. Was bewegt es? Was trägt es aus der Anziehungskraft der Erde heraus?«
    Alle wußten, was ein Raumschiff bewegte, aber Hilders Stimme war wie Rauschgift. Bei ihm klang das Antriebssystem eines Raumschiffes wie das Geheimnis der Jahrhunderte, wie eine Offenbarung. Selbst Rioz spürte das Prickeln der Spannung, obwohl er den größten Teil seines Lebens an Bord von Raumschiffen verbracht hatte.
    Hilder fuhr fort: »Die Wissenschaftler haben verschiedene Bezeichnungen dafür. Sie nennen es das Gesetz von Wirkung und Gegenwirkung. Manchmal nennen sie es auch Newtons Drittes Gesetz. Manchmal sagen sie Bewahrung des Trägheitsmomentes dazu. Aber wir brauchen gar keine Bezeichnung dafür. Wir können auch unseren gesunden Menschenverstand gebrauchen. Wenn wir schwimmen, schieben wir Wasser nach hinten und bewegen uns selbst nach vorne. Wenn wir zu Fuß gehen, drücken wir gegen den Boden und bewegen uns nach vorne. Wenn wir einen Kreiselskimmer fliegen, drücken wir Luft nach hinten und bewegen uns selbst nach vorne.
    Nichts kann sich nach vorne bewegen, wenn nicht etwas anderes nach hinten bewegt wird. Das ist ein altes Prinzip, und man könnte auch einfach sagen: ›Für nichts bekommt man nichts.‹
    Und jetzt stellen Sie sich ein Raumschiff mit einem Gewicht von hunderttausend Tonnen vor, das von der Erde startet. Um das zu bewerkstelligen, muß etwas anderes nach unten bewegt werden. Da ein Raumschiff extrem schwer ist, muß eine ganze Menge nach unten bewegt werden. Soviel, daß an Bord des Schiffes gar nicht genug Platz ist, um es unterzubringen. Man muß also ein Spezialabteil hinter dem Schiff bauen, um es aufzunehmen.«
    Wieder verblaßte Hilder vom Bildschirm, und das Schiff war wieder zu sehen. Es schrumpfte zusammen, und dahinter tauchte ein vorn abgeschnittener Kegel auf. In grellem Gelb erschien im Inneren des Kegels eine Schrift: MATERIAL, DAS WEGGEWORFEN WIRD.
    »Aber jetzt«, sagte Hilder, »ist das Gesamtgewicht des Schiffes viel größer. Man braucht noch mehr Treibstoff und immer noch mehr.«
    Das Schiff schrumpfte ungeheuer, und ein weiteres, größeres Gehäuse kam dazu, und dann noch eines, welches riesengroß war. Das eigentliche Schiff, die Steuerkapsel, war ein winziger Punkt auf dem Bildschirm, ein Punkt, der rot leuchtete.
    »Das lernt man doch schon im Kindergarten«, sagte Rioz.
    »Nicht die Leute, zu denen er spricht«, antwortete Long. »Die Erde ist nicht der Mars. Auf der Erde muß es Milliarden von Leuten geben, die nie ein Raumschiff gesehen haben; die keine Ahnung davon haben.«
    Und Hilder sagte: »Wenn das Material im Inneren des größten Gehäuses verbraucht ist, wird das Gehäuse gelöst. Es wird ebenfalls weggeworfen.«
    Das äußere Gehäuse löste sich, tanzte über den Bildschirm.
    »Und dann wird das zweite abgelöst«, sagte Hilder. »Und dann, bei einer langen Reise, wird auch noch das letzte abgestoßen.«
    Das Schiff war jetzt nur ein roter Punkt mit drei Gehäusen, die sich langsam im Weltraum verloren.
    Hilder sagte: »Diese Gehäuse repräsentieren hunderttausend Tonnen Wolfram, Magnesium, Aluminium und Stahl. Für die Erde sind sie für immer verloren. Der Mars ist von ›Müllsammlern‹ umgeben, wie sie sich nennen, die entlang der Raumrouten auf die abgestoßenen Gehäuse warten, sie einfangen, mit Brandzeichen versehen und sie für den Mars retten. Die Erde bekommt keinen Cent dafür. Sie sind Bergungsgut. Sie gehören dem Schiff, das sie findet.«
    Rioz sagte: »Wir riskieren unsere Investition und unser Leben. Wenn wir sie nicht auffangen, bekommt sie niemand. Was verliert also die Erde?«
    »Er spricht ja nur von den Kosten, die Mars, Venus und der Mond der Erde bereiten«, sagte Long. »Das ist einfach ein Verlustfaktor.«
    »Sie bekommen doch etwas dafür. Wir gewinnen jedes Jahr mehr Eisen.«
    »Und das meiste davon bleibt auf dem Mars. Wenn du seinen Zahlen glaubst, dann hat die Erde zweihundert Milliarden Dollar in den Mars investiert und nur

Weitere Kostenlose Bücher