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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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über die Erde. Nichts als totes Gewicht, weißt du.«
    »Nun, er ist dein Partner. Und – weil wir gerade von Partnern reden – ich glaube, ich geh jetzt wieder an die Arbeit. Wenn ich noch einen Fund verpasse, dann gibt es hier Mord und Totschlag.«
    Er schaltete ab, und Rioz lehnte sich zurück. Er beobachtete die gleichmäßige, grüne Linie des Pulsscanners. Dann schaltete er einen Augenblick lang den Mehrkanalscanner ein. Aber der Weltraum um ihn war immer noch leer. Er fühlte sich etwas besser. Eine Pechsträhne ist immer noch schlimmer, wenn die Müllmänner ringsum ein Gehäuse nach dem anderen bergen; wenn die Gehäuse scharenweise in die Schrottschmelzen von Phobos wandern und die Markierungen von allen möglichen Kollegen tragen – bloß die eigenen nicht. Aber immerhin hatte er seinen Ärger etwas abreagieren können.
    Es war ein Fehler gewesen, sich mit Long zusammenzutun. Es war immer ein Fehler, sich mit einem Anfänger zusammenzutun. Die bildeten sich immer ein, man wollte sich unterhalten, besonders Long, mit seinen ewigen Theorien über den Mars und seine große neue Rolle im Fortschritt der Menschheit. So sagte er das – der Fortschritt der Menschheit; die Marsianische Lebensphilosophie; die Neue Kreative Minderheit. Dabei wollte Rioz sich gar nicht unterhalten, er wollte nichts anders als einen Fund, ein paar Gehäuse, die ihnen gehörten.
    Nicht, daß er eine Wahl gehabt hätte. Long war auf dem Mars ziemlich gut bekannt und verdiente als Bergwerksingenieur ganz gut. Er war ein Freund von Kommissar Sankov und hatte schon ein oder zwei kurze Einsätze hinter sich. Man kann einen nicht einfach ablehnen, wenn er es einmal probieren will. Selbst wenn es einem komisch vorkam. Warum sollte eigentlich ein Bergwerksingenieur mit einem bequemen Job und einem guten Gehalt sich draußen im Weltraum herumtreiben wollen?
    Rioz stellte Long diese Frage nie. Die Partner in einem Müllsammelboot leben zu dicht aufeinander, als daß Neugierde wünschenswert wäre. Manchmal war sie sogar gefährlich. Aber Long redete so viel, daß er die Frage selbst beantwortet hatte.
    »Ich mußte hierher kommen, Mario«, hatte er gesagt. »Die Zukunft des Mars liegt nicht in den Bergwerken; sie liegt draußen, im Weltraum.«
    Rioz dachte darüber nach, wie es wohl sein würde, einmal alleine auf Fahrt zu gehen. Alle sagten, es wäre unmöglich. Selbst wenn man einmal von den verpaßten Chancen absah, wenn man nicht Wache halten konnte, weil man schlafen mußte, oder andere Dinge tun, war es allgemein bekannt, daß ein Mann alleine im Weltraum nach relativ kurzer Zeit unter unerträglichen Depressionen leiden würde.
    Wenn man einen Partner mitnahm, konnte man den Trip sechs Monate lang aushalten. Eine regelrechte Mannschaft wäre noch besser, aber auf einem Schiff, das groß genug war, eine komplette Mannschaft mitzunehmen, war kein Geld zu verdienen. Allein die Kosten für den Treibstoff!
    Selbst für zwei war es nicht gerade ein Vergnügen. Gewöhnlich mußte man nach jedem Trip die Partner wechseln, und mit manchen konnte man länger draußenbleiben als mit anderen. Zum Beispiel Richard und Canute Swenson. Sie taten sich alle fünf oder sechs Trips zusammen, weil sie Brüder waren. Und doch kam es dann jedesmal nach der ersten Woche zu Spannungen und Streit.
    Na ja. Draußen war nichts. Rioz würde sich etwas besser fühlen, wenn er jetzt in die Kombüse zurückging und die kleine Auseinandersetzung mit Long bereinigte. Schließlich war er der Erfahrenere und konnte dem anderen damit demonstrieren, daß er dem Reizklima eines Mülltrips besser gewachsen war.
    Er stand auf und ging die drei Schritte, die notwendig waren, um den kurzen, schmalen Korridor zu erreichen, welcher die beiden Räume des Raumschiffes miteinander verband.
     
     
3
     
    Wieder stand Rioz eine Weile unter der Türe und sah zu. Long konzentrierte sich ganz auf den flackernden Bildschirm. Schließlich brummte Rioz: »Ich dreh den Thermostat etwas höher.
    Es ist schon gut – wir können uns die Energie leisten.«
    Long nickte. »Wenn du Lust hast.«
    Rioz trat zögernd einen Schritt vor. Der Raum rings um sie war leer. Zum Teufel also damit, eine gleichmäßig grüne Linie anzustarren, die doch nicht ausschlug. »Wovon redet der Flachländer denn?« fragte er.
    »Hauptsächlich über die Geschichte der Weltraumfahrt. Alter Kram, aber er macht’s ganz gut. Richtig aufwendig macht er’s – Zeichentricks, Trickfotos, Standfotos aus alten Filmen,

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